0847 - Shango
müssen hier weg. Wir fliegen nach Boston und fahren von dort zu diesem Bunker.«
»Wo er auf uns wartet?«
Douglas lachte. »Das können wir nur hoffen. Ich gehe schon davon aus, daß er dort sein wird. Er muß ja gewisse Dinge überprüfen. Wie er sich allerdings verhält, steht in den Sternen. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß er uns umbringen will. Wir sind seine Feinde und haben seine Pläne gestört. Wenn Cabal frei ist, gibt es nichts, was ihn daran hindern kann, zusammen mit seinem Bruder weiterzumorden.«
»Und genau das ist das Problem«, sagte ich.
»Ändere etwas daran, John.«
Es war leichter gesagt als getan. Ich zumindest konnte es nicht. Vor mir lag nicht der richtige Weg, denn den mußte uns dieser mörderische Killer erst noch zeigen. Aber nicht durch eine neue Bluttat.
Durch seine Brutalität und Menschenverachtung befand sich eine Bestie wie Shango immer im Vorteil.
Abe Douglas hob die Schultern. Es war das Zeichen für unseren Rückzug. »Ich denke mal, daß wir hier nicht mehr viel verloren haben. Reporter werden uns kaum über den Weg laufen. Sie sind abgedrängt worden, und wir können das Haus durch einen Hinterausgang verlassen. Danach habe ich mich ebenfalls erkundigt. Der Hausmeister wird uns die Tür öffnen. Er wartet bereits.«
Im Flur nahmen wir den Lift. Zwar wurden wir entdeckt, es flackerten auch einige Blitzlichter auf, aber die Meute wartete hinter einer Absperrung, zudem hatten wir uns abgewendet.
Der Lift stoppte weich und federnd in der Halle. Während der Fahrt wurden die Bewohner oder Besucher mit Musik berieselt. Mich störten an diesem Tag die süßlichen Melodien. Ich hätte am liebsten in die Lautsprecher getreten.
Douglas winkte den Hausmeister herbei. Der Mann kam angelaufen. Er schwitzte und war nervös.
Daß sich in »sein« Haus ein Killer geschlichen hatte, konnte er nicht begreifen, und er sprach immer wieder davon, wie schrecklich es auch für ihn war.
Durch den zweiten Ausgang erreichten wir einen Hinterhof, wo Bäume auf kleinen Inseln wuchsen, die extra zwischen den Steinen angelegt worden waren.
Durch eine grüne Tür gelangten wir in die Tiefgarage und von dort aus wieder ins Freie. Auch hier warteten die Geier, aber wir verdrückten uns.
Erst im Wagen atmeten wir auf. Abe Douglas, der hinter dem Lenkrad saß, drehte sich. »So, ich werde die Tickets bestellen. Hoffentlich packen wir es noch. Der Flug dauert nicht lange, wir werden dann einen Leihwagen nehmen und ans Ziel fahren.«
»Das einsam liegt.«
»Und wie, John.«
Der G-man telefonierte. Ich ließ meinen Blick durch die Gegend wandern. Ich sah die Fifth Avenue mit ihren teuren Läden, in deren Scheiben sich die ebenfalls teuer gekleideten Passanten spiegelten, die nach immer mehr Waren Ausschau hielten, als gäbe es kein Elend in der Welt. Die einen lebten so, die anderen vegetierten dahin, und zwischen ihnen bewegte sich ein unheimlicher Killer, halb Mensch, halb Schatten.
Ich fragte mich, ob wir jemals die Chance kriegten, ihn zu stellen…
***
Jorge Gulda schaute auf den soeben aufgelegten Hörer und sah, wie seine von den Fingern hinterlassenen Schweißflecken allmählich verblaßten. Ja, er hatte geschwitzt, er hatte sich auch über den Anruf dieses G-man geärgert und noch mehr darüber, daß dieser Mann hier bald wieder antanzen würde, zudem in Begleitung zweier Kollegen aus England, zwei angeblichen Spezialisten.
Gulda haßte diese Typen. Er hatte während seiner Militärzeit und leider auch jetzt noch zu viel mit irgendwelchen Besserwissern zu tun gehabt. Mit sogenannten Psychologen, die in seinen Augen nicht mehr als dumme Laberer waren und für jede Tat eine Entschuldigung suchten.
Ausgerechnet Cabal wollten sich die Kerle vornehmen, ausgerechnet ihn, mit dem Gulda einiges vorgehabt hatte. Das konnte er jetzt vergessen, denn wenn diese Leute Cabal nach der Behandlung sahen, würden sie Fragen stellen, die für Gulda unangenehm werden konnten. Er hatte es manches Mal übertrieben und hatte bisher nur Glück gehabt, daß man ihn nicht an den Pranger gestellt hatte.
Gulda war sauer. Er dachte nach, er schwitzte. Er schaute durch das Fenster mit dem Panzerglas, sah die noch kahlen Zweige der Bäume, aber das erste Grün zeigte sich bereits.
Er war so mit seinem schrecklichen Job verwachsen, daß er sich über gar keine Jahreszeit freuen konnte. Ihm war es egal, ob die Sonne schien, ob der Frost die Natur erstarren ließ.
Was sollte er tun?
Er hockte hinter seinem
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