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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es sah aus wie mit Puder bedeckt.
    Er gab mir den Weg frei.
    »Danke«, sagte ich, riß die Abteiltür auf und schob mich in den Gang. Ich lief sofort nach rechts auf die Wagen hinter der Lok zu. Der Zug schaukelte. Da ich schnell ging, schaukelte ich mit. Einmal schaute ich über meine Schulter zurück.
    Raniel war nicht zu sehen.
    Es bereitete mir Mühe, mich von seinen Erklärungen zu lösen und an Jane Collins zu denken. Sie war mir momentan näher als die abstrakten Wesen der Finsternis.
    Ich hetzte durch den Wagen vor dem unseren, schaute dabei auch in die Abteile.
    Falls sie nicht leer waren, saßen darin nur die normalen Reisenden. Von Henry O. Sellnick sah ich ebensowenig wie von seinen beiden Leibwächtern.
    Noch einmal huschte ich über die Plattform, um in den Wagen zu gelangen, wo sich Jane aufhalten mußte. Das dritte oder vierte Abteil, davon hatte sie gesprochen.
    Mein Herz klopfte schneller. Die Beretta hatte ich etwas gelockert. Ich war bereit, alles einzusetzen, um sie aus den Klauen zu befreien. Zum Glück gab es eine Waffe, auf die die Kreaturen der Finsternis reagierten. Mein Kreuz holte sie aus ihrem Versteck hervor. Sie fürchteten sich davor, und deshalb hatte ich es auch vor die Kleidung gehängt.
    Ich riß die Tür zum Gang hin auf. Abwarten, kurz Luft holen. Der Blick nach vorn. Ein leerer Gang empfing mich.
    Ich ging weiter.
    Diesmal nicht schnell, langsam und abwartend, schleichend. Der Blick in das erste Abteil.
    Es war leer.
    Zwei Schritte weiter schaute ich in das nächste, hatte schon die Ohren gespitzt, um jedes Wort mitzubekommen. Ich hörte nur die üblichen Fahrgeräusche, und draußen vor den Scheiben huschten die dunklen Umrisse einer Schattenlandschaft vorbei, nur hin und wieder von einem erleuchteten Signal unterbrochen.
    Das dritte oder vierte, hatte Jane gesagt.
    Vor dem dritten stand ich. Die Vorhänge waren zugezogen. Die Lappen bewegten sich leicht. Es gab Zwischenräume, durch die ich schauen konnte. Es brannte auch Licht im Abteil, aber ich hörte nichts und sah auch keine Bewegung.
    War ich zu spät gekommen?
    Ich riß die Tür auf.
    Sie schlug gegen den Stopper, raste wieder zurück, traf mich aber nicht, denn ich hatte bereits das Abteil betreten.
    Es war leer!
    ***
    Ich schrie nicht, ich trampelte nicht, ich schlug auch nicht mit den Fäusten gegen die Sitze oder vor die Wände. Ich stand einfach nur da, hielt den Kopf gesenkt und war wahnsinnig enttäuscht. Hätte ich es mir denken, hätte ich damit rechnen müssen, daß Jane sich hier nicht mehr aufhielt?
    Nein, ich hatte sie in diesem Abteil erwartet, ich wußte auch instinktiv, daß es das richtige war, hier hatten sich Personen aufgehalten, das war tatsächlich zu riechen, aber sie waren weg, und sie hatten keine sichtbaren Spuren hinterlassen.
    Ich ging vor bis zum Fenster und drückte meine Stirn gegen die kühle Scheibe.
    Wem sollte ich die Schuld geben?
    Mir selbst, Janes Dickkopf? Oder Raniel, der erschienen war und mich aufgehalten hatte?
    Es war mein Fehler gewesen, Jane Collins gehenzulassen. Sie hätte bei mir bleiben müssen, dann wäre das alles nicht passiert. Aber sie hatte sich wieder einmal durchsetzen müssen, und ich spürte, wie Wut und Zorn in mir hochstiegen.
    In diese beiden Gefühle hinein tauchte die wahnsinnige Enttäuschung darüber, versagt zu haben.
    Und ausgerechnet an einer entscheidenden Position.
    Nur allmählich gelang es mir, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Ich brauchte mich nur umzusehen, um zu wissen, wo ich mich befand. In einem Zug, in einer auf Rädern durch die Gegend rollenden Insel, die so leicht niemand verlassen konnte. Auch Sellnick mit seinen Leuten nicht.
    Mochte er eine Kreatur der Finsternis sein, aber die Tür zu öffnen und einfach hinauszuspringen, das war eigentlich nicht möglich, weil die Türen während der Fahrt in den moderneren Zügen nicht geöffnet werden konnten. Sie blieben während der Fahrt verschlossen.
    Wenn das alles so stimmte, dann konnte sich Jane durchaus noch im Zug befinden. Man hatte sie also nur woanders hingeschafft. Welche Möglichkeiten gab es da?
    Freiwillig war Jane bestimmt nicht mit den Männern gegangen. Sie hatten sie also stumm machen müssen, wobei ich stumm nicht mit tot verglich, aber Jane mußte mundtot sein, denn sonst hätten ihre Schreie andere Menschen anlocken können.
    Wo sollte ich anfangen zu suchen? Vielleicht auf den Toiletten?
    Sie waren eng, nicht mehr als kleine Kammern. Dort konnte eine Person für

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