0847 - Duell der Mächtigen
durch Blech und Stahl wie durch Butter.
Don Jaime stürzte direkt vor dem Riesen auf den Asphalt.
Ein Stiefeltritt traf ihn und ließ ihn einen Meter weiterrutschen. Schmerzerfüllt krümmte Don Jaime sich zusammen. Schon wieder zuckte das Laserschwert auf ihn zu.
Da verwandelte er sich in seine Fluggestalt. Gerade noch im letzten Sekundenbruchteil breitete er die Schwingen aus und erhob sich in die Luft. Mit heftigen Schlägen seiner Flughäute entfernte er sich. Ein düsterer Schatten am Nachthimmel.
Die Riesen sahen ihm nach. Einer schaltete seine Waffe um und wollte dem Vampir ein paar Blitze hinterherschießen. Aber ein anderer drückte seinen Arm wieder nach unten.
»Crar xantho rri!«, sagte er leise.
»Pesso«, erwiderte der verhinderte Schütze mürrisch. Dann nahm er das Auto in Augenschein, das jetzt wieder wie ein Hispano-Suiza aussah - beziehungsweise wie ein Hispano-Suiza-Wrack.
»Garr nor rorrgat«, sagte der Riese, hatte wieder auf Schwert umgeschaltet und schob die Laserklinge durch den Tankverschluss. Dann lachte er brüllend.
Im nächsten Moment verschwanden die Riesen durch ihr kleines Weltentor.
Und der Tank explodierte. Der Oldtimer verwandelte sich in einen Feuerball.
***
Zamorra hörte den Knall der Explosion. Er ahnte, dass das irgendetwas mit Don Jaime zu tun hatte, aber er kehrte nicht um, nach dem Ort des Geschehens zu suchen, sondern setzte seinen Weg fort. Er rechnete damit, dass der Vampir es wieder mal irgendwie geschafft hatte, sich aus der Affäre zu ziehen. Wenn nicht - Pech gehabt.
Sei's drum. Vor einiger Zeit hatte Zamorra einmal beabsichtigt, den aufdringlichen Langzahn für seine eigenen Pläne einzuspannen. Aber mittlerweile war er von diesem Gedanken wieder abgekommen. Es lag ihm nicht, Intrigen zu spinnen. Das war eher etwas für Asmodis oder auch für Stygia und Lucifuge Rofocale. Aber es war nicht Zamorras Art. Deshalb hatte er diese Idee wieder abgehakt.
Wenn Don Jaime überlebte - schön für ihn. Wenn nicht - auch gut.
Zamorra bog noch einige Male ab und überquerte einen Hinterhof, wo ihn ein wachsamer Hund wütend ankläffte und auf ihn losgehen wollte, aber erfreulicherweise hatte ihn jemand angekettet. So konnte er dem Tier weiträumig ausweichen, und die Tür, die der vierbeine Wächter lautstark schützte, hatte Zamorra ohnehin nicht benutzen wollen.
Als hinter den Fenstern der angrenzenden Häuser Lichter aufflammten und Menschen sichtbar wurden - einer sogar mit einer Schrotflinte -, war der Dämonenjäger längst wieder verschwunden.
In diesem Teil von Marseille kannte er sich nicht gut aus. Er war noch nicht oft in dieser Stadt gewesen, und wenn, dann in anderen Vierteln. Dieses hier erinnerte ihn ein wenig an bestimmte Gegenden in Baton Rouge, Louisiana und San Antonio, Texas - dort, wo Yves Cascal, der »Schatten«, gewohnt hatte, bis er vor einigen Wochen in Weltraumtiefen starb bei dem Versuch, ein von den Meeghs entführtes Mädchen zu befreien.
Immer wieder kam Bitterkeit in Zamorra auf, wenn er an diesen sinnlosen Opfertod des alten Mitstreiters dachte. Sie beide waren nie wirklich Freunde gewesen, dafür waren ihre Auffassungen und ihre Art, gegen die Dämonischen vorzugehen, zu unterschiedlich gewesen. Dennoch hatte Cascals Tod Zamorra hart getroffen.
Wenn der doch nur geahnt hätte, wie nahe das verfolgende Raumschiff den Meeghs bereits gewesen war…
Aber das war Vergangenheit und ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Zamorra verdrängte die dunklen Gedanken wieder. Hier und jetzt ging es um sein eigenes Überleben.
Er erreichte wieder eine Straße und suchte nach dem Schild, in der Hoffnung, der Straßenname würde eine Erinnerung in ihm wecken. Das war aber nicht der Fall.
Darüber hinaus war er mehr als vorsichtig. Er musste ständig damit rechnen, dass wieder Riesen aus dem Nichts auftauchten, um ihn zu massakrieren. Aber noch geschah nichts dergleichen.
Stattdessen kam ein Taxi die Straße entlang. Zamorra winkte es zu sich und ließ sich zu der Tiefgarage fahren. So brauchte er nicht lange danach zu suchen und sich in der 1,5-Millionen-Stadt Plattfüße zu erwandern.
»Da ist ja richtig was los«, wunderte sich der Taxifahrer, ein Marokkaner. In der Tat parkten Einsatzwagen von Polizei und Feuerwehr kreuz und quer auf der Straße zu der Tiefgaragenzufahrt. Bedachtsam manövrierte der Fahrer seinen Wagen dazwischen hindurch.
»Hier wollten Sie doch hin, Monsieur?«
»Fahren Sie noch ein paar Dutzend Meter weiter«,
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