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0845 - In der Gewalt der Shariden

0845 - In der Gewalt der Shariden

Titel: 0845 - In der Gewalt der Shariden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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hob - und aus ihren Fingerspitzen ein kaum sichtbarer, dünner Nebelfaden quoll!
    Es sah aus wie der letzte Rauch, der von einem erloschenen Kerzendocht in die Höhe stieg.
    »Was…«, begann Dolf. Er sprach den Satz nie zu Ende. Das Nebelgespinst löste sich von Signes Fingern und schoss auf ihren Ehemann zu.
    Er spürte ein kurzes, schmerzhaftes Reißen, als es in die Nasenlöcher eindrang. Flüssiges Feuer schien durch seine Atemwege zu rinnen, sich in seinem Kopf auszubreiten. Seine Luftröhre brannte, seine Lunge, sein Magen - und sein Gehirn.
    Der Schmerz verging.
    Das Wissen blieb.
    Er hatte sich getäuscht. Nicht Signe saß ihm gegenüber. Nicht seine Frau. Sondern sein Herr.
    Kelvo.
    ***
    Dumpfe Geräusche.
    Ein Blubbern, Summen…
    Und Feuer. Feuer in seinem Hals. Feuer auf seiner Brust. Feuer in seinem Mund.
    Die Zunge: eine lodernde Flamme. Der Kehlkopf schmilzt.
    Dunkelheit umfängt ihn. Sein Bewusstsein trübt ein.
    Sein Name ist Zamorra. Das Wort verkommt zu absoluter Bedeutungslosigkeit. Die Silben verlieren jeden Sinn, die Laute schweben hinweg und verlieren sich in der Unendlichkeit.
    Mit diesem Schweben vergeht auch der Schmerz. Er ist ebenso unwichtig wie der Name. Wie das Leben. Wie die Vergangenheit und die Zukunft.
    Nur eins schmerzt immer noch: Nicole.
    Er wird sie nie wiedersehen. Das ist schrecklich, entsetzlich und betrübt ihn zutiefst, während er hinwegschwebt wie der Name, wie das Leben, wie der Schmerz.
    Nicole…
    Ihr Bild blitzt in der Dunkelheit auf. Ihre braunen Augen ruhen vor ihm, er versinkt in ihnen, wird zu einem der goldenen Tüpfelchen in den Iriden.
    ZAMORRA!
    Er hört es, obwohl jedes andere Geräusch längst vergangen ist.
    chéri !
    Jedes andere Geräusch? Nein. Ein dumpfes Hallen, ein Klatschen.
    Das Universum aus Nicoles Augen erhält eine zweite Konstante: ein flüssiges, schleimiges Etwas in seinem Mund.
    Er würgt. Hustet.
    Zamorra spuckte die widerliche Masse in seinem Mund aus. Mit beiden Händen umfasste er seinen Hals, der entsetzlich schmerzte.
    Wieder und wieder übergab er sich, bis nur noch bittere Galle kam. Dann erst spürte er die Hände an seinem Kopf, die doch schon so lange da waren, um ihm Trost zu spenden und Hilfe zu versichern.
    »Es ist vorbei«, flüsterte Nicole.
    Zamorra sah, dass sie Merlins Stern in der Rechten hielt.
    »Ich konnte nicht schneller eingreifen«, sagte sie, und Tränen rannen über die Wangen. »Ich wurde ebenfalls angegriffen, und Pernilla Endré genauso. Ich…«
    »Gut«, ächzte Zamorra. »Es ist gut.«
    »Sie sind tot.« Nicoles Stimme war wie ein Hauch. »Ich habe einen getötet, Assi zwei. Nur einer ist entkommen.«
    »Hinterher.« Zamorra versuchte aufzustehen, doch sein Körper verweigerte ihm den Gehorsam.
    »Er wird nicht entkommen. Amos verfolgt ihn. Pernilla hat bereits einen Arzt gerufen. Er wird jeden Moment hier sein.«
    »Gut.« Sein Hals brannte wie Feuer. Seine Brust ebenfalls. Aber er konnte atmen. Er lebte. »Wir werden nicht leicht erklären können, was hier los ist.«
    Nicole lachte, und es tat unendlich gut, es zu hören. Er dachte daran, wie schrecklich der Gedanke gewesen war, sie nie wiederzusehen. Schlimmer als alles andere. Schlimmer als der eigene nahende Tod.
    »Einer der Polizisten ist schwer verletzt«, informierte Nicole, »aber nicht lebensbedrohlich. Der andere ist mit dem Schrecken davongekommen. Pernilla und mir geht es gut.«
    »Ihr habt wohl schon Freundschaft geschlossen?«
    Das Gesicht der jungen Polizistin tauchte in seinem Blickfeld auf. »Sie hat mir das Leben gerettet. Wie sollten wir da keine Freundschaft schließen?«
    Jetzt gelang es Zamorra tatsächlich, sich aufzusetzen. Seine eiserne Konstitution kam ihm zu Hilfe. Er konnte kaum glauben, dass nach all den mächtigen Höllenwesen, mit denen er gekämpft und die er besiegt hatte, eine niedere Dienerkreatur wie der Sharide ihm beinahe zum Verhängnis geworden wäre.
    Das zeigte wieder einmal, dass er keinen Gegner unterschätzen durfte. Er war viel zu siegessicher in diese Auseinandersetzung gegangen.
    Seine Selbstsicherheit und sein Hochmut hätten ihn um ein Haar ins Jenseits befördert. Wenn Nicole und Sid Amos nicht gewesen wären, wäre er jetzt tot.
    Der Arzt kam, untersuchte den verletzten Polizisten und Zamorra und wollte beide ins Krankenhaus schicken.
    »Ich komme auch so zurecht«, versicherte der Parapsychologe.
    »Seien Sie sich da mal nicht zu sicher. Die Quetschungen an Ihrem Hals…«
    »Danke, Doc, aber das

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