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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur ein Killer, der es verstand, mit einer Waffe umzugehen, er konnte sich auch mit den Händen und Füßen verteidigen. Das erforderte ein immer währendes Training, und es hatte seinen Körper zudem gestählt.
    Grundel setzte sich auf. Er biß die Zähne zusammen. Er blieb dann in dieser Haltung sitzen und versuchte herauszufinden, was alles an ihm lädiert war.
    Das schaffte er nur, wenn er sich abtastete. Die Hüften, den Rücken, die Schultern, die Beine, seine Oberschenkel ebenso wie die Knie. Wenn die Finger Druck ausübten, spürte er zwar hin und wieder einen Schmerz, mal stärker, mal schwächer, aber für ihn stand schon jetzt fest, daß er sich nichts gebrochen hatte, und deshalb wollte er es eben versuchen. Grundel wollte nicht auf der Stelle hocken.
    Er mußte aufstehen und sich bewegen, nur das half.
    Er hatte diesen Flug überstanden, und er ging davon aus, daß es sein Gegner auch geschafft hatte.
    Dann lächelte er, denn er stellte fest, daß er trotz allem noch seine Waffe festhielt. Sie war sein Kind, sie war sein Schutz, auf den er sich verlassen konnte.
    Noch blieb er auf dem feuchten Boden hocken. In seinem Kopf spürte er ein dumpfes Gefühl.
    Er schaute nach rechts.
    Den Kopf konnte er bewegen, das stufte er schon als positiv ein. Aus dieser Richtung kam er ›geflogen‹, und dort mußte auch noch der Zug auf dem Gleis stehen.
    Grundel blickte hin. Er ärgerte sich über seine Sehstörungen und hoffte, daß sie nicht von langer Dauer waren. Mit einer Hand strich er über die Augen, atmete dabei heftig und sogar knurrend, dann hatte sich der Blick geklärt, und er konnte die dort wartende Blechschlange besser erkennen. Sie stand gerade auf den Schienen. Es war also kein Wagen aus den Schienen gesprungen. Auch sein Gehör hatte sich inzwischen angepaßt. Die Stimmen drangen leise zu ihm herüber. Wenn er sich konzentrierte, konnte er auch die Passagiere vor der Wagenschlange durch die Dunkelheit laufen sehen.
    Sein Gesicht verzerrte sich, als hätte er eine übersaure Gurke gegessen. Ärger stieg in ihm hoch.
    Den anderen war wenig oder gar nichts passiert, doch Grundel mußte sich mühsam auf die Beine quälen. Es klappte nicht beim ersten Versuch. Zwar fiel er nicht direkt um, aber er sank schon zur Seite, wo er sich abstützte und dann einen erneuten Versuch unternahm.
    Er kam hoch, mußte sich breitbeinig hinstellen, holte tief Luft, was in der Brust mit Schmerzen verbunden war, und hatte es letztendlich geschafft.
    Schwankend blieb er stehen.
    Sein Gesicht war naß.
    Nicht von der Feuchtigkeit des Bodens, allein vom Schweiß, eine Folge seiner Anstrengung.
    Aber er stand.
    Den Oberkörper bog er nach hinten. Danach ging er die ersten Schritte vor.
    Sie kamen ihm tapsend und unsicher vor, er streckte auch die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten, rutschte mal mit dem rechten Fuß über den Boden, dann mit dem linken und kam sich noch immer vor wie jemand, der das Laufen lernte.
    Grundel blieb auf den Füßen.
    In ihm steckte eine wahnsinnige Energie. Er war der Mann für das Grobe, fühlte sich oft genug nicht als Mensch, sondern mehr wie eine Maschine, die jemand angestellt hatte.
    So kämpfte er sich vor. Einen Zitterschritt vor den anderen setzend, und bei jedem Schritt den Mund öffnend und Luft holend. Grundel kannte dieses Gefühl nicht. Bisher war er immer der Überlegenere gewesen, nun aber mußte er einsehen, daß auch er zu den Menschen gehörte, die verwundbar waren.
    Seine Beine bewegten sich schwerfällig, auch die Füße schleiften mehr über den Boden.
    Trotzdem ging er.
    Sein Weg führte ihn vom Zug fort, unbewußt, und als er stehenblieb, um sich umzudrehen, da sah er die Wagen kaum mehr. Nur ein paar helle Flecken schwebten noch in der Luft, das war alles.
    Er stöhnte.
    Nicht vor Schmerzen, mehr vor Wut, denn ihm kam auch zu Bewußtsein daß er allein und auf verlorenem Posten stand. Sein Chef war verschwunden, sein Kumpan Alvin ebenfalls. Er wußte nicht, was mit den dreien geschehen war, aber er nahm sich vor, den Auftrag auszuführen.
    Es gab ein Ziel.
    Es lag in der Einöde zwischen Poznan und Warschau, versteckt, aber trotzdem frei zugänglich.
    Grundel hatte Bilder gesehen, und er nahm sich vor, dieses Ziel zu erreichen.
    Bevor er sich auf den Weg machte, schaute er sich um.
    Keine Gefahr in seiner unmittelbaren Nähe. Auch von seinem Gegner war nichts zu sehen. Er hoffte, daß dieser sich den Hals gebrochen hatte, aber bei dessen Glück war das wohl kaum

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