084 - Im Club der Satanstöchter
zu.
Obwohl sich Halliday einredete, daß sie ihm nichts tun konnte, ging er unwillkürlich zwei, drei Schritte zurück.
Er schoß noch einmal, aber die Spinne existierte weiter. Sie machte zögernde Schritte auf ihn zu. Halliday konnte deutlich sehen, wie sie atmete. Ihr häßlicher, fetter Körper pulsierte. Dann machte sie einen Sprung. Halliday knallte die Türe zu und schloß sie ab. Erregt feuerte er eine Salve aus beiden Revolvern gegen die Tür ab. Die Kugeln durchschlugen das Holz mühelos. Er kniete nieder und sah durch eines der Löcher. Die Spinne war verschwunden.
***
Halliday verbrachte drei schreckliche Tage und Nächte in seiner Hütte, ehe er die Nerven verlor.
Die leblosen, nur von gelegentlichem diabolischem Gekicher erfüllten Tage waren Stunden des Schreckens; die Nächte wiederum ein Ausbund der Hölle.
Überall rappelte, klapperte, röhrte, quietschte und grunzte es. Im Kamin schien sich laufend jemand zu schaffen zu machen, der sich nur durch Schüsse vertreiben ließ. In den Wänden schien sich ein Heer von Ratten zu tummeln, die knurrten und fiepten. Sobald Halliday einen Türknauf berührte, erklang ein röchelnder, nicht endenwollender Schrei, wenn er die Toilette benutzte, schien das Becken von einer Unmenge kleiner, sich ringelnder Giftschlangen zu wimmeln.
Er aß nichts mehr, weil er nach den Mahlzeiten von ungeheuren Magenschmerzen heimgesucht wurde, die ihn sich stundenlang auf dem Boden wälzen ließen, rasierte sich nicht mehr, weil sein Elektrorasierer elektrische Schläge verteilte, und verlor in dieser Zeit fünfzehn Pfund an Gewicht. Als er seinen Naßrasierer benutzte, zitterten seine Hände infolge des Hungers und des wenigen Schlafs so stark, daß er sich einen langen Schnitt beibrachte. Nervös räumte er die Schubladen aus, um einen Alaunstab zu finden, aber plötzlich schlugen ihm aus den Kommoden zuckende Flammen entgegen. Er wich aufschreiend zurück.
Als er die Haustür öffnen wollte, fand er den Schlüssel nicht mehr. In seiner Verzweiflung schoß er mit beiden Revolvern das Schloß aus dem Rahmen und stürzte ans Tageslicht hinaus.
Er mußte für einen Augenblick die Augen schließen, als die hellen, schmerzenden Strahlen der Sonne in sein Gesicht brannten. Seine Knie knickten ein, genau in dem Moment, als der silberne Thunderbird mit kreischenden Bremsen um die Ecke der Landstraße bog und genau auf ihn zuhielt.
Die rothaarige Frau hinter dem Steuer hatte die Mundwinkel in einem verächtlichen Lächeln heruntergezogen.
***
Die unbekannte Frau, die den Wäschereibesitzer Charles Blum ermordet hatte, steuerte ihren Wagen zielsicher an den Rand des Central-Parks, stellte ihn dort an einer uneinsichtigen Stelle ab und stieg aus.
Sie überquerte die Straße, betrat ein vierstöckiges, altersschwaches Mietshaus, dessen Grundstein 1912 gelegt worden war, und verschwand in einer billig eingerichteten, einer Absteige ähnelnden Wohnung.
Dort ging eine seltsame Verwandlung mit ihr vor. Sie nahm an einem mit allerlei Gegenständen überladenen Schminktisch Platz, zog Schuhe, Strümpfe, Kleid und Bluse aus. Dann entfernte sie die kastanienbraune Perücke von ihrem Kopf. Das Haar, das darunter zum Vorschein kam, glich einer Bürste.
Dann begann sie sich abzuschminken. Die ganze Prozedur nahm etwa zehn Minuten in Anspruch. Als sie fertig war, hätte sie kein normaler Mensch mehr für eine Frau gehalten.
Es war auch keine. Der Mann grinste sich sarkastisch im Spiegel an, zwinkerte sich zu und rieb sich befriedigt die Hände. Diese Narren waren einfach nicht clever genug, um seine Maske zu durchschauen. Falls sie ihn überhaupt gesehen hatten, würde das FBI jetzt Jagd auf eine kastienbraune Mörderin machen.
Er kicherte befriedigt. Dann reinigte er die Mordwaffe. Irgendwann würde er sie einem Menschen in die Hand drücken, dessen er überdrüssig war, und dieser würde dann für den Mord an Charles Blum büßen.
Der Mann packte das erbeutete Fotoalbum aus und betrachtete eine Weile die dort eingeklebten Bilder. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, dann zündete er es mit einem Feuerzeug an. Die Aschenreste warf er in den Müllschlucker.
Das Telefon klingelte. Der Mann eilte ins Nebenzimmer. Er meldete sich nicht mit Namen, sondern fragte nur: »Ja?«
»Bist du’s, Gloria?« fragte eine aufgeregt klingende Frauenstimme. »Hier ist Lynn. Lynn Carson. Du mußt mir helfen! Ich glaube, daß Glenn, mein Mann, etwas gemerkt hat! Was...«
Als der Mann antwortete,
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