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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde er wohl außerplanmäßig halten.
    Jane saß ebenfalls nicht mehr auf ihrem Platz. Sie schaute mich an und nickte mir zu. »Meine Vermutung, John, ich denke, sie entwickelt sich zur Tatsache.«
    »Zwar gebe ich dir ungern recht, aber ich gebe dir recht.«
    »Wunderbar.«
    Ich schloß das Fenster wieder. Noch in der Bewegung griff ich zur Jacke und streifte sie über. Auch Jane machte sich startbereit. Wir standen jetzt zusammen und starrten durch die Scheibe, hinter der sich die Umgebung veränderte.
    Die Umrisse der Häuser wurden zu Schatten, als sie zusammenwuchsen. Nur wenige Lampen brannten hinter irgendwelchen Fenstern. Der Zug schwankte über eine Weiche. Es sah so aus, als würden wir einen Güterbahnhof durchfahren, denn auf den anderen Gleiskörpern waren alte Waggons und auch ältere Lokomotiven abgestellt worden.
    Wir verloren noch mehr an Tempo. Ein alter Bahnhof erschien. Ein schmales Dach, von mehreren Pfosten gehalten. Leere Bahnsteige mit freiem Durchblick für uns.
    Dahinter gähnte die Dunkelheit. Sie war wie ein großer Schlund, in den die Menschen etwas hineingestellt oder gebaut hatten. Nur wenige Lichter glotzten wie kalte Augen durch die Nacht.
    Der Zug stand.
    In dem Wagen war eine gewisse Unruhe entstanden. Auch den übrigen Reisenden war längst aufgefallen, daß dieser Halt nicht in den Plan paßte.
    Daß etwas passieren würde, ahnten wir beide. Und wir waren auf der Hut.
    Ein letzter Stoß, ein Rütteln, dann stoppten wir - und hörten im selben Augenblick die Lautsprecherstimme durch den Zug hallen. Der Mann sprach polnisch, wir verstanden ihn nicht, konnten uns aber vorstellen, daß er den Halt erklärte und die Fahrgäste damit beruhigen wollte. Bei uns war das Gegenteil davon eingetreten.
    Jane Collins hatte sich vor dem Abteil auf den Gang gestellt. Ich war noch geblieben und hatte das Fenster soweit wie möglich nach unten gezogen.
    Diesmal schaute ich nach rechts. Dort verließ ein Mann den Wagen. Es war der Schaffner. Er eilte außen vorbei, ohne auf mich zu achten. Vor dem Gepäckwagen stoppte er abrupt und öffnete die Schiebetür.
    Henry O. Sellnick sprang aus dem Waggon. Alvin folgte ihm, und ich zog mich zurück. Niemand sollte mich schon jetzt entdecken. Ich wußte nicht, was beide vorhatten, hoffte aber, daß es noch eine Weile dauern würde. Zusammen mit Jane hetzte ich durch die Wagen, bis wir weit genug vom Gepäckwagen entfernt waren. Ich zerrte die Tür auf, und wir verließen den Zug.
    Auf dem Bahnsteig blieben wir nicht lange stehen, sondern suchten uns eine Deckung. Eine hohe Tafel, auf der die An- und Abfahrtszeiten notiert waren, reichte aus, um auch die Dinge beobachten zu können, die sich an der Spitze des Zugs taten.
    Dort wurde der Sarg ausgeladen.
    Der Schaffner half noch mit. Er trug an der einen, Alvin an der anderen Seite.
    Im seichten, über den Bahnsteig wehenden Dunst war es ein schauriges Bild, das wir zu sehen bekamen. Gespenstisch auch deshalb, weil wir keinen Laut hörten, denn Sellnick selbst dirigierte nicht durch Worte, er verließ sich auf Gesten.
    Als der Sarg draußen stand, drückte er dem Schaffner noch etwas in die Hand. Der Mann bedankte sich, winkte zur Lok hin und stieg wieder ein.
    Er hatte die Tür kaum geschlossen, als der Zug schon abfuhr. Zurück blieben zwei Männer und ein Sarg.
    Wenig später war es nur noch einer, denn Alvin hatte sich zurückgezogen. So schnell, wie wir nicht einmal mitbekamen, wohin er gegangen war, jedenfalls ließ er seinen Chef zurück.
    Jane und ich standen auch weiterhin in Deckung der Tafel. Die Detektivin schaute mich an, und sie hatte dabei ihre Stirn in Falten gelegt. »Sag nicht, daß du das verstehst, John.«
    »Warum nicht?«
    »Was soll denn diese Warterei?«
    Ich hob die Schultern. »Sie werden den Sarg sicherlich nicht zu zweit an den Bestimmungsort tragen, denke ich mal.«
    »Und weiter!«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß hier in diesem Kaff irgendwelche Helfer auf sie warten.«
    »Träger, wie?«
    »So ungefähr.«
    Janes Blick verlor an Skepsis, als wir beide das Geräusch eines ziemlich lauten Motors hörten. Am Bahnhofsgebäude war es aufgeklungen. Kein Bauwerk nahm uns die Sicht auf den Platz und auf das Scheinwerferpaar, durch dessen Strahlen Dunstschleier wehten, die wie verlorene Fahnen wirkten.
    Der Wagen nahm den direkten Kurs auf den Bahnhof, und als er stehenblieb, sprangen zwei Männer aus dem Fahrerhaus. Einer davon war Alvin. Beide Gestalten eilten durch den

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