0838 - Wo die Angst zu Hause ist
Palmen, ein leichter Wind, hübsche Mädchen und ein Essen, das…«
»Der Kaffee ist gleich durch. Wo stehen die Tassen?«
Mit diesen profanen Worten hatte mich Jane Collins wieder aus meinem Traum zurückgeholt. Ich bückte mich, schob eine Schranktür zur Seite und holte das Gewünschte hervor.
Jane zeigte sich von der netten Seite. Sie goß auch mir die Tasse voll. »Gehen wir in dein Büro oder bleiben wir hier?«
»Ich warte auf Sir James.« Das war keine Ausrede, denn auf seinen Plan setzte ich schon einen großen Teil meiner Hoffnungen für die Zukunft. Natürlich mußte ich auch Janes Kaffee loben, was bei ihr natürlich nicht gut ankam. Zwar bezeichnete sie mich nicht als Lügner, meinte jedoch, daß es eine Ausrede gewesen wäre, weil Glenda Perkins eben den besseren Kaffee kochte.
Bevor wir uns streiten konnten, kriegten wir Besuch. Sir James war es, der die Tür öffnete, Jane Collins begrüßte und schließlich hinter Glendas Schreibtisch seinen Platz fand. Ich schaute mir sein Gesicht an und suchte nach einem Ausdruck der Zufriedenheit in den Zügen, aber der Superintendent gab sich neutral.
»Nichts?« fragte ich.
»Das kann man nicht sagen.«
»Also doch?«
Sir James runzelte die Stirn. »Wir haben herausgefunden, daß dieser Henry O. Sellnick wieder eine dieser besonderen Beerdigungen durchführen will. Eine Leiche soll nach Polen überführt werden.«
»Wie bitte?«
»Sie haben sich nicht verhört, John. Eine Überführung nach Polen, in die Nähe von Warschau.«
Ich strich über mein Haar. »Himmel, wie soll das denn ablaufen? Technisch, meine ich.«
»Die Leiche wird mit dem Flieger bis Berlin geschafft und von dort aus in einen Zug umgeladen. Ich weiß nicht, weshalb sie nicht direkt bis Warschau geflogen sind, aber unsere Leute haben herausgefunden, daß es so ablaufen wird.«
Jane hatte etwas zu sagen. »Möglicherweise wollen die gar nicht bis Warschau und die Leiche irgendwo auf dem platten Land begraben.«
»Das kann auch sein.«
»Wer ist der Tote?« fragte ich.
Sir James hob die Schultern. »Sorry, aber das ist mir leider nicht bekannt.«
»Aber das andere steht fest.«
»Ja.«
»Und was soll ich dabei tun?«
Sir James lächelte. »Sie fragen wie ein Schüler den Lehrer, John. Es wäre doch gut, wenn Sie sich an die Fersen dieser Leiche heften würden. Ich habe schon erste Erkundigungen eingezogen. Die letzte Station auf deutschem Boden ist die Stadt Frankfurt an der Oder. Wäre es nicht sinnvoll, dort in den Zug zu steigen?«
Ich überlegte nicht lange. »Das wäre nicht schlecht. Bis Berlin fliegen, dann mit dem Leihwagen bis Frankfurt an der Oder fahren, aber warum soll ich nicht schon in Berlin einsteigen?«
»Könnten Sie natürlich auch, John. Ich befürchte nur, daß gewisse Leute Ihre Augen dort besonders gut aufhalten. Dieser Henry O. Sellnick kennt Sie schließlich.«
»Ist er dabei?«
»Wir hörten es.«
Ich dachte nicht lange nach. »Dann scheint es doch um eine größere Sache zu gehen.«
»Das befürchte ich auch, John.«
Ich nickte Jane an, die an der Wand lehnte, die leere Kaffeetasse in der Hand. »Hast du gehört, wie es laufen soll?«
»Klar.«
»Und? Bist du immer noch dabei?«
Sie lächelte. »Jetzt erst recht. Außerdem kennt mich Sellnick nicht. Und wir würden zu zweit weniger auffallen, denke ich. Oder siehst du das anders?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Eben.«
Sir James fragte etwas verwundert.
»Sie wollen John Sinclair tatsächlich begleiten?«
»Das hatte ich vor.«
Er hob die Schultern. »Ist vielleicht gar nicht schlecht, aber auch nicht ungefährlich.«
»Das ist es bei John nie«, erwiderte Jane lächelnd.
Sir James räusperte sich. »Nun ja, ich weiß, wie Sie es gemeint haben.« Er schaute auf die Uhr.
»Wir haben noch einige Vorbereitungen zu treffen.«
»Darf ich denn fragen, wann die Reise losgeht?«
»Morgen, denke ich. Es gibt heute noch einen Flug nach Berlin.«
»Haben Sie schon Tickets?«
»Die lasse ich besorgen.«
»Himmel!« rief Jane. »Dann muß ich mich beeilen. Packen, umziehen und… und…« In ihren Augen leuchtete beinahe Panik. »Wo treffen wir uns, John?«
»Am Airport.«
»Sie werden sich ja auf Jane Collins verlassen können, John?«
»Unbedingt.«
»Suko wäre mir trotzdem lieber gewesen.«
Ich enthielt mich eines Kommentars und erkundigte mich statt dessen, wie lange er Urlaub eingereicht hatte.
»Ich glaube, er will drei Wochen verschwinden und sich dann noch mal
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