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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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möglich.
    Henry O. Sellnick und Alvin ließen sich auch nicht blicken. Grundel stand allein in dieser fremden, dunklen Welt, aber er dachte keinesfalls an Aufgabe.
    Kälte, Wind und Dunkelheit umhüllten den einsamen Mann, der sich mit schwerfällig wirkenden Schritten ostwärts bewegte. Er hörte sich selbst stampfen, nichts mehr war von seiner Geschmeidigkeit zurückgeblieben. Wie ein alter Mann kämpfte er sich voran, doch an Umkehr dachte er nicht.
    Grundel glich einem Tier, das sich auf fremdem Terrain bewegte, und so ähnlich verhielt er sich auch, denn immer wieder schnupperte und witterte er.
    Weit war er nicht gekommen, als er innehielt. Etwas hatte ihn gestört, etwas war in seine Nähe gelangt.
    Grundel griff zur Waffe.
    Und aus dem Dunkel hörte er die Stimme des Gerechten. »Laß den Revolver stecken, Killer!«
    ***
    Für einen Moment bewegte sich der blonde Mann nicht. Er hatte das Schießeisen noch nicht gezogen, seine Finger berührten nur den Griff, der sich so kalt anfühlte wie ein Stück Eis. Und diese Kälte war auch in ihn hineingeschlüpft, er kam sich vereist vor, aber er blieb es nicht lange, denn plötzlich öffnete er den Mund.
    Und dann schrie er. Er brüllte seine Wut in die Nacht hinaus, während wilde Gedanken durch seinen Kopf flimmerten. Er dachte daran, daß es auch sein Feind geschafft hatte und daß es ihm wohl besser erging.
    Man hatte ihn gewarnt, aber Grundel gehörte zu denen, die immer ihren eigenen Weg gingen.
    Er riß seinen Revolver hervor.
    Er drehte sich um - und hörte das leise Fauchen oder Huschen in seiner Nähe. Einen Augenblick später brannte sein rechter Handrücken, denn dort hatte ihn die ungewöhnliche Waffe des Mannes im langen Mantel erwischt. Eine rote Spur hatte sie in die Haut hineingeschnitten, und aus ihr quoll das Blut hervor.
    Er starrte auf seine Hand. Er sah das laufende Blut, aber er hatte die Waffe noch nicht fallen lassen.
    Eine unheimliche Energie hielt ihn aufrecht.
    »Laß den Revolver fallen!« forderte der Gerechte. »Es ist eine letzte Warnung!«
    Grundel hob den Kopf. Er hatte den Mund geöffnet und atmete zischend. Vor seinen Lippen dampfte der Nebel, die Augen brannten, der Schmerz in seiner Hand riß sich weiter in den Arm hinein, und Grundel merkte eigentlich zum erstenmal in seinem Leben, daß er verloren hatte. Bisher hatte er nur auf der Siegerstraße gestanden, diesmal mußte er zurückstecken.
    Er deutete es durch ein Nicken an, bevor er die Faust öffnete und den Revolver fallen ließ. Der leise, dumpf klingende Aufschlag war für ihn furchtbar.
    Aus dem Dunkeln heraus sprach ihn der Gerechte an. »Du wirst jetzt genau das tun, was ich verlange!«
    Grundel gab keine Antwort. Aber er erstickte beinahe an seiner Wut, als der andere auf ihn zukam und Grundel erkennen konnte, wie normal und sicher er sich bewegte.
    Er war doch auch vom Zugdach gefallen. Nichts wies darauf hin, daß er sich irgend etwas verstaucht oder gebrochen hatte.
    Der Gerechte blieb vor Grundel stehen. Er richtete die Spitze seiner gläsernen Waffe auf den Killer.
    Der Wind verfing sich im langen Mantel dieser unheimlichen Gestalt.
    »Wir gehen«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Zu deinem Ziel.«
    Grundel überlegte. Innerlich lachte er. Er war froh, daß die Sache so lief, denn wenn er den anderen tatsächlich dorthin brachte, würde er sich wundern.
    »Es ist aber weit…«
    Raniel lächelte. »Ich weiß es, und ich weiß auch, daß wir beide Zeit haben und das gleiche Ziel…«
    ***
    Jane Collins hatte gut mitgehalten und sich während des Laufens kaum von meiner Seite gelöst. Wir waren in die Richtung gerannt, aus der wir den Schrei gehört hatten, doch in der Dunkelheit etwas zu finden, auch wenn es ein Mensch war, glich der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
    Sicher konnten wir uns nicht sein, genau den Ort erreicht zu haben, wo der Schrei aufgeklungen war. Wir wollten auch nicht weiterlaufen, denn der Zug war nur schemenhaft zu erkennen. Jane stand breitbeinig und keuchend auf der Stelle. Die Hände hatte sie in die Seiten gestemmt, den Kopf vorgebeugt. »Ich… ich… glaube, es reicht!« keuchte sie.
    »Meine ich auch.«
    »Was willst du tun?«
    Ich konnte nur auf unser Glück hoffen und auf den Schein meiner kleinen Leuchte.
    Während Jane stehenblieb, schaltete ich die Leuchte ein und suchte die Umgebung ab. Ich ließ den hellen Kreis über den Boden gleiten, wo das dunkle Wintergras einen silbrigfahlen Schimmer bekam, als wäre ein Gespenst

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