084 - Im Club der Satanstöchter
– sein Name ist mir noch nicht bekannt – zerriß die geschlachteten Hähne in Fetzen und hielt uns die Herzen der Tiere vor das Gesicht. Es war wie ein Anfall von Ekstase, was daraufhin über mich kam. Ich... «
Etwas in Hallidays Magen krampfte sich zusammen. Angewidert schob er das Tagebuch seiner Frau von sich.
Was war nur mit ihr geschehen? Warum hatte sie ihm jahrelang ihre widernatürlichen Interessen verheimlicht? Was hatte sie in die Arme dieser Perversen getrieben? Hatte er sich zu wenig um Ruth gekümmert?
Als die Sonne unterging, sah er einen silbernen Thunderbird, der die Landstraße entlangfuhr. Am Steuer saß eine rothaarige Frau, aber sie beachtete ihn nicht. Als der Wagen um die nächste Kurve hinter einem Wäldchen verschwunden war, atmete er auf. Bestürzt stellte er fest, daß er vor Angst am ganzen Leibe zitterte.
Die Schmerzen hatten ihn die ganze Fahrt über nicht zur Besinnung kommen lassen, deshalb wurde ihm erst jetzt klar, was Carsons Frau zu ihm gesagt hatte.
Diese Teufelsweiber hatten ihn also umgebracht. Halliday hatte mit so etwas gerechnet, hatte den Gedanken an einen Mord in diesem scheußlichen Gewölbe jedoch mit aller Kraft zu unterdrücken versucht. »Er hat seine gerechte Strafe erhalten...«
Was sollte er tun? Zur Polizei gehen? Sie würden ihn in eine Zwangsjacke stecken, wenn er von einer Hexenclique erzählte, die New York unsicher machte.
Kein vernünftiger Mensch konnte ihm seine Erlebnisse glauben, ohne sie mit eigenen Augen gesehen zu haben. Aber würde man Carson nicht vermissen? Seine Freunde, Bekannten, Verwandten, Arbeitskollegen?
Die Teufelsweiber waren geschickt. Und sie waren sicherlich auch nicht dumm. Sie würden die Sache so hinbiegen, daß es wie ein Unfall aussah, oder seine Frau würde ihn einfach als vermißt melden.
Halliday schenkte sich einen Gin ein.
Dann sah er die Spinne.
Sie kroch langsam den Hügel hinauf und steuerte genau auf seine Blockhütte zu.
Es wäre an sich nichts Besonderes gewesen, aber diese Spinne... sie war über einen Meter groß.
Halliday riß die Augen weit auf. Das Glas entfiel seiner Hand. Dann stieß er einen unartikulierten Schrei aus und rannte zum Waffenschrank. Er war passionierter Jäger und verfügte über eine erkleckliche Anzahl von Schußwaffen.
Als er zum Fenster zurückkam, war sie immer noch da, auf langen, haarigen Beinen dastehend, starrte sie ihn aus tückischen, überdimensionalen Augen, an. Ihr Körper pulsierte unentwegt.
Er kniff sich in den Arm, um sich zu versichern, daß er keinesfalls an einem Alptraum litt.
Der Kniff schmerzte. Die schwarze, haarige Bestie war also Realität.
Halliday riß das Fenster auf und feuerte. Die Spinne verschwand augenblicklich, löste sich in Luft auf, noch ehe der Donner des Schusses verklungen war.
Halliday bemerkte, daß dicke, salzige Schweißtropfen ihm von der Stirn in die Augen liefen. Sein Herz klopfte wie rasend, sein Unterkiefer zitterte ekstatisch. War er mit seinen Nerven schon soweit herunter, daß er am hellichten Tage Gespenster sah?
Oder saßen sie bereits versteckt hinter den umliegenden Gebüschen und versuchten ihn mittels ihrer unaussprechlichen Fähigkeiten in den absoluten Irrsinn zu treiben?
Er war nach Gordons Tod – sein Magen krampfte sich zusammen, als er an ihn dachte – der einzige Außenstehende, der von ihrem furchtbaren Hexenkult wußte. Sie hätten, ihn sicher und ohne großes Aufsehen umbringen können, wenn ihnen daran gelegen wäre. Aber anscheinend legten sie Wert darauf, ihn auf andere Weise am Reden zu hindern. Vielleicht lag es nicht in ihrem Interesse, ihn umzubringen und einen Unfall vorzutäuschen, so kurz nach Gordons Tod.
Sie wollen mich ins Irrenhaus bringen , dachte Halliday voller Entsetzen. Aber das würde ihnen nicht gelingen. Er rannte auf die hölzerne Veranda, feuerte ein halbes Dutzend Schüsse in die Luft und schrie: »Kommt raus ihr verfluchten Hexen! Kommt her und zeigt euch! Ich möchte sehen, wieviel Widerstand ihr meinem Gewehr entgegensetzen könnt!«
Ein kreischendes, irres Gelächter aus vielen Kehlen antwortete ihm. Es kam von allen Seiten zugleich.
Über einen Feldweg, der aus dem nahegelegenen Wäldchen kam, radelte ein Mann auf einem Fahrrad auf ihn zu. Er trug eine grünbraune Uniform und einen breitkrempigen Hut und eine Büchse auf dem Rücken. Auf seinem Rockaufschlag prangte ein silberner Stern.
»Haben Sie geschossen?« fragte er. Er hatte ein mißtrauisches Gesicht.
»Sind Sie
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