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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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womöglich einem neuen Wächter gäbe es kein anderes Leben.
    Er wünschte sich, seinem Entsetzen Ausdruck verleihen zu können, doch selbst der simpelste Schrei war ihm verwehrt.
    Er starrte weiter geradeaus, konnte nicht einmal die Augen schließen, um dem ewig gleichen Anblick zu entgehen.
    Die gekrümmten Finger…
    Das ausgestreckte Bein…
    ***
    Zamorra starrte wie gebannt auf das Monstrum und auf sich selbst.
    Was hatte das zu bedeuten? Warum…
    Warum stehe ich hier,; als wäre ich gelähmt? Torre Gerret ist in Lebensgefahr! Dieses Biest wird ihn zerreißen!
    Warum stand er selbst dort vorn, und das gleich mehrfach?
    »Das gibt es nicht«, hörte er Nicoles Stimme dicht neben sich. Grauen spiegelte sich darin, und nacktes Entsetzen.
    Ihr erging es genau wie ihm. Auch sie sah…
    Ja, was sieht sie? Abbilder von mir? Vielleicht auf magischem Weg projizierte Spiegelbilder. Was ist denn schon dabei? Warum erschreckt es mich bis ins Mark?
    Sie sah etwas Entsetzliches. »Das bin ich«, presste sie hervor.
    Zamorra hörte die wenigen Worte, und irgendetwas lag darin, das ihn erstaunte, das den Nebel, der sich um seine Gedanken gelegt hatte, durchdrang.
    Sie sah sich selbst. Genau wie er sich selbst sah. Das widersprach sich doch, das war…
    Lug und Trug! Eine Halluzination!
    Das war doch seltsam. Er spürte etwas auf seiner Brust. Wärme breitete sich dort aus, und sie stieg nach oben, klärte seine Gedanken, schmolz den trüben Nebel hinweg.
    »Nici!«, schrie er. »Reiß dich los!«
    Gleichzeitig rief er das Amulett, das schon auf den schwarzmagischen Einfluss reagiert hatte. Die Silberscheibe materialisierte in seiner Hand. Er verschob einige der Hieroglyphen.
    Er glaubte, ein Blitz dringe direkt in seine Gedanken ein und seziere sie. Scharfer Schmerz durchfuhr ihn. Das Ergebnis war, dass er endgültig wieder klar denken konnte.
    Er hatte sich auf übelste Weise täuschen und beeinflussen lassen. Dieses Monstrum besaß einen spiegelnden Schuppenpanzer, und es verbreitete eine hypnotische Verwirrung, die dem Beobachter etwas Schreckliches vorgaukelte.
    Jetzt konnte er mühelos den Blick von seinen angeblichen Duplikaten wenden. Nur die Erinnerung an ein lähmendes Grauen blieb zurück.
    Torre Gerret lag am Boden, blutete aus einer großen Wunde an der Schulter. Eine Pranke des Monsters presste sich auf seinen Brustkorb. Das Biest ähnelte einem Drachen, doch es besaß drei Köpfe. Eines der schrecklichen Mäuler senkte sich soeben erneut herab, näherte sich Gerrets Kehle.
    Zamorra spurtete los, verschob erneut eines der kleinen Zeichen auf Merlins Stern.
    Erneut jagte ein Blitz aus dem Zentrum des Amuletts. Diesmal dienten die Kräfte der Silberscheibe nicht dazu, Zamorras Gedanken zu befreien - das war nicht mehr notwendig.
    Die Attacke erwischte das Ungetüm voll. Der Blitz schmetterte in den zustoßenden Schädel. Der monströse Kopf verdampfte vollständig, schwarzes Blut schoss aus dem qualmenden Halsstumpf.
    Das Ungeheuer schrie aus den beiden verbliebenen Kehlen. Es wurde zurückgeschleudert, überschlug sich in der Luft und schlitterte über den harten Steinboden.
    Als es zum Liegen kam, verschwand die Hälfte des Leibes. Ein Teil des Monstrums ragte über die unsichtbare Grenze in die andere Zeitebene, aus der es gekommen war.
    Andrew Millings stand noch immer da wie gebannt.
    Zwar hatte Zamorra irgendwie bewirkt, dass sich das Monster von dem wehrlosen Torre Gerret entfernt hatte, aber damit war zugleich noch etwas anderes geschehen. Er selbst,
    ***
    Andrew Millings, war angegriffen und verletzt worden!
    Schmerz tobte durch seinen Schädel, als wäre ihm ein so heftiger Schlag versetzt worden, dass er fast abgerissen worden wäre.
    Explodiert! Er ist explodiert!
    Andrew taumelte, hob die Hände und presste sie sich gegen die Schläfen. Er spürte die Berührung kaum, doch nicht wegen dem allgegenwärtigen Schmerz, sondern weil alles irgendwie hinter einem dumpfen Nebel verborgen war.
    Er wusste nur eins: das dort vorn, bei dem Monster, war er selbst. Andrew Millings, und nicht der Zwitter, von dem Zamorra geredet hatte.
    Die ganze Geschichte konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen. Zamorra hatte gelogen! Wie hatte er nur je auf den Parapsychologen hereinfallen können? Die Story war so unwahrscheinlich und haarsträubend, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen konnte!
    Und jetzt hatte Zamorra, der verfluchte Hund, sein wahres Gesicht gezeigt. Er hatte Andrew Millings, den anderen Andrew Millings,

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