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084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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bißchen mehr… Noch mehr…« Der Motor heulte auf. »Nicht so viel!« schrie Wasson.
    »Wissen Sie eigentlich, was Sie wollen? Sie haben doch verlangt, ich soll noch mehr Gas geben.«
    »Ist schon in Ordnung. Noch mal, Mr. Luxon, aber ein bißchen rascher, wenn ich bitten darf. Sie halten hier halb London auf.«
    »Was erwarten Sie von mir? Daß ich fahre wie Niki Lauda? Ich hab' doch erst zwanzig Fahrstunden.«
    Wasson griff nach dem Lenkrad und drehte es. Luxon gab wieder Gas. Natürlich zuviel, aber der Fahrlehrer sagte nichts mehr.
    Bei dem büße ich alle meine Sünden ab! stöhnte er im Geist, während er die Kupplung schleifen ließ und das Fahrzeug dorthin brachte, wo es den Verkehr nicht mehr behinderte.
    Es fiel dem Fahrlehrer schwer, sich bei seinem Schüler zu entschuldigen, aber er tat es, damit Luxon sich nicht über ihn beschwerte. Schließlich war er vierundfünfzig und wollte seinen Job noch bis zum sechzigsten Lebensjahr behalten.
    Luxons Hände zitterten. Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn.
    Der Mann gehört zum Psychiater, sagte sich Wasson. Er ließ dem Schüler Zeit, sich zu beruhigen.
    »Geht es wieder?« fragte er schließlich so sanft wie möglich. »Können Sie weiterfahren?«
    »Ich werd's versuchen«, antwortete Luxon tapfer und gab sich wirklich redlich Mühe, alles richtig zu machen und den gepeinigten Motor nicht abzuwürgen. Er kam auch verhältnismäßig gut weg, aber als er an einer schmalen Sackgasse vorbeifuhr, schien er plötzlich völlig überzuschnappen.
    Er stieß einen grellen Schrei aus und überraschte den Fahrlehrer, indem er unvermittelt den Fuß auf das Bremspedal rammte. Die Pneus blockierten und quietschten schrill. Der Sicherheitsgurt des Fahrlehrers spannte sich klackend. Wäre Sterling Wasson nicht angegurtet gewesen, hätte er unweigerlich die Frontscheibe geküßt.
    »Verdammt, was…«, begann Wasson.
    Luxon bekam das Gurtschloß nicht auf. Er zerrte daran und schlug unentwegt drauf. »Befreien Sie mich von diesem verfluchten Ding!« schrie er. »Ich muß raus! Ich muß raus!«
    »Weswegen?«
    »Haben Sie's nicht gesehen? In der Sackgasse, da… da ist ein Ungeheuer!«
    ***
    England. London. Paddington… Phorkys war am Ziel. Er stand in einer finsteren Sackgasse. Von hier war es nicht mehr weit bis zu Pater Severins Kirche.
    Wenn er die erstmal erreicht hatte, würde er für eine große Überraschung sorgen. Aber so, wie er im Moment aussah, konnte er nicht durch die Straßen des abendlichen London gehen.
    Er brauchte einen Umhang, am besten einen mit Kapuze, um seine Scheußlichkeit verstecken zu können. Es stellte für ihn kein Problem dar, so ein Kleidungsstück entstehen zu lassen, doch er war damit nicht schnell genug.
    Ein Wagen fuhr an der Sackgasse vorbei.
    Und dann quietschten die Reifen!
    Der Fahrer mußte ihn gesehen haben!
    Phorkys überlegte blitzschnell, was er tun sollte. Er hätte die Welt wieder verlassen können, doch das kam für ihn nicht in Frage. Asmodis hatte ihm etwas aufgetragen, und er war hier, um diesen Auftrag auszuführen.
    Kein Mensch konnte ihn davon abhalten. Aber er wollte nicht, daß es seinetwegen vorzeitig ein Aufsehen gab, denn Tony Ballard hatte gute Freunde, und wenn denen zu Ohren kam, was lief, würden sie umgehend aktiv werden.
    Phorkys aber arbeitete lieber im Verborgenen. Deshalb hüllte er seine grauenerregende Gestalt jetzt in einen weiten schwarzen Umhang und verschwand in einer engen Mauernische. Er verschmolz nahezu mit der Dunkelheit, und man mußte schon sehr genau hinsehen, um ihn zu erkennen.
    ***
    »Machen Sie endlich den Gurt los!« schrie Roderick Luxon ungeduldig.
    Wasson drückte auf den breiten roten Öffner, der Automatikgurt rollte sich auf. Ich hab's geahnt, dachte der Fahrlehrer. Ich versuche einem Verrückten das Fahren beizubringen. Luxon gehört in eine geschlossene Anstalt. Dort soll er mit einem Tretauto fahren.
    Der Fahrschüler sprang aus dem Wagen. Als er sah, daß Sterling Wasson keine Anstalten machte, ebenfalls auszusteigen, bückte er sich irritiert.
    »Was ist? Kommen Sie nicht mit?«
    »Warum sollte ich?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Ich werde dafür bezahlt, daß ich Ihnen das Autofahren beibringe - zum erstenmal scheine ich das bei einem Schüler nicht zu schaffen -, etwas anderes dürfen Sie von mir nicht erwarten, Mr. Luxon.«
    »Verdammt noch mal, ich habe ein Ungeheuer gesehen!«
    »Es gibt keine Ungeheuer, Mr. Luxon«, sagte der Fahrlehrer trocken. »Es gibt keine

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