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0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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irgendetwas messen. Rat hatte plötzlich den Ehrgeiz in sich gespürt, diese Geheimnisse für sich zu erforschen. In einige Sektionen kam er nicht hinein, weil sie mit einem Passwort geschützt waren - eine weitere Herausforderung.
    Rat war hässlich, ein Freak, wie es keinen zweiten geben mochte, doch er war intelligent. Allerdings ging er damit nicht hausieren, sonst hätte man ihn womöglich zum Testkaninchen gemacht.
    »Schau an… Simsalabim und Sesam öffne dich! Da haben wir sie ja doch gefunden, die kleine Zauberhöhle unseres Ratty.«
    Rat zuckte zusammen. Er hatte die Tür nicht von innen verriegelt. Wozu auch? Niemand trieb sich hier unten in den toten Gängen herum… außer ihm. Doch im Schein der Lampe konnte er jetzt zwei Gestalten erkennen, die in der offenen Tür standen. Und die Stimme hätte er unter Tausenden herausgehört. Mischa! Der zweite war natürlich Poul, denn die beiden traten stets im Doppelpack auf. Das war schon so gewesen, ehe Carl sie für V rekrutiert hatte.
    »Was wollt ihr hier?«, fauchte Rat. »Verschwindet! Ihr habt hier nichts zu suchen. Das hier ist…«
    Poul war längst im Raum, während Mischa noch immer im Türrahmen stand. »Nun mal nicht so unhöflich, ja? Wir sind doch Kumpel, oder etwa nicht? Da wollten wir unserem Freund Ratty einen kleinen Besuch machen. Ist doch nichts dabei.« Poul lachte hysterisch auf. Der Mann war der Skrupelloseste in der Bande. Ein Leben zählte für ihn nichts. »Jetzt schau dir doch nur an, was der Irre hier stapelt!«
    Rat fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Freunde? Nein, das waren sie nie gewesen. Höchstens das, was man Zweckgemeinschaft nannte. Und jetzt zeigten sie ihre wahren Gesichter.
    »Schals und Mützen… Unser Kleiner klaut den Fußballfans die Klamotten vom Leib. Ich habe ja immer gesagt, der ist durchgeknallt. Das Monstrum spielt wahrscheinlich perverse Spielchen mit den Sachen hier.« Poul griff in den Stapel der Fanschals hinein, warf eine Handvoll achtlos in die Luft. Dann trat er mit dem Fuß in den Kappenhaufen. »Tor! Tor für Ratty, den Kretin.«
    Rat sah rot. Das Adrenalin jagte durch seinen Körper, putschte seine Wut in nie gekannte Höhen. Mit einem Sprung war er bei Poul, riss den Mann, der immerhin einen Kopf größer und viele Kilos schwerer als er selbst war, wie eine Puppe von den Beinen. Hasserfüllt trommelten Rats Fäuste blindlings auf den Kopf des anderen ein.
    Zwei harte Hände griffen ihn bei den Schultern und schleuderten Rat einige Meter in den Raum hinein.
    Mischa beugte sich über den Jungen. »Bist du krank? Wir machen doch nur Spaß. Du Idiot, ich werde dir…«
    Weiter kam er nicht, denn Rat hatte seine Füße an den Leib gezogen und stieß sie nun mit voller Wucht in den Unterleib des Mannes über ihm. Die Kraft, die in diesem verunstalteten Körper ruhte, war enorm. Mischa flog quer durch den Raum, einem Geschoss gleich. Ein hässliches Knacken beendete seinen unfreiwilligen Flug. Mit unnatürlich verrenkten Gliedmaßen lag er reglos auf dem Boden. Sein Hinterkopf war ungebremst auf den Metallrahmen einer der Pauken geschlagen, die Rat ordentlich aufgereiht hatte.
    Ein einziger Blick reichte aus um zu erkennen, dass der Mann tot war.
    Wie ein Blitz kam Poul in die Höhe. »Du verdammtes Schwein! Du hast ihn umgebracht!«
    Ehe der Mann sich auf ihn stürzen konnte, reagierte Rat instinktiv. Mit einem Tritt beförderte er die Petroleumlampe gegen die Wand. Und er hatte Glück - die Flüssigkeit entzündete sich nicht, das Licht erlosch. Völlige Finsternis breitet sich im Raum aus. Rat hörte Pouls Wutschrei, der sich nun wie ein Blinder fühlen musste. Rat nutzte seinen Vorteil, huschte an dem wild um sich schlagenden Mann vorbei, war eine Sekunde später durch die Tür entwischt.
    Und Rat rannte los. Er wusste, dass Poul schon bald hinter ihm sein würde, er wusste auch, wie schnell der Mann war. Rat war ein genialer Kletterer, konnte sich in Schächte hinein quetschen, die sonst niemand zu betreten gewagt hätte. Doch seine Beine waren nicht dazu geschaffen, einen Sprint hinzulegen. Poul hingegen war durchtrainiert und erreichte eine erstaunliche Geschwindigkeit, wenn er es darauf anlegte.
    Er würde Rat schnappen!
    Es sei denn, der Junge konnte ihn überlisten. Rats Gehör schlug Alarm.
    Nicht sehr weit hinter sich hörte er bereits den nahenden Poul. Und vor ihm sah er das mit jeder Sekunde heller und größer werdende Licht. Die toten Gänge endeten hier. Dort vorn wartete das

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