0847 - Shango
stemmen.
Den Körper gab es nicht mehr, auch nicht Shangos wahren Kopf, nur der Schädel war vorhanden, das Erbe des alten Macumba-Zauberers, das Shango übernommen hatte.
Am Rande bekam ich mit, daß Suko den schlammbedeckten Abe Douglas aus dem Sumpf zerrte.
Ich konzentrierte mich auf den schwimmenden Schädel, der mir ein weiteres schauriges Geheimnis offenbarte und mir bewies, daß ich mich in meinen Überlegungen geirrt hatte.
Der menschliche Kopf des Shango war nicht vernichtet worden. Er hatte sich nur mit dem Totenschädel vermischt. Beide waren eine Symbiose eingegangen.
Der Totenkopf hatte Haare bekommen, die ihn an beiden Seiten wie ein schwarzer Vorhang bedeckten. Das Knochengerüst zeigte in etwa die Gesichtszüge des Mörders Shango, sogar ein roter Zungenklumpen zuckte im offenstehenden Mund.
Rötliche Augen, aber ein lippenloser Mund, dafür eine normale Nase, die dem Menschen Shango gehört hatte.
Es war eine grausige Performance, auf die ich schaute, aufgewühlt von den eigenen Gefühlen, die auch ich nicht immer im Zaum halten konnte. Ich zog die Beretta, noch war es hell genug. Das Licht stand auf meiner Seite und gab mir Schützenhilfe.
Ich zielte auf das Gesicht. Dann drückte ich zweimal ab.
Ich hatte dabei nicht weggeschaut, und so bekam ich mit, wie die Kugeln in die Mischung aus Menschen- und Totenschädel einschlugen, Knochen zerknackten, die Nase in kleinen Klumpen durch die Luft fliegen ließen und auch die Augen aus dem Schädel herausdrückten. Sie rasten wie kleine Bälle durch die Luft, klatschten in das Wasser und versanken.
Wie auch der Schädel.
Vielmehr dessen Reste, denn diesmal kannte der Sumpf bei ihm keine Gnade.
Er verschwand.
Das Licht löste sich ebenfalls auf.
Und Abe Douglas sprach aus, was auch Suko und ich dachten. »Dem Himmel sei Dank…«
***
Wir suchten trotzdem noch nach Woorie Cabal, aber wir fanden ihn nicht. Es gab keinen Hinweis mehr auf ihn. Der Sumpf hatte ihn verschluckt, und dort würde er auch bleiben. Nicht einmal mehr Wellen waren zu sehen, als wir die Strahlen der kleinen Leuchten über die Oberfläche hinweggleiten ließen.
»Es war sicher besser so für alle«, sagte Suko.
Ich enthielt mich einer Antwort.
Abe Douglas saß auf der Kühlerhaube und war in Gedanken versunken. Als wir zu ihm kamen, hob er den Kopf. »Ich denke, daß ich mal telefonieren werde.«
»Wen willst du anrufen?« fragte ich.
Er gab mir die Antwort, als er bereits im Wagen saß und nach dem Hörer des Telefons griff. »Jorge Gulda. Er und einige Männer sollen kommen und den Baumstamm wegschaffen. Oder willst du das allein tun?«
»Erst wenn ich Supermann bin.«
»Das wird wohl keiner von uns je werden«, sagte Suko, bevor er seine Schuhe auszog und das Wasser auskippte…
ENDE des Zweiteilers
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