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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ihrem Blick zu entdecken.
    Sie senkte den scheinbar durchschnittenen Tentakel. Kurz darauf schob sie einen zweiten Tentakel nach. »Das Ding entgleitet mir«, erklärte sie gepresst. »Aber jetzt…« Sie schickte einige unverständliche Worte hinterher.
    »Was erwartest du?«, fragte Nicole ihren Gehebten.
    »Das was Sharita sieht… ich glaube, es handelt sich um Torre Gerret.«
    ***
    Er war zerrissen.
    Unfertig.
    Stücke waren aus seinem Geist und seinem Leib gerissen worden.
    Er wusste, dass er nicht wirklich Torre Gerret war, zumindest durfte er es nicht sein, und doch erinnerte er sich am besten an diesen Teil seines Ichs.
    Er sah - obwohl er keine wirklichen Augen besaß - seinen Körper. Oder das, was sein Körper hätte sein müssen. Ein diffuses Etwas, schwebende Atome, denen der Zusammenhalt fehlte, sodass sie sich nicht zu Molekülen verbanden.
    Dennoch besaß es eine Form, diejenige eines menschlichen Körpers. Zumindest manchmal. Eben noch bildeten die losgelösten Atome einen Finger, eine Hand, einen Arm… im nächsten Moment trieben sie auseinander.
    Die dumpfe Erinnerung an etwas, das einst war oder das eigentlich hätte sein müssen, quälte ihn. Er wusste, dass ihm etwas fehlte, etwas, das ihn komplettierte.
    Sein Geist suchte ebenso wie seine Atome verzweifelt nach-Verbindung, nach Vervollständigung.
    Doch er fand nichts. Er konnte nur existieren.
    Wie lange schon?
    Er wusste es nicht. Minuten oder Stunden oder Jahrtausende verloren in diesem Zustand ihre Bedeutung. Jahrmillionen verschwammen zu Sekunden, ein Augenblick dehnte sich zu einem Äon.
    Etwas fasste nach ihm, schnitt durch seine Atome, teilte sie zu Wolken, die davontrieben und zurückkehrten. Es fand keinen Halt: Da es Abwechslung in der Eintönigkeit bildete, konzentrierte er sich auf diesen Vorgang und versuchte, dem Etwas zu helfen.
    Vielleicht , dachte er, ist es nur eine weitere Qual, ein perfides Spiel, das sich das Böse ausgedacht hat, um mich zu martern.
    Er konnte nicht erklären, wie diese Idee entstanden war. Es musste mit dem Leben zusammenhängen, das er einst geführt hatte, oder mit dem Tod, den er gestorben war.
    Ein Gedanke blitzte in ihm auf, und er verstand ihn nicht, doch er bedrückte ihn und verursachte unendliches Grauen: Hölle der Unsterblichen.
    Dann verschmolz er seine Atome aus schierem Willen mit den tastenden Tentakeln Sharitas. Sie fanden Halt, und ein Ruck ging durch seinen Leib.
    ***
    Sharita zerrte etwas über die unsichtbare Grenze. Zuerst schien es, als habe es keine Form, als sei es ein wallender Brei aus Dunkelheit und Materie, eine protoplasmische Suppe, aber dann verfestigten sich die Formen.
    Zamorra sah sich bestätigt.
    Sharita hatte nichts anderes als Torre Gerret zurück in diese Zeit geholt. Seine Augen rollten in den Höhlen, alle Gesichtsmuskeln arbeiteten. Er schlang die Arme um den eigenen Leib, zuckte zusammen, als er die große Fleischwunde an der Schulter berührte.
    »Was… was war das?«, flüsterte er erstickt. Sein Blick spiegelte grenzenlose Verwirrung und Qual.
    Der Meister des Übersinnlichen sprach seine Vermutungen aus. »Du hast dich unvollständig gefühlt, sowohl am Leib als auch im Geist?«
    Gerret nickte kaum wahrnehmbar. Er zitterte am ganzen Körper, zog die Beine an und krümmte sich zusammen wie ein Embryo, der dem schützenden Leib der Mutter entrissen worden war.
    »Das Zeitfeld führt in eine Zukunft, in der du nicht mehr existierst. Dort wärst du eigentlich mit Andrew und dem Langka Zum Zwitter verschmolzen - doch die beiden befanden sich nicht in derselben Zeit wie du. Deshalb suchten deine Seele und dein Leib nach den fehlenden Komponenten.«
    Andrew starrte Gerret mit versteinerter Miene an, und Zamorra fragte sich, welche unliebsamen Überraschungen noch in dieser verrückten Welt auf sie warteten. Er wunderte sich nicht mehr über Sid Amos' Behauptung, dass sogar Dämonen diese Welt mieden. Durch die treibenden Zeitfelder zu wandern, war auch für sie mit gewaltigen Risiken verbunden.
    Insofern bildete Tilasim tatsächlich ein ideales Versteck für Kelvos Schatz. Wahrscheinlich verfügte der Schattendämon über einen raschen und ungefährlichen Weg durch die Zeitfelder oder sogar über eine Möglichkeit, diese Welt an einer anderen Stelle zu betreten.
    Das brachte Zamorras Gedanken zurück auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins. Über all den Phänomenen hätte er seine Mission fast vergessen. Aber zunächst mussten sie Sid Amos finden, oder

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