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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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darauf?«
    »Intuition. Oder genaue Beobachtungsgabe. Zuerst war da ein nebelartiges Etwas, wohl die eigentliche Gestalt seiner Seele, die erst unmittelbar danach körperliche Form annahm, weil sie nicht mehr den besonderen Bedingungen der Unsterblichenhölle ausgesetzt war.«
    Weitere Diskussionen kam nicht zustande.
    Andrew Millings erhob sich, und erst in diesen Sekunden begann Zamorra zu ahnen, welch unglaubliche Chance ihnen unverhofft geboten wurde.
    »Andrew!« Er streckte dem Freund die Arme entgegen, um ihm aufzuhelfen.
    Millings ergriff automatisch die ihm dargebotene Hand. »Wo bin ich?«
    »Es ist nicht ganz einfach zu erklären«, begann Zamorra.
    »Eben… eben stand ich noch in der Hölle der Unsterblichen , vor dem Käfig, in dem Gerret gefangen ist, und jetzt bin ich hier, zusammen mit dir… mit euch. Wie kommen wir hierher, Zamorra? Und Nicole und Amos, sie sind doch von uns getrennt worden. Was wird hier gespielt?«
    Der Meister des Übersinnlichen atmete langsam aus und versuchte zu verstehen, was hier vor sich ging. Es erleichterte ihn, dass Nicole zu einer Erklärung ansetzte.
    »Wir haben eine Zeitreise in die Vergangenheit hinter uns. Unsere Körper befinden sich zwar im Zustand, wie er damals war, nicht aber unser Geist oder unsere Psyche. Wir denken, fühlen und handeln genauso wie vor dem Zeitsprung, und nicht etwa wie in der Zeit, in die es uns verschlagen hat.«
    »Sonst wüssten wir nicht, wo wir sind«, stimmte Zamorra zu. »Ich erinnere mich an alles. Wieso ist das bei Andrew anders?« Noch während er die Frage stellte, dämmerte ihm die Wahrheit. Und es handelte sich um alles andere als eine angenehme Erkenntnis, denn daraus ergab sich eine bittere Konsequenz.
    »Bei Andrew ist es im Prinzip genauso«, flüsterte Nicole und erbleichte.
    Andrew Millings blickte sich verwirrt um. »Was… was redet ihr da?«
    Der Meister des Übersinnlichen suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. Wie sollte er dem Freund mitteilen, dass sich sein Wissenstand auf dem letzten Moment seiner Existenz befand? So nahe an der Gegenwart, wie es nur möglich war - dem Augenblick seines Todes in der Hölle der Unsterblichen?
    ***
    Sid Amos plagten offenbar weniger Skrupel. Er sprach das aus, was Zamorra möglichst schonend zu formulieren versuchte. »Seit damals ist einige Zeit vergangen. Du bist… wie soll ich es dir nur beibringen… auf eine gewisse Art und Weise vor Gerrets Käfig gestorben. Deshalb enden deine Erinnerungen dort.«
    »W… was?« Millings' Mundwinkel zuckten. Er hob die Hände, ließ sie dann kraftlos wieder sinken, verschränkte die Finger ineinander. Nervös spielte er an seinen Fingernägeln.
    »Keine Angst«, schränkte Amos ein. »Du bist nicht wirklich tot. Gerrets Seele verschmolz mit dir und dem Langka und so entstand eine neue Kreatur.«
    Andrew lachte gekünstelt. »Das soll mich jetzt trösten, ja? Und wie komme ich jetzt hierher? Das ist doch… Das… Das ist…«
    Nicole trat neben ihn und umfasste seine zitternde Hand. »Assi hat leider recht. Dein neuer Körper hat eine ganz spezielle Art der Zeitreise angetreten. Deshalb wurde diese neue Kreatur in ihre Bestandteile getrennt. Einer davon bist du, und deine Erinnerungen reichen so weit an die Gegenwart heran, wie es möglich ist. Bis zu deinem…«
    »Bis zu meinem Tod.«
    Nicole presste die Lippen zusammen.
    »A… aber das heißt, dass auch Gerret - dass er ebenfalls wieder existiert«, stotterte Millings.
    Amos deutete an Millings vorbei, wo Gerrets Körper noch immer reglos am Boden lag. »Sein Geist ist in seinen Körper zurückgelangt, aber er hat deutlich größere Probleme, ihn zu beherrschen als du.«
    Torre Gerret lebte, daran konnte es keinen Zweifel geben. Seine Augen waren geöffnet, sein Brustkorb hob und senkte sich sichtbar, die Hände bewegten sich leicht.
    »Wir müssen uns um ihn kümmern«, rief Zamorra, eilte zu ihm und bückte sich. Die Ereignisse und die dadurch ausgelöste Verwirrung hatten es bislang nicht zugelassen.
    Gerrets Lippen flatterten. »Zamorra.« Der Name war wie ein Hauch, kaum verständlich. Es schien ihn alle Kraft zu kosten, ihn zu formulieren.
    »Ich bin es.« Die Worte klangen in seinen Ohren schal, aber was hätte er sagen sollen? Er konnte seine eigenen Empfindungen in diesen irrwitzigen Augenblicken nicht einordnen.
    Torre Gerret war alles andere als ein Freund gewesen… und er hatte ihn schon fast vergessen, bis eines Tages Andrew Millings aufgetaucht war, und das alte

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