0841 - Der gläserne Tod
Vergangenheit schleudern würde.
Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte hatte er diesen Zwischenfall vergessen. Doch jetzt war er auf radikale Weise daran erinnert worden. Die drei hatten ihn beschworen und ihn erneut beinahe vernichtet. Kelvo war geflohen, die Beschwörer hatten ihn verfolgt.
Er hatte in der Hitze der Auseinandersetzung keinen anderen Ausweg gesehen, als sich seiner Verfolger zu entledigen, indem er sie in die Vergangenheit schickte… zu spät erkannte er, was er getan hatte.
Der Kreis war geschlossen!
Kelvo wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Die drei mussten inzwischen zurück in seiner Gegenwart sein. Er selbst hatte ihnen vor zweitausend Jahren den Rückweg ermöglicht.
Das hieß nichts anderes, als dass sie ihn wieder beschwören würden, denn warum auch immer sie es vor wenigen Stunden getan hatten, sie hatten ihr Ziel nicht erreicht.
Kelvo hatte alle Vorbereitungen für diesen Fall schon vor fast zwei Jahrtausenden getroffen. Er hatte einen raffinierten Plan ersonnen, der ihm doppelten Nutzen bringen würde. Er würde ihn von einem Zwang befreien und zum Tod seiner Feinde führen.
»Ruft mich nur«, grollte Kelvo und kicherte. Er war bestens vorbereitet.
Denn er war nicht mehr allein.
***
An der heißen Quelle
Zamorra sah seiner Geliebten in die Augen. »Ist er dir auch unheimlich?«
»Der Zwitter?«, vergewisserte sie sich und nickte. »Seine Kräfte sind gewaltig. Und ich frage mich, ob er letzten Endes sein eigenes Süppchen kocht oder zu uns gehört.« Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Oder ob er sich auf dem Weg zur dunklen Seite befindet. Mir gefällt nicht, dass Torre Gerret ein Bestandteil seines Wesens ist.«
Gerret war einst Zamorras Todfeind gewesen. Nicht nur, weil er an der Quelle des Lebens nicht die ersehnte Unsterblichkeit erlangt hatte, sondern auch, weil er Zamorra fälschlich die Schuld am Tod seines Sohnes Balder Odinsson gab.
»Er hat Shira ganz nebenbei von ihren Verletzungen geheilt. Er teleportiert und überwindet dabei gewaltige Distanzen. Er geht mit seinen magischen Kräften gegen einen mächtigen Dämon wie Kelvo vor und wechselt zwischen Dimensionen, wie es ihm in den Sinn kommt.« Zamorra atmete geräuschvoll aus. »Hab ich was vergessen?«
»Sind ihm überhaupt Grenzen gesetzt?«, fragte Nicole, führte den Gedanken aber nicht weiter aus, weil der Zwitter wieder zwischen ihnen auftauchte.
»Wenn Shira tot gewesen wäre, hätte ich sie nicht mehr ins Leben zurückholen können«, antwortete der Neuankömmling. »Ist deine Frage damit beantwortet?« Er wandte sich ab. »Und jetzt beschwören wir Kelvo.«
»Wir sollten nachdenken«, bremste Zamorra seinen Enthusiasmus. »Das letzte Mal ging es nicht gut aus.«
»Das letzte Mal kannten wir ihn noch nicht. Diesmal werde ich mich nicht hereinlegen lassen. Ich weiß nun genau über Kelvos Kräfte Bescheid.«
Jetzt fiel Zamorra auf, dass der Zwitter einen Ast in den Händen hielt. Offenbar hatte er ihn von seinem Ausflug mitgebracht. Damit zeichnete er das Beschwörungssymbol des Dämons in den Wüstensand.
»Seid ihr bereit?«
Zamorra nickte grimmig. Er rief das Amulett, um gewappnet zu sein. Nicole hielt den Dynastie-Strahler in der Hand.
»Dann gibt es keinen Grund mehr, noch länger zu zögern.« Der Zwitter murmelte die fremdartigen Worte der Beschwörungsformel, die Kelvo zwang, hier aufzutauchen.
Wieder schien die Welt in einem Flammenwirbel zu explodieren. Heiß und mit gewaltigem Fauchen jagten flackernde Zungen auf die drei zu.
Der Zwitter löschte die Feuerlohen mit einer Handbewegung, ehe sie ihn oder seine Begleiter erreichen konnten.
Das bereits hinlänglich bekannte schwarze Wallen wogte im Umfeld des magischen Beschwörungssymbols. Und die Stimme des Dämons erscholl. »Die Frau befindet sich in der Gewalt meines Sklaven Sharigk. Wenn ihr mich angreift oder auch nur eine rasche Bewegung durchführt, tötet er sie.«
Zamorra wirbelte herum und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Nicht nur Kelvo war gekommen. Ein unförmiger Dämon, der nur aus Muskelsträngen, einem Dutzend glutroter Augen und schleimigen Extremitäten zu bestehen schien, stand hinter Nicole und hielt ihre Kehle umklammert.
Zwei tentakelartige Auswüchse waren um Nicoles Leib geschlungen und quetschten ihre Arme an den Körper. Triefende Pseudopodien waren um ihre Beine gewickelt. Ein schleimiger Faden lag quer über ihrem Gesicht und presste ihr den Mund zu. Sie hatte nicht die geringste Chance
Weitere Kostenlose Bücher