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0841 - Der gläserne Tod

0841 - Der gläserne Tod

Titel: 0841 - Der gläserne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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dem rechten Mundwinkel des ihm altbekannten Gesichts ein dünner Blutfaden sickerte. »Was ist mit dir?«
    In den Augen des Zwitters flackerte Panik auf. »Ich… ich kann uns nicht teleportieren. Meine Kräfte versagen.« Sein Blick huschte hastig über die Umgebung, als suche er in den Weiten etwas. »Es muss an dieser Dimension liegen. Mir ist so etwas noch nie passiert.«
    Allzu lange existierst du ja auch noch nicht , lag Zamorra auf den Lippen, doch er verkniff sich die bissige Bemerkung. »Das sieht gar nicht gut aus«, sagte er stattdessen. »Kannst du irgendeine Magie anwenden?«
    Sein Gegenüber schloss die Augen und hob die Hände leicht an. Die Finger zitterten zunehmend. In seinem Gesicht zuckte jeder Muskel.
    Zamorra sah entsetzt, dass aus beiden Nasenlöchern Blut floss. »Hör auf!«
    Das Gesicht des Zwitters verzerrte sich zu einer Grimasse. »Ich… kann etwas…« Er stieß einen Schrei aus, legte die Handflächen über Wangen und Ohren. Er stöhnte, atmete hastig. »Da ist… ist…« Mit einem Schrei brach er in sich zusammen und lag konvulsivisch zuckend auf dem Boden.
    »Andrew!«, rief Zamorra impulsiv. In derselben Sekunde schalt er sich einen Narren, denn natürlich hatte er es nicht mit Andrew Millings zu tun.
    Niemand zeigte auf seinen Lapsus eine Reaktion.
    Der Zwitter stützte sich ab, setzte sich auf. Seine Schultern hoben und senkten sich unter schweren Atemzügen.
    Zamorra reichte ihm die Hand. Der Zwitter ergriff sie und zog sich daran in die Höhe. Der Meister des Übersinnlichen spürte, was geschehen war, ehe er es sah. Der Händedruck war warm und feucht.
    Die Hände des Zwitters waren blutverschmiert. Sein Gesicht bot einen schrecklichen Anblick. Aus den Ohren war ebenfalls Blut gelaufen und hatte seine Hände besudelt. »Ich kann Magie anwenden«, brachte er seinen Satz zu Ende. »Nur wenig, und es kostet mich eine Menge Kraft.«
    »Was nicht zu übersehen ist«, kommentierte Nicole besorgt. »Es schadet dir.«
    »Wenn ich es versuche, fühle ich mich, als würde mein Kopf von innen zerreißen.« Der Zwitter wischte mit dem Ärmel seiner Oberbekleidung über Nase und Mund und betrachtete angewidert das Blut, das sich auf der Kleidung verteilte.
    »Wir müssen Schatten und Wasser suchen.« Zamorra warf einen Blick in den Himmel und fragte sich bang, wann die Sonne wohl untergehen würde. »Außerdem kann es heute Nacht verdammt kalt werden, wenn diese Wüste dieselben klimatischen Bedingungen zeigt wie eine entsprechende irdische Zone.«
    Sie befanden sich mitten im Nichts einer Wüste, ohne Wasser, ohne Ausrüstung, ohne Schutz.
    Sehr schlechte Aussichten…
    ***
    Sie waren bereits seit mehreren Stunden unterwegs.
    Die Sonne brannte unbarmherzig vom vollkommen klaren dunkelvioletten Himmel. Nicht der geringste Lufthauch bewegte die Luft.
    Nicole trug inzwischen Zamorras Hemd; er selbst schwitzte unter seiner Anzugsjacke. Es war jedoch besser, als die Haut ungeschützt der Sonneneinstrahlung auszusetzen.
    Es hatte sich noch in anderer Hinsicht als Glücksfall erwiesen, dass Zamorra seinen Anzug trug. In der Tasche befand sich nach wie vor sein Dynastie-Blaster. Nicole hatte ihre Waffe in den turbulenten letzten Minuten auf der Erde verloren. Er lag wahrscheinlich nach wie vor im Urwald der philippinischen Insel. Merlins Stern hingegen hatte die Reise in diese fremde Dimension mitgemacht. So waren die Gestrandeten gegen natürliche und dämonische Attacken einigermaßen gewappnet - zumindest falls die Silberscheibe in dieser Dimension wirksam war. Das wusste man nie so genau; Zamorra hatte diesbezüglich schon einige Enttäuschungen erlebt.
    »Zumindest sind wir nicht völlig hilflos«, hatte Zamorra zuletzt gesagt. Was hätte er jetzt für ihre beiden Dhyarra-Kristalle gegeben, die sich im Tresor in Château Montagne befanden! Sie wären ein wertvolles Hilfsmittel gewesen, diese Wüstenhölle unbeschadet zu überstehen.
    Das Gespräch war schon vor langem eingeschlafen. Die drei verfolgten ziellos die Richtung, die sie einmal eingeschlagen hatten. Wohin sie auch blickten, war nichts außer der ewigen Ebene zu sehen. Die heiße Luft flimmerte über dem Sand.
    »Ich bin mir sicher«, sagte der Zwitter plötzlich. Er schien frisch und ausgeruht zu sein, als berühre ihn die gnadenlose Hitze nicht. Von den Schwierigkeiten aufgrund seines Versuchs, magisch tätig zu werden, hatte er sich längst erholt. Noch immer stand kein einziger Schweißtropfen auf seiner Stirn. Seine komplette

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