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0841 - Der gläserne Tod

0841 - Der gläserne Tod

Titel: 0841 - Der gläserne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Physiologie war nicht mehr menschlich oder zumindest nicht mehr nur menschlich.
    »Was meinst du damit?«, fragte Nicole.
    »Ich habe lange nachgedacht«, antwortete er ausweichend. »Er ist hier. Auch in dieser Zeitebene.«
    Der Meister des Übersinnlichen blieb stehen. »Du redest von Kelvo?«
    »Nicht wirklich von dem Kelvo, den wir verfolgten. Genau genommen von seinem jüngeren Ich.«
    Nicole wischte sich über die Stirn. »Du hast gesagt, Kelvo hat uns zweitausend Jahre in die Vergangenheit geschleudert.«
    »Eine grobe Schätzung. Ganz genau konnte ich es nicht feststellen. Es kann auch ein Jahrhundert mehr oder weniger sein.«
    »Das spielt keine Rolle. Wir befinden uns also eine verdammt lange Zeitspanne vor unserer Gegenwart, und dennoch spürst du Kelvo?«
    Der Zwitter nickte stumm.
    Zamorra ergriff das Wort. »Das bedeutet, dass Kelvo schon zu dieser Zeit existiert, und dass er sich damals, für uns jetzt, in dieser Welt aufhält.«
    »So gesehen ist er uns nicht wirklich losgeworden.« Nicole machte eine umfassende Handbewegung. »Aber was nützt uns das? Ob er sich in dieser Dimension aufhält oder nicht, spielt keine Rolle, wenn wir hier verdursten.«
    »Ich werde nicht verdursten«, sagte der Zwitter ruhig und ergänzte, als er in die konsternierten Gesichter seiner Begleiter sah: »Das war lediglich eine Feststellung. Ich werde dafür sorgen, dass ihr ebenfalls überlebt. Mein magisches Potential ist nicht völlig lahmgelegt. Irgendetwas wird mir schon noch einfallen. Ich muss erst einmal Kraft sammeln. Vielleicht kann ich uns dann an einen angenehmeren Ort teleportieren.«
    Der Parapsychologe ging die ganze Angelegenheit von der praktischen Sache an. »Gesetzt den Fall, wir kommen aus dieser Wüste raus - was dann? Sollen wir uns auf die Suche nach Kelvo begeben? Was nützt das? Selbst wenn wir ihn finden, wird uns das nicht weiterhelfen. Der Kelvo dieser Zeit weiß nichts von dem Unsterblichen. Er wird erst in mehr als anderthalb Jahrtausenden auf ihn treffen.«
    Der Zwitter verharrte im Schritt. »Aber er verfügt über die Macht, uns in unsere eigene Welt und Zeit zurückzuschleudern. Er ist im Prinzip derselbe, der uns hierher gebracht hat. Er kann ein Tor durch die Dimensionen und Zeiten öffnen.«
    »Mir raucht der Kopf«, stöhnte Nicole. »Solche temporären Verwicklungen sind nichts für mich, wenn ich schwitze wie ein Schwein und mörderischen Durst habe!«
    Zamorra sah sie verblüfft an. So drückte sie sich normalerweise nie aus. Die Situation setzte ihr offenbar stärker zu, als er es für möglich gehalten hatte. Er ging nicht weiter darauf ein und blickte stattdessen den Zwitter an. »Wie kommst du übrigens darauf, dass sich Kelvo in der Nähe aufhält?«
    »Nicht in der Nähe, nur irgendwo in dieser Dimension. Er kann tausende von Kilometern entfernt sein. Ich spürte seine Gegenwart, als ich versuchte, Magie anzuwenden. Da wir nach der Beschwörung für kurze Zeit in Kontakt mit ihm standen, kenne ich ihn. Ich werde in Zukunft seine Ausstrahlung unter tausend anderen Dämonen wahrnehmen können. Seine Präsenz in dieser Welt ist für mich wie ein Leuchtfeuer, das ich nicht übersehen kann. Zumindest könnte ich es nicht übersehen, wenn ich noch über meine gewohnten Kräfte verfügte. Im Moment spüre ich nichts.«
    Danach verstummte das Gespräch wieder. Jeder hing seinen Gedanken nach, während sie stur weiter marschierten, in der Hoffnung, irgendwohin zu gelangen.
    Irgendwann blieben Nicole und Zamorra etliche Schritte hinter dem Zwitter zurück. Sie fasste ihren Geliebten am Arm. »Dir wird aufgefallen sein, dass ich nicht besonders guter Laune bin«, sagte sie leise und von deutlichem Schuldbewusstsein geprägt.
    »Es gibt wenig Grund zum Jubeln.«
    »Es ist der Zeitsprung«, offenbarte Nicole zu Zamorras Überraschung. »Meine letzten Erfahrungen mit Zeitreisen waren…« Sie stockte. »Sie waren erschütternd. Offenbar habe ich sie noch nicht verarbeitet.« [2]
    Zamorra nickte stumm. Sie hatte ihm ausführlich berichtet, was ihr in der so genannten Welt der Zeiten widerfahren war. Durch unberechenbare temporale Felder war es zu einigen höchst ungewöhnlichen Situationen gekommen. Unter anderem war sie völlig hilflos auf ihren Intimfeind Sid Amos angewiesen gewesen.
    Ein Zuruf riss die beiden aus den Erinnerungen. »Kommt her, schnell!«
    Sie blickten zu dem Zwitter, der mit ausgestrecktem Arm in Richtung des Horizonts deutete. Dort sank die Sonne merklich. Im ersten

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