0845 - In der Gewalt der Shariden
aber dummes Unterwäschemodell behandelt werde. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Sid Amos lachte. »Das haben Sie, in der Tat.«
Zamorra bedeutete seinem Begleiter zu schweigen. »Sie sagen, Sie haben die Leichen gesehen? Davon haben Sie bisher nichts gesagt.«
»Wieso hätte ich es Ihnen sagen sollen?«
Der Parapsychologe lächelte. Dagegen konnte er nichts vorbringen. Sie als Polizistin war dahergelaufenen Fremden, die behaupteten, mehr über ihren aktuellen Fall zu wissen, nicht auskunftspflichtig.
Pernilla Endre lächelte wölfisch. »Und solange Sie mir nicht sagen, was Sie zu wissen glauben, werde ich Ihnen ganz bestimmt nicht mitteilen, was ich weiß.«
»Wir sind auf ähnliche Tote gestoßen«, informierte Nicole, um die eisige Stimmung zu brechen.
»Wo?«, fragte Pernilla alarmiert.
»Weit weg«, antwortete die Dämonenjägerin ausweichend. Von dem Fall in Deutschland wollte sie jetzt noch nicht sprechen, und »in einer anderen Dimension« wäre wahrscheinlich eine Auskunft gewesen, die die Polizistin veranlasst hätte, wieder zum Telefon zu greifen und diesmal eine Nervenklinik anzurufen.
Endre quittierte das mit einem skeptischen Blick. Zu einer Antwort kam sie nicht mehr.
Draußen, in dem kleinen Empfangsraum der Polizeistation, krachte es, als pralle eine Tür gegen die Wand. Danach ertönte ein entsetzter Schrei.
Alle vier sprangen auf.
»Sitzen bleiben«, stieß die Polizistin hervor. »Ich sehe nach, was los ist.«
Sie war schon fast an der-Tür des Büros, als sich der Schrei wiederholte. Lauter, grässlicher, in nackter Panik ausgestoßen. Ein Schuss gellte, sofort gefolgt von einem zweiten.
Pernilla Endre stockte kurz vor der Tür. Sie zog ihre eigene Waffe aus dem Holster und entsicherte sie.
»Lassen Sie mich vor«, verlangte Zamorra.
Er hatte ein ganz mieses Gefühl. Er war davon überzeugt, dass das, was auch immer dort draußen jenseits der Bürotür vorging, weniger die örtliche Polizei als vielmehr ihn als Dämonenjäger etwas anging.
Pernilla ließ sich nicht beirren. »Sie bleiben zurück!«
Draußen peitschten weitere Schüsse in rascher Folge durch die Stille.
Die Polizistin riss die Tür auf - und stieß einen erstickten Laut des Grauens aus.
***
Kommissar Rolf Ekman raste knapp über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit über die Straße, auf der kein nennenswerter Verkehr herrschte.
In Gedanken war er immer noch bei dem Anruf seiner Kollegin. Er hatte den Fall von ihr und ihrem Partner übernommen, weil er ein paar Nummern zu groß war für ihre kleine Dienststelle. Pernilla war schlau genug gewesen, am Morgen nach der Entdeckung der Pulverleichen , wie sie inzwischen von allen Beteiligten genannt wurden, die Polizeistation in Karlskoga anzurufen und um Hilfe zu bitten.
Ein erstes Informationsgespräch hatte Ekman deshalb vor fünf Stunden zum ersten Mal zu Pernillas Dienststelle geführt - nur um dort zu erfahren, dass Dolf Hellstrom bereits in der Nacht ins Gefängnis nach Karlskoga gebracht worden war, von wo Ekman am frühen Morgen aufgebrochen war.
»Ich gewöhne mich noch an die Strecke«, murmelte er.
Er war froh, diesen Fall zu bearbeiten. Zum einen war der Leichenfund mysteriös und damit eine gute Abwechslung zu der Alltagsarbeit, in der Ekman weitgehend gefangen war - zum anderen war Pernilla eine wirkliche Augenweide, und Ekman konnte bald bei seinen Dienstkollegen damit angeben, mit ihr zusammengearbeitet zu haben. Er hörte schon die spöttischen Bemerkungen, hinter denen sich purer Neid…
Ein Adrenalinstoß durchzuckte ihn. Sein Fuß hämmerte auf die Bremse, er umkrallte das Lenkrad. Die Bremsen quietschten, der Wagen brach seitlich aus.
Die Zeit schien stehen zu bleiben.
Der Wagen rutschte auf das Kind zu, das mitten auf der Fahrbahn stand. Ekmans Augen weiteten sich entsetzt.
Dann endlich sprang das Kind zur Seite.
Als der Wagen stand, sah Ekman nur noch, wie das Kind - ein Mädchen, höchstens zehn Jahre alt, langes blondes Haar - über das Feld neben der Straße davonrannte.
Das Herz des Kommissars hämmerte wie wild. Das war knapp gewesen. Jeder Herzschlag schickte pochenden Schmerz in seine Backenzähne, wie es seit Jahren bei großer Aufregung der Fall war, obwohl jeder Zahnarzt, den er deswegen konsultierte, versicherte, dass seine Zähne völlig intakt waren.
Einen Moment überlegte er, dem Mädchen hinterherzurennen und ihm die Leviten zu lesen, dann entschied er sich dagegen. Das Kind hatte durch den Schreck seine
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