Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Schutz gab. Da konnten wir dann lange suchen, bis wir sie fanden.
    Jane hatte noch ihre Handtasche geholt und fragte mich nach dem Gepäck. Sie war schnell gelaufen und deshalb außer Atem.
    »Laß es drin.«
    »Verzichtest du…«
    Ich ließ sie nicht ausreden. »Was ich mitgenommen habe, ist keine Haute Couture. Die Firma wird sich freuen, wenn ich mal wieder eine Spesenrechnung präsentiere.«
    »Und an mich denkst du nicht?«
    Ich stand schon auf der Stufe und schaute zurück. Diesmal grinste ich sogar. »Wie ich dich kenne, bist du doch froh, dir wieder neue Garderobe kaufen zu können.«
    »Ha, ha.«
    Sie war auch dick genug angezogen. Der gefütterte dreiviertellange Mantel wärmte, und Jane stellte noch den Kragen hoch.
    Es war windig und naßkalt. Ein unangenehmes Wetter. Der Zug hatte trotz der Notbremsung die Schienen nicht verlassen. Er stand auf einem Bahndamm, der glücklicherweise breit genug war, damit wir uns auf ihm bewegen konnten. Auch der Lokführer hatte seinen Arbeitsplatz verlassen.
    Mit schwenkender Taschenlampe lief er an der Wagenreihe entlang und fluchte wie ein Rohrspatz.
    Wahrscheinlich suchte er die Person, die die Notbremse gezogen hatte. An seiner Seite hielt sich ein Schaffner oder Kontrolleur auf, der am letzten Halt zugestiegen war.
    Sie befragten die Fahrgäste und würden auch bald zu uns kommen.
    Ich fragte mich, wo wir steckten. Auch Jane wußte darauf keine Antwort. »Irgendwo zwischen Berlin und Moskau«, meinte sie.
    »O ja, wie schön.«
    »Wir werden weiterfahren, denke ich.« Sie hauchte in ihre Hände. »Es fragt sich nur, ob unsere Freunde mit von der Partie sind.«
    »Das glaube ich schon.«
    »Wieso?« Sie ließ die Hände sinken. Über ihrer Nasenwurzel erschien eine Falte. »Glaubst du denn, daß Sellnick und seine Killer uns laufenlassen werden? Die wissen doch jetzt, daß wir informiert sind, und da geht ihnen der Hut hoch. Sie werden uns einfach aus dem Weg schaffen müssen, wollen sie noch etwas retten.«
    »Dann stehen wir genau richtig.«
    »Wie meinst du?«
    »Auf der Abschußliste.« Jane deutete gegen die hellen Fenster. »Oder wie auf dem Präsentierteller. Du kannst es dir aussuchen, John.«
    »Es sind zu viele Zeugen in der Nähe. Das riskiert niemand. Nicht mal unser Spezie Sellnick.«
    »Dein Wort in Gottes Gehörgang.«
    Der Lokführer und der Schaffner erschienen jetzt bei uns. Sie sahen nicht nur ärgerlich aus, sie waren auch durchgefroren. Ihre Stimmen klangen ziemlich barsch, und uns blieb nichts anderes übrig, als die Schultern zu heben, als wir angesprochen wurden.
    »Deutsche?« fragte er Schaffner.
    »Nicht ganz.«
    »Sie sprechen deutsch?«
    »Ja.«
    »Haben Sie gebremst?« fragte er mich.
    »Nein.«
    »Hm.« Er wandte sich an Jane. »Haben Sie es getan?«
    »Ich will nach Warschau und nicht hier in der Prärie übernachten.«
    »Also nicht?«
    »Richtig.«
    »Gut. Bleiben Sie noch und…«
    »Wann fahren wir denn weiter?« wagte ich mich mit einer Frage vor, die bei keinem der beiden Männer auf Gegenliebe stieß. »Wir können es nicht sagen, aber Sie werden noch in dieser Nacht in Warschau sein.«
    »Wie tröstlich.«
    Sie gingen weiter und befragten die nächsten Fahrgäste. Ich holte meine Zigarette hervor und hielt Jane das Päckchen hin. »Willst du eine?«
    Sie schaute mich groß an. »Du rauchst wieder?«
    »Nein - nur ab und zu.«
    Sie lächelte schief. »Okay, ich nehme mir eine. Lady Sarah schaut ja nicht zu.«
    Es war zugig. Ich mußte die Flamme mit der Hand abdecken, um uns Feuer zu geben. Ich blies den Rauch in die Dunkelheit und sprach meine Begleiterin an. »Weißt du, was ich mich die ganze Zeit schon frage?«
    »Nein, wie sollte ich?«
    »Ich frage mich, wo Raniel geblieben ist.«
    Sie legte eine kurze Pause ein und fragte dann: »Wer bitte?«
    »Der Gerechte.«
    »Pardon, aber ich kenne ihn nicht.«
    »Stimmt, Jane. Du hast ihn ja nicht gesehen. Er war auch im Zug und hat mich besucht.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Daß er auch hinter Sellnick her ist, allerdings aus anderen Gründen, denke ich.«
    »Wer ist Raniel, John? Kannst du mir das erklären?«
    »Ungern.«
    »Versuche es trotzdem.«
    Es war zwar eine lange Geschichte, aber ich versuchte, mich kurz zu fassen. Jane hatte schon von Raniels Aktivitäten gehört, dies im Zusammenhang mit den Kreaturen der Finsternis und dem Tod von Jessica Long. Sie hatte sogar behalten, daß da noch ein Junge mit dabei gewesen war. Nur der Name fiel ihr nicht ein.
    »Er heißt

Weitere Kostenlose Bücher