0845 - In der Gewalt der Shariden
Wange.
»Was ist daran optimistisch?«, fragte der Meister des Übersinnlichen. »Es ist eine nüchterne Rechnung.«
»Ich würde den Zeitrahmen nicht gerade genau nennen.«
Amos lachte. »Das ist Definitionssache. Ihr sprecht von der vorletzten Inkarnation des Erbfolgers , von dem Leben, das er führte, ehe er als Lord Bryont Saris ap Llewellyn geboren wurde, der Existenz, in der er Zamorra und Gerret zur Quelle führte.« [5]
Zamorra nickte. »Über dieses Leben vor Lord Saris wissen wir buchstäblich nichts.«
Die jetzige Inkarnation des Erbfolgers , der junge Rhett Saris, lebte zwar mit seiner Mutter auf Château Montagne, wusste aber noch nichts über seine früheren Leben. Es gab bereits kurze Flashbacks, die aber noch nicht mit wirklichen Erinnerungen gleichgesetzt werden konnten. Lange konnte es allerdings nicht mehr dauern, bis diese Erinnerungen vollständig aufbrachen.
»Andrew Millings hat uns davon berichtet, wie er zur Quelle ging. Damals nannte sich der Erbfolger Rheged ap Llewellyn. Rheged wurde, so sieht es die Erbfolge-Magie vor, genau ein Jahr älter als in seiner vorherigen Existenz, also 263 Jahre. In der Sekunde seines Todes wurde sein Nachfolger geboren, der dann 264 Jahre lebte, ehe er starb und als Lord Bryont Saris wiedergeboren wurde, der gegen Ende seines Lebens mich und Gerret führte.«
»Es bleiben also, wenn man davon ausgeht, dass Bryonts uns namentlich unbekann ter Vorgänger unseren ebenfalls unbekannten Unsterblichen nicht gerade als Kleinkind zur Quelle führte, rund 250 Jahre, in denen es geschehen sein könnte.« Nicole verdrehte die Augen. »Eine ganz schön lange Zeit.«
»Irgendwann im 16., 17. oder frühen 18. Jahrhundert«, präzisierte Zamorra. »Später hat unser unbekannter Vorgänger Kelvo gejagt und ist verschwunden. Seitdem hält ihn wohl jeder für tot - zumindest habe ich nie etwas anderes gehört.«
Der Meister des Übersinnlichen wandte sich an Sid Amos. »Mir will allerdings nicht in den Kopf, dass du nie von diesem Unsterblichen gehört haben sollst. Immerhin warst du damals Fürst der Finsternis und solltest auf die eine oder andere Art Kontakt mit ihm gehabt haben.«
Amos' Gesicht blieb regungslos. »Das beunruhigt mich selbst«, gab er schließlich zu. »Es ist in höchstem Maß unlogisch. Vielleicht… vielleicht war er nicht gerade erfolgreich in der Dämonenjagd. Jedenfalls hat er offensichtlich niemals in der Hölle von sich reden gemacht. Oder…« Er brach ab.
»Oder?«, bohrte Nicole.
»Oder die Dinge liegen ganz anders«, wich Sid Amos aus. »Vielleicht werden wir irgendwann darüber reden, aber nicht jetzt! Wir haben anderes zu tun!«
»Diese Geheimniskrämerei gefällt mir ganz und gar nicht.«
Der ehemalige Höllenfürst ging nicht weiter darauf ein. »Wir sollten von hier verschwinden. Während wir nett plaudern, ist vielleicht schon die Polizei unterwegs, weil irgendjemand auf den Lärm hier aufmerksam geworden ist.«
»Wohin planst du zu gehen?«, fragte Zamorra.
»Ich habe euch doch gesagt, dass ich andere Orte kenne, an denen Kelvo zugeschlagen hat. Einer davon liegt in Schweden. Dorthin wollte ich ursprünglich mit euch teleportieren, aber ihr befandet euch ja schon im Flugzeug.«
»Also weiter auf lustige Dämonenhatz durch fremde Länder«, kommentierte Nicole sarkastisch.
»Wobei die Frage besteht, ob wir in Schweden mehr herausfinden werden, oder ob Kelvo auch von dort längst wieder verschwunden ist.«
»Die Gefahr besteht«, gab Amos zu. »Es bleibt uns momentan aber keine andere Wahl. Wenn du einen besseren Vorschlag hast, nur raus damit.«
Da musste Zamorra kapitulieren…
***
Schweden
»Hören Sie zu!«
»Was sollte ich denn sonst tun?« Dolf Hellstrom verschränkte nervös die Finger ineinander. Sein Blick wanderte in dem kargen Raum umher.
Die Wände waren weiß getüncht, nirgends ein Bild oder irgendetwas, das die Eintönigkeit vertrieb. An einer Seite hing ein riesiger Spiegel -Hellstrom fragte sich, ob er von der anderen Seite her durchsichtig war, wie man es in Filmen immer wieder sah. Gab es so etwas überhaupt? Und wenn ja, ausgerechnet hier, in der Region Värmland? In diesem Provinzgefängnis in Karlskoga?
Der glatzköpfige Polizeibeamte, der unruhig im Raum auf und abgelaufen war, blieb jetzt vor dem Gefangenen stehen. Er hatte sich als Kommissar Rolf Ekman vorgestellt. »Sparen Sie sich die klugen Sprüche, Hellstrom! Wir wissen nicht, was Sie im Haus Mikael Petréns zu suchen hatten,
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