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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unendlichen Bühne geworden.
    Es blieb nicht nur bei den rasant durch die Wolken fahrenden Blitzen und Lichterscheinungen. Um zwei Zentren huschten sie herum, als würden sie bewußt gesteuert, um eben diese Bögen schlagen zu können. Das fiel dem Beobachter nach wenigen Sekunden auf, und nur kurze Zeit später sah er auch den Grund.
    Zwei Augen erschienen in der dunklen Wolkenmasse.
    Rabanew war dermaßen überrascht, daß er den rechten Arm sinken ließ. Das gebogene Ende des Schürhakens kratzte über den Boden, bevor es zur Ruhe kam.
    Zwei Augen!
    Groß, breit auseinanderstehend, aber kein Gesicht, zu dem sie gehörten. Augen, die beobachteten und alles sahen, die ihn unter Kontrolle hielten.
    Rabanew versuchte herauszufinden, ob die Augen einem Menschen oder einem Tier gehörten. Er entschied sich für menschliche Augen. Sie sahen dunkel aus, mit einem Stich ins Bräunliche, was besonders in den Pupillen zu erkennen war.
    Es waren die Augen eines Suchenden und Wissenden. Sie allein starrten auf die Erde nieder, die waren dabei, gewisse Dinge auszuloten, um andere in Angst zu versetzen.
    Augen und Blitze, die noch immer um diese beiden Gegenstände herum zuckten. Allerdings hatten sie sich verändert. Sie waren weniger schnell geworden und bewegten sich nach ganz bestimmten Ritualen. Sie schoben sich von verschiedenen Seiten in die Wolken hinein, blieben dort stehen und bildeten ein Muster.
    Die Zeichnung erstarrte.
    Auch die Wolken trieben nicht mehr weiter. Zumindest sah es für Rabanew so aus.
    Warum nicht?
    Den Grund erkannte er sehr bald. Aus den Tiefen des Himmels schoben sich mächtige Hände hervor!
    Rabanew hielt den Atem an.
    Große, breite Hände. So mächtig, daß sie es mühelos schafften, das Haus von zwei Seiten zu umfassen und es zusammenzudrücken wie eine Streichholzschachtel.
    Der einsame Beobachter wurde mit diesem letzten Bild nicht fertig. Er wußte nicht, wie und wo er es einordnen sollte. Seiner Meinung nach lief einiges verkehrt. Er sah die Hände, erkannte auch die von ihnen ausgehende Drohung, nur kam er mit bestimmten Dingen nicht zurecht. Zwar hatten sie sich dem Haus von zwei Seiten genähert, sie erschienen ihm auch so groß wie die Abmessungen, doch sie erweckten nicht den Eindruck, als wollten sie das Haus zerstören. Die Hände kamen ihm eher wie ein Schutz vor.
    Rabanew fürchtete sich vor diesen Pranken. Er stellte sich vor, wie auch nur eine von ihnen nach unten glitt, sich dabei seinen Kopf als Ziel aussuchte und ihn in den hart gefrorenen Boden rammte.
    Genau das kam ihm so schrecklich vor. Eine Einbildung, auch ein Blick in die reale Zukunft?
    Er wußte es nicht. Rabanew beobachtete einzig und allein die Augen und die Hände. Obwohl sie so unterschiedlich waren, hatte er den Eindruck, als würden sie zusammengehören, als würden die Hände nur auf den Befehl der Augen warten, auf ein kurzes Zwinkern, um sich schließlich als Töter zu betätigen.
    Der Mann konnte nicht sagen, wieviel Zeit verstrichen war. Er stand vor dem Haus und starrte hoch in den Himmel, sah das erstarrte Muster der Blitze und weiterhin auch das Licht hinter dem Fenster strahlend schimmern.
    Allmählich löste sich sein innerer Druck. Er dachte plötzlich mehr wie ein Optimist. Wenn die Hände bisher nicht eingegriffen und das Haus zerstört hatten, warum sollten sie es in den folgenden Minuten tun? Rabanew hatte ich vorgenommen, sein Haus zu betreten und den Jungen zur Hölle zu schicken, davon konnten ihn auch nicht die Augen und die Hände abhalten.
    Er grinste.
    Es war das Startzeichen.
    Rabanew drückte seinen Schürhaken nach vorn und setzte sich in Bewegung. Er hatte nicht weit zu laufen, die Haustür und damit das Haus warteten auf ihn. Um seine Lippen hatte sich wieder das kalten Grinsen gelegt. Die Augen waren direkt auf die Tür gerichtet, aber bereits nach dem zweiten Schritt hörte er die Stimme.
    Einen Mund sah er nicht, auch kein Gesicht, die Stimme drang aus dem Nirgendwo. Der Sprecher, wenn er überhaupt real vorhanden war, mußte sich innerhalb der Wolkengebilde verborgen halten, aber er sah den Bärtigen sehr genau.
    »Ich werde nicht zulassen, daß großes Grauen Einzug hält. Ich will den Tod nicht. Ich werde versuchen, alles zu richten, denn ich bin der Gerechte…«
    Hallend klang die Stimme aus.
    Kein Wort mehr, nichts.
    Rabanew überlegte. Jemand hatte sich ihm gegenüber identifiziert. Er hatte sich als einen Gerechten bezeichnet. Sosehr der Mann auch nachdachte, er konnte

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