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0845 - In der Gewalt der Shariden

0845 - In der Gewalt der Shariden

Titel: 0845 - In der Gewalt der Shariden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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gallertartiger Arm. Das Ding kroch über seine Hüfte und schob sich zwischen zwei Knöpfen durch das Hemd.
    Zamorra spürte die kalte, feuchte Bewegung auf seinem Bauch. Der Tentakel wand sich höher, über die Rippen, die Brust, auf den Hals zu.
    Dem Meister des Übersinnlichen brach der Schweiß aus. Er befand sich in der Gewalt des Monstrums. Seine Gedanken verharrten in Entsetzen und Ekel.
    Ein scharfer Schmerz, überall wo der widerliche Tentakel seine Haut berührte. Tausend Nadeln schienen in seinen Körper zu stechen.
    Es folgte ein Stoß an seinen Kehlkopf. Blitzschnell wand sich das schleimige Ding um seinen Hals.
    Zamorra packte zu, fühlte die weiche, kalte Substanz. Seine Finger versanken darin, er bekam nicht wirklich etwas zu fassen.
    Der Tentakel zog sich zusammen. Die Luft wurde dem Meister des Übersinnlichen knapp. Er riss den Mund auf, versuchte einzuatmen.
    Keine Chance.
    Sein Körper knallte gegen einen umgestürzten Schreibtisch. Er bemerkte es nicht. Sein Herz raste, jeder Schlag hämmerte in seinem Hals. Der Druck stieg unbarmherzig.
    Zamorra kam unmittelbar vor dem Shariden zu liegen, ohne es wahrzunehmen. Der Schmerz in seinem Hals bestimmte alles. Jeden Moment musste der Kehlkopf zerquetscht werden oder das Genick brechen.
    Endlich der Geistesblitz.
    Ruf das Amulett!
    Warum hatte er nicht längst daran gedacht? Alles war zu schnell gegangen, die Überraschung, der Schmerz, der Ekel hatten sein klares Denken beeinträchtigt.
    Er fühlte das Metall der Silberscheibe zwischen den Fingern. Es war warm, schien zu vibrieren, pulsieren…
    Aber er war bereits nicht mehr fähig, die notwendigen Bewegungen durchzuführen. Die Hand zitterte - und Merlins Stern fiel klirrend auf den Boden.
    Zwei weitere Tentakel zuckten auf Zamorra zu. Einer klatschte in sein Gesicht, schob sich in den immer noch hilflos nach Luft schnappenden Mund.
    Der Parapsychologe biss reflexartig zu. Die Zähne bohrten sich in ein schleimiges Etwas, der Geschmack und Geruch war Ekel erregender als alles, was er je erlebt hatte.
    Dann wurde es dunkel.
    ***
    Dolf Hellstrom saß in seiner kleinen Zelle und wartete.
    Was hätte er sonst tun sollen? Die lapidaren Worte Kommissar Ekmans fielen ihm wieder ein. Sie verbleiben in Untersuchungshaft bis zu ihrer Gerichtsverhandlung.
    Der hatte gut reden! Es gab angenehmere Dinge als im Knast zu sitzen, auch wenn die Aussicht auf eine milde Strafe bestand. Es hätte ganz anders ausgehen können. Als er die beiden Toten entdeckt hatte, waren ihm die schlimmsten Szenarien durch den Kopf geschossen.
    Und wer weiß, wie der nächtliche Besuch ausgegangen wäre, wenn er den Mistkerl Petrén tatsächlich in seine Gewalt gebracht hätte.
    Jetzt, im Nachhinein, fragte sich Hellstrom, ob er sich zu einer Riesendummheit hätte hinreißen lassen. Hätte er Petrén umgebracht, wenn er zugegeben hätte, mit seiner Frau im Bett gewesen zu sein?
    »Hätte, hätte«, murmelte Dolf. »Was soll's?«
    Er hatte seine Frau Signe angerufen und ihr mitgeteilt, dass er hier in Untersuchungshaft saß. Sie hatte kalt darauf reagiert, sich jedoch immerhin jeden Vorwurf erspart. Er hatte sie gebeten zu kommen und ihm einige Sachen zu bringen. Das war vor Kommissar Ekmans Besuch gewesen.
    Wo sie nur blieb? Sie schien sich nicht besonders zu beeilen, gönnte ihm wohl von Herzen, dass er verknackt worden war. Vielleicht spekulierte sie darauf, nun in aller Ruhe und so oft sie wollte mit Petrén herumturnen zu können. Da hatte sie sich geschnitten. Wenigstens dieser kleine Triumph war Dolf Hellstrom geblieben.
    In diesem Moment wurde ihm Besuch angekündigt. Ein Wärter kam und führte ihn in einen Raum, wo hinter einem Trenngitter bereits seine Frau wartete.
    Der Aufseher zog sich zurück und bot dem Ehepaar so die Illusion von Ungestörtheit. Dass jede Bewegung und jedes Wort videoüberwacht wurde, stand für Dolf außer Frage. Das war ihm völlig gleichgültig - er plante nicht, Signe geheime Liebesbeteuerungen ins Ohr zu flüstern. Da sie schwieg, kam er direkt zur Sache. »Hast du mitgebracht, worum ich dich gebeten habe?«
    »Nein.« Das Wort war von kalter Endgültigkeit geprägt. »Ich bin nur hier, um dir zu sagen, wie enttäuscht ich von dir bin.«
    »Du bist enttäuscht? Du? Du machst mit…«
    »Halt's Maul, Dolf!«, unterbrach sie. So vorlaut und unverschämt hatte sie sich noch nie verhalten. Was war nur in das Weib gefahren? Hellstrom verschlug es die Sprache.
    Verblüfft beobachtete er, wie sie die Hand

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