084 - Medusenblick
Umtriebe recht, doch es gab auch Gebiete, die er bevorzugte, und dazu gehörte die Erde. Hier war es so einfach, die Menschen zu Tode zu ängstigen.
Gerade das bereitete ihm ein besonderes dämonisches Vergnügen. Nirgendwo sonst gab es Wesen, die so ratlos und konfus auf sein Erscheinen und auf die von ihm geschaffenen Ungeheuer reagierten.
Er liebte es, Menschen in Panik zu versetzen. Es war für ihn ein grausames Spiel, dessen er niemals überdrüssig wurde.
Deshalb freute es ihn ganz besonders, daß ihn Asmodis aus der Dimension unter dem goldenen Himmel abgezogen und auf die Erde geschickt hatte. Er würde dort wieder für Aufregung und Todesangst sorgen, und er würde auf jeden Fall verhindern, daß dieser Priester den Dämonenhasser rettete.
Viel zu lange hatte Tony Ballard gegen die Hölle gekämpft. Immer wieder war es ihm gelungen, dem Guten zum Sieg zu verhelfen.
Bald würde es umgekehrt sein. Tony Ballard würde mit demselben Eifer für die schwarze Macht eintreten und sich allem entgegenwerfen, was gegen die Hölle war.
Der Vater der Ungeheuer raste durch Zeit und Raum - schneller als das Licht war er hier, denn nichts vermochte ihn zu bremsen. Er war so schnell wie ein Gedanke, und er legte unvorstellbare Entfernungen zurück.
Von der Dimension unter dem goldenen Himmel bis zur Erde benötigte er nicht mehr Zeit als ein Fingerschnippen.
Dann war er am Ziel.
Dann befand er sich in London!
***
Sterling Wasson seufzte geplagt. Er war Fahrlehrer, und neben ihm saß Roderick Luxon, sein Schüler, ein vollkommenes Antitalent. Nach zwanzig Fahrstunden sollte man meinen, Luxon könnte wenigstens schon einigermaßen fahren, doch weit gefehlt. Mancher Fahrschüler, der zum erstenmal in diesem Wagen saß, fuhr auf Anhieb besser.
An und für sich regte sich Wasson nie auf, das hatte er sich zum Grundsatz gemacht, denn erstens war es sein Job, Leuten das Autofahren beizubringen, und zweitens schadete es seiner Galle, wenn er sich aufregte.
Aber bei Luxon war es nicht einfach, ruhig zu bleiben.
Bei dem kriegt man weiße Haare, dachte der Fahrlehrer verzweifelt. Er hatte bisher nicht geglaubt, daß ein einziger Mensch soviel falsch machen konnte, aber dann geriet er an Luxon und mußte seine diesbezügliche Meinung revidieren.
Der Mann ist ein Wahnsinn! dachte Wasson. Ein echter Chaot! Niemals sollte man den auf die unschuldige Menschheit loslassen. Er würde die Verkehrsteilnehmer scharenweise dezimieren.
Grobknochig und vierschrötig war Roderick Luxon, und er hatte feuerrotes Haar. Er saß immer mit einer Miene hinter dem Volant, als würde er die ganze Welt hassen und deshalb über den Haufen fahren wollen - und wenn Wasson nicht ständig höllisch aufpaßte, versuchte Luxon das auch sofort.
»Links fahren«, sagte Sterling Wasson zum x-ten Mal.
»Wie?« fragte Luxon nervös und schaute den Fahrlehrer an.
»Sie sollen links fahren. Wir befinden uns in England und nicht auf dem Kontinent. Und Sie sollen nicht mich ansehen, sondern auf die Straße schauen. Wie wollen Sie denn rechtzeitig auf ein Hindernis reagieren, wenn Sie es überhaupt nicht wahrnehmen?«
»Ich… ich bin immer so schrecklich aufgeregt, wenn ich im Auto sitze. Zu Hause bin ich der ruhigste Mensch.«
Das kann ich fast nicht glauben, dachte Wasson.
»Ich brauche dem Fahrschulwagen nur in die Nähe zu kommen, schon flippe ich aus«, sagte Luxon. »Haben andere Fahrschüler auch solche Zustände?«
»Einige schon. Beim ersten Mal. Biegen Sie rechts ab!«
Luxon fing an zu kurbeln, aber in die falsche Richtung.
»Rechts!«, schrie der Fahrlehrer und bremste mit dem Zweitpedal. »Mann, was machen Sie denn?«
»Ich dachte, Sie hätten links gesagt.«
»Rechts!« schrie Wasson. »Ich sagte klar und deutlich rechts! Sehen Sie die Tafel nicht? Wollen Sie in verkehrter Richtung durch eine Einbahn fahren?«
»Also wenn Sie schreien, schmeiße ich die Nerven ganz weg«, sagte Luxon nun auch etwas lauter.
Die ersten Autohupen plärrten, weil der Fahrschulwagen den Verkehr in beiden Richtungen behinderte.
»Fahren Sie!« verlangte der Fahrlehrer. »Meine Güte, so fahren Sie doch endlich!«
»Wohin denn?« ärgerte sich Luxon. »Links ist doch die Einfahrt verboten.«
»Deshalb wollte ich ja auch, daß Sie rechts abbiegen.«
»Soll ich immer noch nach rechts…?«
»Das wäre zu liebenswürdig von Ihnen.«
»Sie müssen mir helfen. Ich bin jetzt viel zu nervös, um allein fahren zu können.«
»Okay. Geben Sie Gas… Ein
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