084 - Im Club der Satanstöchter
also ausgequetscht, aber das Ergebnis war – jedenfalls für unsere Begriffe – recht mager.«
»Nun red’ schon!« drängte Kodiak. Er warf die Kippe aus dem Fenster.
»Die Gordons leben schon seit zehn Jahren in dieser Straße, aber seltsamerweise haben sie die Nachbarn bislang recht wenig zu Gesicht bekommen. Sie geben keine Parties und haben, als sie hier einzogen, sogar auf den traditionellen Einstandspunsch verzichtet, der hier üblich ist. Kinder haben sie ebenfalls keine. Der Mann soll bei der Werbeagentur Young & Rubicam als Texter oder sowas beschäftigt sein. Die Frau empfängt sehr oft Besuch von wechselnden weiblichen Personen.«
»Oha«, machte Kodiak. Dann: »Sonst noch was?«
Caine zuckte die Schultern. »Nichts von Belang. Aber meiner Ansicht nach ist es für einen Menschen aus der Werbebranche ziemlich ungewöhnlich, wenn er in seiner Freizeit den ungeselligen Typ markiert. Solche Burschen sprühen doch im allgemeinen über vor Kontaktsucht. Der Umgang mit Menschen und das Anknüpfen von neuen Kontakten ist doch ihr täglich Brot.«
Kodiak überlegte eine Weile, dann nickte er und sagte: »Wir werden, um die Zusammenhänge zwischen der Velasco und Janet Garfield herauszufinden, etwas Ungesetzliches tun müssen, Steve. Sag an, old fellow: Bist du bereit, deine sowieso rabenschwarze Seele dem Satan zu verkaufen?«
Caine grinste. »Ich bin zu jeder Schandtat bereit.«
»Okay. Dann werden wir uns jetzt unerlaubterweise den Palast der Gordons ein wenig von innen ansehen.«
Es war keine Schwierigkeit für sie, die das Grundstück von der Straße abgrenzende Mauer in einem unbeobachteten Augenblick – zu überqueren, den Park zu durchlaufen und eine der vielen Türen, über die das zweistöckige Gebäude verfügte, zu öffnen.
Caine holte sein Spezialwerkzeug aus der Tasche, und drinnen waren sie. Die Innenräume der Gordon’schen Villa quollen über vor Luxus. Die Böden waren mit sündhaft teuren Teppichen ausgelegt, die Einrichtung zeugte von auserlesenem Geschmack – und vor allen Dingen vom Reichtum ihrer Besitzer. Caine entdeckte einige Ölgemälde, die – soweit er das beurteilen konnte – von niemand geringerem als von Pablo Picasso persönlich signiert waren.
»Was glaubst du, verdient ein Werbetexter bei Young & Rubicam?« fragte Kodiak flüsternd, als sie einen Raum betraten, der einem Arbeitszimmer ähnelte.
»Keine Ahnung«, gab Caine zurück. »Aber garantiert keine Millionen.«
Ein Faktor, der ihnen das Leben schwerzumachen begann, war der, daß alle Schränke abgeschlossen waren.
»Und wer, glaubst du«, fügte Kodiak hinzu, »pflegt seine Hosenträger, Sockenhalter, Krawatten und Unterhemden im Kleiderschrank einzuschließen?«
»Werbetexter tun das gewöhnlich nicht«, erwiderte Caine grinsend. »Gewöhnlich pflegen das nur solche Leute zu tun, die entweder Angst haben, daß ihnen ihre Hosenträger, Sockenhalter, Krawatten und Unterhemden laufen gehen – oder die bei den eben aufgezählten Gegenständen Dinge verwahren, die für niemandes Augen bestimmt sind.«
»Aha, da haben wir’s!« Kodiak hatte ein Drähtchen aus der Tasche gezogen und mehrere Male im Schloß eines Schreibtisches herumgestochert. Der Erfolg stellte sich binnen kurzem ein. Die Schublade sprang auf.
Ein Totenschädel grinste sie an.
Eine Sekunde lang drohte der Herzschlag der beiden Männer auszusetzen. Aber dann faßten sie sich wieder.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Kodiak ironisch. »Der ist tot.«
»Wirklich?« Caine stierte seinen Partner wütend an. Gegen Kodiaks Zynismus war eben kein Kraut gewachsen.
Kodiak nahm den Totenschädel in beide Hände, hielt ihn an sein Ohr und schüttelte ihn. Etwas Silbernes fiel aus dem rechten Auge auf den gepflegten Perser. Ein Schlüssel. Caine hob ihn auf.
»Siehst du hier irgendwo einen Tresor?« Sie fanden ihn recht bald, und allem Anschein nach paßte der Schlüssel sogar ins Schloß.
Im gleichen Moment, als Caine den Schlüssel hob, ertönte von draußen das Brummen eines Motors.
»Verdammt!« entfuhr es dem sonst beherrschten Kodiak. »Los, verschwinden, Steve, schnell!«
Gehetzt sahen die beiden Detektive sich um. Das Haus der Gordons war groß, und sicherlich gab es genügend Verstecke. Aber wie sollte man wissen, in welchen Raum oder in welchen Schrank derjenige, der sich eben anschickte, die Villa zu betreten, rein routinemäßig schauen würde?
»Keine Zeit mehr«, zischte Kodiak, als er die ersten Fußtritte im
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