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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war nichts mehr zu sehen. Sein Körper war zu einem Opfer der Flammen geworden, aber die Waffe, die er in der Hand gehalten hatte, die war noch vorhanden, denn der Schürhaken hob sich auch bei diesem Licht vom Boden ab.
    Elohim blieb neben der Waffe stehen, bückte sich und hob sie auf. Er wollte sie schon in die Finsternis hineinschleudern, als er es sich überlegte und sie behielt. Wer konnte schon wissen, ob er sie nicht noch benötigte?
    Mit dem Schürhaken in der rechten Hand schritt er direkt auf das weiße Tor zu. Die weißen Stäbe schimmerten wie die Knochen eines Skeletts. Der Mond war wegen der Wolken nicht zu sehen, ebensowenig die Sterne.
    Elohim stieß das Tor auf. Er hatte ihm Schwung gegeben und schaute zu, wie es nach außen schwang, begleitet von leisen Geräuschen an den Scharnieren.
    Niemand hörte zu, niemand war zu sehen, der Junge bewegte sich allein durch das Tor nach draußen und brauchte nicht weit zu gehen, um die Grabsteine zu erkennen.
    Hinter ihm fiel das weiße Tor wieder zu. Er hörte es zuschnappen, aber er drehte sich nicht mehr um, als läge das Haus und dessen Vorgarten endlich hinter ihm.
    Der kleine Friedhof lag im Dunkel.
    Er glich einem Gemälde, das als dreidimensionales Kunstwerk in die flache Landschaft gestellt worden war, als sollte diese auf makabre Art und Weise eine Auflockerung erfahren.
    Elohim setzte sehr langsam einen Fuß vor den anderen. Er blickte sich dabei immer wieder um, aber in der Dunkelheit rührte sich nichts. Kein Geräusch war zu hören, nur seine eigenen Schritte.
    Der Schürhaken schwang beim Gehen hin und her. Elohim spürte das Gewicht, aber es machte ihm nichts aus. Es gab ihm sogar Mut und flößte ihm Kraft ein, die er sicherlich brauchen würde, denn er fühlte sich noch immer allein und verlassen.
    Zwischen den Grabsteinen blieb er stehen. Etwa in der Mitte dieses ungewöhnlichen Friedhofs, wo er sich auf der Stelle drehte und die Steine so gut wie möglich beobachtete.
    Sie standen da wie stumme Wächter.
    Manche waren sehr schlicht. Einfache Platten, die jemand in die Erde gestellt hatte. Trotz ihrer Schlichtheit waren sie zumindest als Grabsteine ungewöhnlich, denn keiner von ihnen wies eine Beschriftung auf. Sie waren glatt und rissig zugleich. Zu sehen war nichts, kein Name, kein Sterbedatum, und so schwammen sie in der Dunkelheit, umweht von Dunstfetzen, die aus dem feuchten Boden stiegen.
    Elohim wischte über seine Augen. Vom langen Starren taten sie ihm weh, er konnte die einzelnen Konturen der Steine nicht so genau unterscheiden. Die Klötze standen dicht beisammen, zumindest an bestimmten Stellen des Friedhofs. Weiter hinten waren die Lücken zwischen ihnen größer. Dort hatte sich der Dunst besser festsetzen können und wurde vom Wind so gut wie nicht bewegt.
    Über dem Friedhof lastete die Stille. Auch das Haus lag in einem tiefen Schweigen. Niemand ließ sich blicken.
    Elohim war das einzige Lebewesen in dieser Umgebung.
    So schien es.
    Er wußte es besser.
    Nicht grundlos hielt er den Blick gesenkt. Mit seinen Augen suchte er den Boden ab. Er lauerte darauf, daß sich dieser öffnete, um den Schrecken zu entlassen.
    Er bückte sich und legte eine Hand auf den Boden. Waren Vibrationen zu spüren?
    Nicht - oder noch nicht?
    Elohim legte sich auf die Seite, so daß er sein Ohr über die feuchte Oberfläche pressen konnte. Er hielt den Atem an, weil er sich auf bestimmte Dinge konzentrieren wollte, aber dieser Friedhof war nicht mit einem Schienenstrang zu vergleichen.
    Es blieb still.
    Elohim stand wieder auf. Die Umgebung störte ihn. Er mochte die alten, verkrümmten und schief stehenden Grabsteine nicht. Er fing an, sie zu hassen, und tief in seiner Kehle breitete sich ein Druck aus, dem er nicht mehr standhalten konnte.
    Er keuchte, sein Atem ging schnell und schwer, er saugte die Luft ein, und plötzlich rannte er weg.
    Elohim blieb erst dort stehen, wo er den Friedhof hinter sich gelassen hatte. Da rang er nach Atem und schaute wieder zurück.
    Schon im Haus hatte er sich verlassen und sehr allein gefühlt. Dieses Gefühl verstärkte sich bei ihm noch, was auch dazu führte, daß sein Herz schneller klopfte.
    Er atmete heftig und beugte sich vor.
    Er stützte sich auf dem Ende des Schürhakens ab, und er merkte, wie sich in seinem Innern etwas aufbaute, das durchaus einen Vergleich mit Elektrizität aushielt.
    Es war wieder die andere Kraft, die ihn überfiel. Sie war da, um ihn zu beschützen, sie baute einen Schirm um ihn

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