0841 - Der gläserne Tod
zu entkommen. Ihre Augen rollten panisch, ihr Blick huschte unstet umher.
»Ich kann meinem Sklaven auch befehlen, ein wenig Schleim in die jämmerlichen Nasenöffnungen der Frau fließen zu lassen. Dann wird sie langsam aber sicher ersticken.«
»Was willst du?«, stieß Zamorra bebend hervor. Kelvo hatte ihn hinterrücks schachmatt gesetzt.
»Liegt das nicht auf der Hand?«, dröhnte es aus der Schwärze. »Ich will wissen, warum ihr mich immer wieder beschwört. Und außerdem soll mir diese ganz erstaunliche magische Kreatur im Körper eines Menschen einen großen Gefallen tun.« Ein hässliches Lachen folgte.
»Ich?«, fragte der Zwitter. »Dir einen Gefallen tun? Wieso sollte ich?«
»Weil die Frau sonst stirbt.«
»Was geht es mich an?«
Zamorras Herzschlag setzte aus. War das eine leere Drohung des Zwitters? Oder war er wirklich bereit, Nicole sterben zu lassen?
»Du kannst mich nicht bluffen«, krächzte Kelvo. »Ich war lange genug auf der Welt der Menschen, um euch gut kennen zu lernen. Du würdest sie niemals opfern. Eure lächerliche Ethik erlaubt es dir nicht.«
»Ich bin kein Mensch«, sagte der Zwitter kalt. »Wie du sehr richtig erkannt hast, besitze ich lediglich den Körper eines Menschen.«
»Wir haben dich beschworen«, mischte sich Zamorra ein, der nicht ertragen konnte, Nicole hilflos in der Gewalt des Ekel erregenden Dämons zu sehen, »weil wir auf der Suche nach einem Menschen sind, der dich vor Jahrhunderten jagte. Ein Unsterblicher.«
»Du bist also bereit, auf meine Bedingungen einzugehen«, erkannte Kelvo zufrieden. »Ich weiß, von wem du redest. Ich erinnere mich nur allzu gut an ihn. Aber ich sehe keine Veranlassung, euch zu sagen, was ich über ihn weiß.«
»Du stirbst, wenn du schweigst«, schrie der Zwitter mit sich überschlagender Stimme. Er konnte nicht akzeptieren, dass so dicht vor dem Ziel alles zusammenbrach.
Ein nebelhafter Auswuchs wallte auf den Zwitter zu. »Du wirst deine Drohung nicht wahr machen, solange die Frau in der Gewalt meines Sklaven ist.« Dann änderte sich sein Tonfall. »Sharigk! Ersticke sie!«
Zamorra wirbelte herum. Aus der schleimigen Extremität, die über Nicoles Gesicht lag, wuchsen zwei winzige Tentakel und krochen auf ihre Nasenlöcher zu. Zamorras Gedanken überschlugen sich. »Lass sie leben! Wir tun, was du verlangst.«
Nicoles Augen weiteten sich, als sie keine Luft mehr holen konnte. Ihre Muskeln zuckten, doch der Dämon ließ ihr nicht den geringsten Spielraum. »Ich gehe ebenfalls auf deine Bedingungen ein«, kapitulierte der Zwitter.
Augenblicklich zogen sich die Schleimfäden aus Nicoles Nase zurück. Zamorra atmete erleichtert auf.
»Dann kommen wir zu meiner zweiten Forderung«, sagte Kelvo an den Zwitter gewandt. »Du verfügst über ganz und gar erstaunliche magische Kräfte. Du wirst mir einen Gefallen tun. Es gefällt mir nicht, dass ich an dieses Beschwörungssymbol gebunden bin. Wer es zeichnet und die Formel spricht, zwingt mich zu erscheinen. Du wirst die Macht, die das Symbol über mich hat, brechen.«
»Du verlangst Unmögliches«, sagte der Zwitter.
Ein dumpfes Grollen drang aus der Schwärze. »Dir ist es nicht unmöglich! Du kannst es! Und du wirst es tun!«
»Und dann?«
»Dann werde ich mich zurückziehen.«
»Das soll ich dir glauben?«
»Es bleibt dir keine andere Wahl. Ich werde meinen Diener zurückrufen und von hier verschwinden, auf dass wir uns nie wieder begegnen.«
Der Zwitter bebte vor Wut. »Du forderst zu viel.«
»Zu viel, um das Leben der Frau zu retten?«, fragte der Dämon höhnisch.
»Tu es«, zischte Zamorra. »Nicole muss leben!«
Der Zwitter drehte sich um und bückte dem Parapsychologen in die Augen. »Weißt du, was du verlangst?«
»Tu es!«
Schweigen…
»Du solltest dich schnell entscheiden«, sagte Kelvo. »Sharigk verstärkt bereits den Druck seiner Tentakel, und das wird der Frau nicht gut bekommen. Ihre Knochen sind zerbrechlich.«
Der Zwitter nickte. »Ich werde es tun. Aber lass sie zuerst frei.«
»Wenn du den Zwang von mir genommen hast, werde ich es sofort befehlen.«
»Wie du willst.« Der Zwitter verwischte das Beschwörungssymbol unter Kelvos wallender Präsenz. Seine Lippen formten unhörbare Worte. »Das war es.«
Zamorra gingen die Augen über. Er hatte mit etwas Spektakulärerem gerechnet.
Kelvo lachte. »Du hast es getan! Ich bin frei, ich spüre es!«
»Ich habe dich zur Hälfte befreit«, schränkte der Zwitter ein. »Der-Vorgang ist noch
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