0847 - Metamorphose
Olymp bringen soll", überlegte er laut.
„Die Tatsache, daß es Ortungsverstärker ausgestreut hat und offenbar noch nicht landen will, verrät, daß seine Besatzung vorsichtig ist. Sie will erst feststellen, wie die Verhältnisse auf Olymp beschaffen sind."
„Ich nehme an, daß sie unsere Schiffe bereits geortet hat", sagte Nchr. „Schließlich stehen sie dort oben wie auf dem Präsentierteller."
„Das haben wir in Kauf genommen", entgegnete Baikwietel nicht ohne Schärfe. „Es hätte keinen Sinn gehabt, unsere Schiffe provisorisch zu tarnen. Sie wären trotzdem geortet worden - und die Tarnung hätte erst recht Verdacht geweckt.
Sinn hätte es nur gehabt, wenn wir unsere Schiffe in den vor Ortung abgeschirmten Hangars der Unterwelt hätten verstecken können, aber das konnten wir noch nicht, weil wir dazu komplizierte Schaltungsumstellungen innerhalb von TRAPPER vornehmen müssen.
Da unsere Schiffe offen an der Oberfläche stehen, wird man zwar vorsichtig sein, aber nicht davon ausgehen, daß sie mit feindseligen Absichten gelandet sind.
Wir haben eine gute Chance, unseren Plan durchzuführen und die anderen in dem großen Schiff zu überwältigen und zu kopieren."
„Ich rate davon ab, schon jetzt etwas zu unternehmen", sagte Orghoriet. „Wir haben mit den neunzehn Verpuppten selbst ein Problem, das unsere ganze Kraft beansprucht.
Ich schlage deshalb vor, wir warten noch ab und tun nichts, um die Fremden zur Landung zu verleiten."
„Einverstanden", meinte Baikwietel nach längerem Überlegen mißmutig.
„Was soll ich tun?" erkundigte sich Nchr. „Soll ich unter den veränderten Bedingungen mit meiner Gruppe dennoch in die CHCHAN-PCHUR eindringen?"
„Nein!" entschied Baikwietel. „Ihr geht zwar an die Oberfläche, richtet euch aber in einem Versteck außerhalb der Schiffe ein und beobachtet, ob sich eventuell ein Beiboot der anderen unterhalb des Ortungshorizonts oder mit einem Anti-Ortungsschirm anschleicht.
Das meldet ihr mir dann sofort - durch Kurier und keinesfalls über Funk!"
„Das wird erledigt", versicherte Nchr. „Ich nehme an, ich soll meine beiden Begleiter in der Ortungsstation lassen?"
Baikwietel bejahte.
Als Nchr gegangen war, widmete er sich wieder voll und ganz dem Problem, wie man feststellen konnte, was in den Panzerhüllen der Verpuppten vorging.
Doch er kam über den Ansatz nicht hinaus, denn plötzlich materialisierten zwei Gestalten mitten im Saal - zwei andere ...!
*
Baikwietel sah, daß die beiden anderen genauso überrascht waren wie er und seine Brüder. Sie hatten offenbar nicht damit gerechnet, in dieser Ausweichzentrale des Freifahrerkaisers Unbefugte anzutreffen.
In den Stolz über die Leistung, die er und seine Brüder vollbracht hatten, mischte sich jäh die Erkenntnis, daß die anderen nur deshalb plötzlich mitten im Saal erscheinen konnten, weil sie der Teleportation mächtig waren.
Und Teleporter konnten ebenso schnell, wie sie gekommen waren, wieder verschwinden - und sie würden die Information mitnehmen, daß die Ausweichzentrale TRAPPER von Fremden besetzt war!
Baikwietel öffnete den Mund, um seinen Brüdern zu befehlen, die anderen zu betäuben, aber da hatten einige Gys-Voolbeerah bereits impulsiv gehandelt. Lautlos brachen die beiden anderen zusammen.
„Orghoriet und ich übernehmen!" befahl Baikwietel, denn er sah die unbezahlbare Chance, sich des Wissens der Fremden zu bemächtigen - und durch die Kopierung in ihre Rolle zu schlüpfen.
Niemand aber war besser für diese diffizile Aufgabe geeignet als er, der die größten Erfahrungen in der Kopierung von fremden Intelligenzen und in der Anwendung ihres Wissens besaß! Und Orghoriet stand ihm in dieser Beziehung nur wenig nach.
Sie mußten ebenfalls etwas von ihrem organischen Nervengas auf die beiden Bewußtlosen abschießen, denn das erleichterte es ihnen, die Bewußtseine und Erinnerungen der Opfer zu sondieren.
Da das Nervengas die Gehirnfunktionen nicht beeinträchtigte, lag das gesamte Wissen gleich einem aufgeschlagenen Buch vor den beiden Gys-Voolbeerah.
Baikwietel erlebte einen gelinden Schock, als er merkte, daß sich in dem Körper des Menschen mit dem zernarbten Gesicht, dessen Name Ronald Tekener lautete, ein zweites Bewußtsein aufhielt.
Für kurze Zeit versuchte dieses Zweitbewußtsein sogar, in Baikwietel einzudringen und die Kontrolle über ihn zu übernehmen.
Aber es zog sich sofort wieder zurück, denn da ein Gys-Voolbeerah kein Zentralnervensystem
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