084 - Im Club der Satanstöchter
hatte er seine Stimme derart verstellt, daß sie wie die einer Frau klang.
»Beruhige dich erst einmal, Darling!« flötete er. »Und erzähle der Reihe nach. Was ist geschehen, und wo bist du jetzt?«
»Zu Hause«, sagte die andere Frau. »Ich habe schon vor ein paar Tagen gemerkt, daß er mir heimlich nachschnüffelt. Als ich einmal unerwartet früh nach Hause kam, kramte er in meinen Sachen herum. Er hat mich in den letzten Tagen immer ganz sonderbar angesehen. Er weiß etwas, Gloria, das fühle ich! Wir müssen etwas gegen ihn unternehmen!«
»Ganz ruhig bleiben, Schatz«, antwortete der Mann. Er hätte am liebsten laut geflucht, aber er war sich im klaren darüber, daß dies seine wahre Identität, die er um jeden Preis geheimhalten mußte, verraten hätte. »Ich bin in wenigen Minuten bei dir. Halt, nein, ich sehe gerade, daß ich eine wichtige Mission für den Meister erledigen muß, die keinen Aufschub duldet...«
»Aber Gloria!« Die andere Frau schrie jetzt fast. »Du mußt...«
»Ich muß gar nichts«, zischte der Mann kalt in den Hörer hinein. »Ich werde jemand anders zu dir schicken, verstehst du? Gleich wird dich eine junge Frau besuchen, die du nicht kennst. Sie erledigt für uns allzu delikate Fälle, und ich verbiete dir, auch nur eine einzige Frage an sie zu stellen. Sie wird kein Wort mit dir reden, aber wenn sie kommt, erzählst du ihr alles, was von Wichtigkeit ist. Hast du verstanden?«
»J-ja... ja«, stotterte Lynn Carson verwirrt. Der Mann hängte ein.
Dann begann er fluchend, seine Maske wieder anzulegen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, dann verließ er als schwarzhaariges Mädchen das Haus und kehrte zu seinem Wagen zurück. Eine riesige Sonnenbrille verdeckte sein halbes Gesicht.
Als er das Haus von Lynn Carson erreichte, begann es bereits zu dämmern. Lynn erwartete ihn schon hinter der Haustür. Sie war eine hübsche Blondine von etwa achtundzwanzig Jahren, und sie sah verängstigt aus.
»Sie kommen von Gloria?«
Der verkleidete Mann nickte. Lynn führte ihn ins Wohnzimmer und wiederholte alles, was sie ihm bereits am Telefon gesagt hatte. Dann fragte sie: »Er muß sterben, nicht wahr?«
Der Mann nickte wortlos und öffnete die mitgebrachte Krokodillederhandtasche. Als er die Hand, die in einem Damenhandschuh steckte, wieder herauszog, lag eine Pistole in ihr. Mit einem nahezu perversen Vergnügen erkannte er, daß Lynn Carson erblaßte.
»Es gibt keinen anderen Ausweg«, murmelte Lynn dann. »Ich weiß es.« Als hätte sie ein unsichtbarer Peitschenschlag getroffen, zuckte sie plötzlich zusammen. Ihr Blick wurde leer, so, als sähe sie ihr Gegenüber überhaupt nicht mehr. Sie bewegte sich wie eine Marionette.
»Hör zu«, knurrte der Mann nun mit seiner richtigen Stimme. »Alles was du jetzt aus meinem Munde hörst, wirst du, sobald ich gegangen bin, wieder vergessen, verstanden? Du erinnerst dich an nichts anderes, als an eine junge, schwarzhaarige Frau, die von Gloria geschickt wurde, um dir zu helfen. Du wirst sogar das Gesicht der jungen Frau vergessen!«
»Ich werde es vergessen«, sagte Lynn Carson wie ein Automat. In diesem Moment besaß sie keinen freien Willen mehr. Der Fremde hatte sich ihres Gehirns bemächtigt und hielt sie mit all seiner unheimlichen Kraft unter Kontrolle.
»Nun zieh dich aus, Baby«, kicherte er. Wortlos tat sie, was er von ihr verlangt hatte. Der Blick des verkleideten Mannes wurde gierig, als er die weichen Formen Lynn Carsons mit den Augen abtastete. Keuchend forderte er sie auf, sich auf das Sofa zu legen, denn er wußte genau, wann ihr Mann von seiner Arbeitsstelle nach Hause zurückkehren würde. Bis dahin würde er sich die Stunden mit einem willenlosen Objekt versüßen.
Aber er hatte sich verrechnet. Als er aufstand, um sich der mit weit geöffneten Augen an die Decke starrenden Blondine zu bemächtigen, ging die Wohnzimmertür auf und ein Mann stand im Rahmen.
»Lynn!« schrie er mit aufgerissenen Augen. »Was geht hier vor?«
Überrascht fuhr der Mann herum. Ein metallener Vertreterkoffer schoß auf ihn zu, traf ihn am Kopf und ließ ihn taumeln. Dann war Glenn Carson, Lynns Ehemann, auch schon bei ihm und rüttelte ihn an der Schulter.
»Wer sind Sie?« schrie er außer sich. »Was haben Sie mit meiner Frau vor, Sie...«
Ein gezielter Leberhaken ließ ihn nach Luft schnappen. Der Fremde sprang einen Schritt zurück und riß die Handtasche an sich, aber im gleichen Moment war Glenn Carson wieder bei ihm. Seine Rechte
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