0839 - Das große Feuerwerk
Bluff stellte sich bockig, und Viana tat es ihm gleich. Casalle stieß beiden den Lauf der Waffe in den Rücken und trieb sie vor sich her.
Das Schott öffnete sich. Draußen war greller Lichtschein. „Hinaus!" herrschte Casalle seine Gefangenen an.
Er mußte abermals mit der Waffe nachhelfen. Von selbst gingen sie nicht. Bluff Pollards Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Selbst mit gefesselten Händen konnte er Casalle womöglich angreifen. Aber Casalle stand hinter ihm, in sicherem Abstand, wie Bluff sich mit einem kurzen Seitenblick vergewisserte. Casalle war auf der Hut. Schlimmer noch: Er war ein kaltblütiger Mörder! Bluff spürte den bitteren Geschmack der Ohnmacht. Er konnte nichts tun. Er mußte warten, bis die Lage sich änderte.
Dann begann Trevor Casalle zu sprechen. „Hört mir zu!" rief er. „Ihr glaubt, ihr hättet mich in einer Falle..."
Bluff hörte jedes seiner Worte, und jedes Wort brannte sich in seine Seele ein. Plötzlich aber hörte er: „Diesen Leuten muß ich klarmachen, daß sie sich irren!"
Für den Bruchteil einer Sekunde weigerte sich der Verstand, das Ungeheuerliche zu begreifen. Casalle wollte einen Menschen töten, nur um zu beweisen, daß ihm das Leben eines Menschen nichts bedeutete.
Noch wußte Bluff nicht, wer das Opfer sein sollte, da sah er Trevor Casalles Hand nach Viana greifen, das Mädchen packen und vorwärts stoßen. „Nein ...!" gellte von irgendwoher ein Schrei.
Da handelte Bluff. Er tat es nicht koordiniert oder mit irgendeiner Taktik im Sinn. Er explodierte. Mit einem wilden Schrei wirbelte er herum, zerriß die Handfesseln und fiel Trevor Casalle an. Die Entladung des Blasters fauchte dicht vor seinem Gesicht vorbei. Er hat Viana getötet! hämmerte es in Bluffs Bewußtsein. Er hat sie umgebracht!
Der Haß, der ihn erfüllte, hatte nichts Menschliches mehr an sich.
Mit gesenktem Schädel rannte der Junge gegen Casalle an. Casalle stutzte - nur eine Zehntelsekunde lang, weil es ihm unverständlich war, daß jemand ohne die geringste Aussicht auf Erfolg ihn angriff -aber gerade dieses kurze Zögern gab Bluff die einzige Chance in diesem ungleichen Kampf.
Casalle drückte ein zweites Mal ab. Der Schuß fuhr haarscharf an dem Angreifer vorbei. Casalle wirbelte die Waffe in der Hand herum und schlug mit dem Kolben gegen den Schädel des Jungen. Bluffs ungestümer Vorstoß aber war so blitzschnell, daß die Waffe ihr Ziel verfehlte und der Schlag nur die Schulter traf.
Der Junge rammte Casalle den Schädel in den Leib. In dem Aufprall stak alle Energie, die seine unmenschliche Wut hergab. Die beiden Kämpfer gingen zu Boden. Casalle hielt den Blaster mit hartem Griff umklammert und hämmerte mit ihm auf Bluff ein. Jeder andere wäre unter den mörderischen Schlägen zusammengebrochen. Aber Bluff empfand längst keinen Schmerz mehr. Er kämpfte mit der Verbissenheit einer Maschine, die nicht abgestellt werden konnte. Und in seinem Verstand hämmerten immer wieder die Gedanken: Er hat Viana umgebracht.
Er unterlief einen von Casalles Schlägen. Mit übermenschlicher Kraft bog er den Arm nach hinten.
Casalle schrie auf. Der Blaster entfiel der schlaffen Hand. Bluff hatte ihm den Arm ausgekugelt.
Der Junge fuhr dem Gegner an die Kehle. Wie die Backen eines Schraubstocks legten sich die Hände um Casalles Hals. Casalle fuchtefte mit dem unverletzten Arm, aber unter dem mörderischen Würgegriff ging ihm rasch die Kraft aus.
Wie aus weiter Ferne hörte Bluff aufgeregte Stimmen. Er wußte nicht, daß sie ihm galten. Er hatte Casalle zu Boden gezwungen. Er sah das Gesicht des Feindes anschwellen und blau werden. Er spürte, wie jemand nach seinen Händen griff, wie ihm die Finger zur Seite gebogen wurden. Plötzlich war eine vertraute Stimme dicht neben seinem Ohr. „Hör auf, Junge! Er hat sein Teil! Mach dir die Finger an ihm nicht schmutzig. Viana lebt!"
Da gab Bluff Pollard endlich auf. Er lockerte den Griff um den Hals des Gegners. Er kehrte in die Wirklichkeit zurück. Mit einemmal empfand er die Schmerzen, die Casalles Schläge ausgelöst hatten. Die Lungen brannten. Er schnappte nach Luft.
Und plötzlich wurde ihm schwarz vor den Augen. Er kippte zur Seite und verlor das Bewußtsein.
*
Zwei Stunden später hatte NA-THAN auch die Service-Funktionen für die inneren Sektoren von Imperium-Alpha reaktiviert. Das Mädchen Viana, Trevor Casalle und Bluff Pollard wurden von Medo-Ro-botern in eine nahegelegene Intensivstation transportiert und dort
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