0847 - Metamorphose
Boden schob. Sie hatte ihn zwar entdeckt, was ihr Wittern mit weit herausgestreckter gespaltener Zunge in seine Richtung verriet, aber sein Geruch war wohl nicht als typischer Beutegeruch eingestuft worden.
Jedenfalls entfernte sie sich von ihm.
Als zehn Minuten verstrichen waren, pirschte sich Ronald Tekener an die ausgefahrene hohle Mittelstütze der Korvette heran, in der sich Bodenschleuse und Axialliftschacht befanden. Seine Annäherung rief keine Reaktion hervor, was aber nicht bedeuten mußte, daß man ihn nicht aus dem Schiff beobachtete.
Das Schleusenschott öffnete sich, als er die Hand auf die Stelle legte, unter der das Thermoschloß verborgen war. Tekener nahm den Impulsnadler in beide Hände, richtete ihn schräg nach oben und glitt in die Schleusenkammer.
Das Innenschott über ihm stand offen, aber nur die Notbeleuchtung brannte und verbreitete ein düsteres Zwielicht. Tekener kniff die Augen zusammen, als er die bläulich fluoreszierende Beschriftung an der Innenwand las: GAVÜK SOLO-K 4224 SATRAN VON KARSIS.
Tekener überlegte.
Diese Korvette war also für die Flotte der GAVÖK gebaut worden - und zwar nicht als Trägerboot, sondern als allein operierende Einheit. Der akonische Name SATRAN VON KARSIS verriet, daß es auf einer Werft der Akonen gebaut worden war - nach terranischen beziehungsweise gäanischen Konstruktionsunterlagen.
Aber Tekener bezweifelte, daß die Korvette noch im Dienst der „Galaktischen Völkerwürde-Koalition" stand, denn die gemischte Besatzung eines GAVÖK-Schiffes würde niemals unangemeldet auf Olymp landen - und noch dazu zusammen mit Einheiten, die zweifellos nicht zur OAVÖK gehörten.
Ronald Tekener zögerte, das Kraftfeld des Antigravlifts einzuschalten. Damit wäre die Aktivierung des betreffenden Fusionskraftwerks verbunden gewesen - und das wiederum hätte sich noch aus großer Entfernung anmessen lassen.
Er schaltete statt dessen sein Flugaggregat ein und schwebte den Axialliftschacht hinauf.
Systematisch durchsuchte er die Korvette von unten nach oben.
Er las in der Hauptzentrale der letzte Logbucheintragung und erkannte daraus, daß der SATRAN VON KARSIS zuletzt Freiwillige für die GAVÖK-Flotte vom Planeten Topsid geholt hatte.
Doch danach war keine weitere Eintragung erfolgt. Folglich mußte die Korvette nach dem Start von Topsid von Unbekannten gekapert worden sein, die aber nicht von außen gekommen sein konnten, sonst hätte es im Logbuch eine entsprechende Eintragung gegeben.
Sollten die Topsider...?
Tekener verwarf den Gedanken sofort wieder.
Diese Echsenabkömmlinge waren froh, daß es eine GAVÖK gab, die auch ihre Interessen schützte - und sie waren zu kultiviert, um sich als Piraten zu betätigen.
Aber wer dann - und wie?
Bei der weiteren Durchsuchung des Schiffes entdeckte Tekener auf Deck 5 die Spuren eines Kampfes mit Energiewaffen.
Sie verrieten ihm, daß sich zwei Personen bekämpft hatten. Aber warum in einer der auf dem gleichen Deck, nur etwas erhöht liegenden Mannschaftskabinen eine Mikrofusionsladung explodiert war, die außer der einen Kabine alle benachbarten verwüstet hatte, konnte sich Tekener nicht erklären.
Die Kampfspuren waren jedoch noch frisch. Es gab keine Oxydation an den Schmelzrändern, wie sie sonst im Lauf von Wochen erfolgte. Demnach befanden sich wahrscheinlich wenigstens einige der Unbekannten, die mit den Schiffen gekommen waren, noch auf Olymp.
Nachdem Ronald Tekener zwei weitere Schiffe durchsucht und auch sie verlassen vorgefunden hatte, kam es zu dem Schluß, daß die Besatzungen sich nach der Landung irgendwohin zurückgezogen haben mußten. Da der Dschungel des Trap-Reservats nicht gerade ein einladender Aufenthaltsort war, kam nur eines in Frage: die Unterwelt von Olymp.
Die Fremden waren demnach mit einem gemeinsamen Ziel nach Olymp gekommen und hatten auch gemeinschaftlich gehandelt.
Was überhaupt nicht dazu paßte, waren die Kampfspuren in der Korvette.
Tekener-Kakuta berieten sich und beschlossen, auf die ALHAMBRA zurückzukehren. Sie hätten - infolge Tekeners Wissen über die Ausweichzentrale TRAPPER - auch sofort in die Unterwelt von Olymp teleportieren können, aber Tekener-Kakuta entschieden, daß ihre Erfolgsaussichten sich erheblich vergrößern würden, wenn sie Kershyll Vanne mitnahmen.
Sekunden später materialisierte Tekener mit Kakutas Bewußtsein in der Hauptzentrale der ALHAMBRA. Tekener berichtete, was er vorgefunden und daraus geschlossen hatte und legte seinen
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