0843 - Jagdgebiet Hölle
sicher waren. Dann bewachte er, in einer dunklen Ecke stehend, den Turmeingang. Er wusste genau, wie er gehen und stehen musste, um nicht von den Kameras erfasst zu werden. Zwei davon hatte er selbst entsprechend manipuliert.
Viele Stunden stand er so. Gascoigne fühlte sich kein bisschen müde, seine Sinne waren trotz der fortgeschrittenen Stunde aufs Äußerste geschärft.
Als die beiden Wächter Jean-Luc und Pascal auf dem Burghof erschienen, schlugen sämtliche Alarmglocken in ihm an. Gascoigne kannte die meisten von ihnen näher. Jean-Luc und Pascal gehörten zwar nicht dazu. Aber Gascoigne sah sofort, dass sie sich… anders bewegten. Dynamischer, zielstrebiger, eleganter. Sie hatten kein bisschen von der Behäbigkeit, die den beiden Wächtern ansonsten zueigen war.
Das waren nicht Jean-Luc und Pascal!
Wer aber dann?
Es war erst ein paar Stunden her, dass Zamorra den Vampir Tan Morano entlarvt hatte. Wenn Gascoigne davon ausging, wer Zamorra im Moment am meisten hasste, tippte er mal auf zwei Blutsauger. Dass dies gleichbedeutend mit dem Tod der Wächter war, berührte ihn nicht.
Gascoigne legte die Hand an den Blaster. Mit dem Zeigefinger schaltete er auf Lasermodus um.
Die Vampire schlenderten quer über den Hof. Ungefähr in der Mitte würden sich die Wege der beiden Parteien kreuzen.
Mit Sorge bemerkte Gascoigne die Blaster an ihren Gürteln. Er zog seine eigene Waffe, wild entschlossen, erst gar keine Gefahr für Zamorra aufkommen zu lassen. Die beiden Blutsauger mussten dran glauben.
Er richtete den Blaster auf sie. Als die beiden noch etwa vier Meter von Zamorra entfernt waren und nach den Waffen griffen, löste er aus. Zwei nadelfeine, hellrote Energiestrahlen durchschnitten kurz hintereinander die Nacht. Sie spannten eine tödliche Brücke zu den Vampiren hinüber.
Ins Sternengeflecht getroffen, sanken sie zu Boden und blieben liegen.
Paul Gascoigne huschte um die Mauerecke.
Vollalarm ertönte. Das nervtötende An- und Abschwellen der Sirene war viele Kilometer weit zu hören.
***
Zamorra und Nicole fuhren herum. Direkt neben ihnen starben zwei Wächter durch Laserbeschuss! Die Strahlen saßen direkt in der Brust, die Männer sanken zusammen wie Marionetten, denen man die Fäden gekappt hatte.
Nicole spurtete los, dorthin, von wo die Schüsse gekommen waren. Zamorra kümmerte sich währenddessen um die Erschossenen. Er kniete neben ihnen nieder. Verblüfft registrierte er, dass mit deren Gesichtern eine seltsame Veränderung vor sich gegangen war.
»Sarkana?«, murmelte Zamorra ungläubig. Kein Zweifel möglich. Das kalkweiße, verzerrte Gesicht mit dem halb offenen Mund und den daraus hervorragenden Fangzähnen gehörte dem uralten Blutsauger, der die Vampire immer für die edelsten aller Dämonen gehalten hatte. Jedenfalls in Zamorras eigener Welt. Dort war Sarkana allerdings schon ein Weilchen länger tot als hier.
Auch bei dem anderen Kerl handelte es sich um einen Vampir, den der Meister des Übersinnlichen kannte.
Gino diSarko!
Während sich die drei Blutsauger -Morano, Sarkana und diSarko - in seiner Welt fanatisch bekämpft hatten, waren sie hier wohl Verbündete gewesen. Der Professor konnte eins und eins zusammenzählen. Die beiden hier waren wegen Morano hier. Und sie wären wohl erfolgreich gewesen, hätte nicht jemand anders im letzten Moment eingegriffen.
Wer war Zamorras unbekannter Schutzengel?
Eine Sirene ging an und hörte nicht mehr auf. »Kann dem Ding nicht mal einer das Maul stopfen? Da wird man ja rammdösig von«, beschwerte sich der Professor, als Nicole, Gascoigne und ein gutes Dutzend Wächter, die mit der Sirene auf den Hof strömten, ihn umringten.
Nicole hob nur die Schultern. Ein Zeichen, dass ihr der Schütze entkommen war.
Die Wächter gerieten in helle Aufregung, als sie die Rassenzugehörigkeit der Toten bemerkten. Zamorra verstand die Worte »Schwerverbrechen« und »Todesstrafe«. Auch Nicole schaute ziemlich belämmert drein.
»Ich verstehe den Vorfall absolut nicht«, resümierte sie später. »Wer immer die Vampire zur Hölle geschickt hat, steht auf unserer Seite und wusste, wer sie sind und was sie vorhatten. Warum macht er sich dann aber eines Schwerverbrechens schuldig, indem er Dämonen tötet? Hätte er sie nur geschockt, wäre er in doppelter Hinsicht ein Held: als Zamorras Retter und Dämonenfänger. So aber muss er mit Verfolgung, Anklage und Todesstrafe rechnen.«
»Absolut unverständlich, in der-Tat«, stimmte ihr Paul
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