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0847 - Shango

0847 - Shango

Titel: 0847 - Shango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zitterte wie nie in seinem Leben, obwohl er noch nicht direkt bedroht wurde. Allein die Kälte bewies ihm, daß er es hier mit etwas Unheimlichem zu tun hatte, wofür ihm einfach die Erklärung fehlte.
    Eine heftige Bewegung des Schattens erregte seine Aufmerksamkeit. Er schaute hin und stellte fest, daß dieser Schatten keiner mehr war, sondern sich in einen Menschen verwandelt hatte. Es gab ihn jetzt dreidimensional, er war zu einem Menschen aus Fleisch und Blut geworden, der auch in der Lage war, eine Waffe zu halten.
    Einen Speer oder eine Lanze…
    Oddies Blick fraß sich an der Spitze der Lanze fest, und der Mann mußte zugeben, daß er eine ähnliche noch nie zuvor gesehen hatte.
    Sie war so breit, gleichzeitig erinnerte sie ihn an eine Flamme aus Stahl, und beide Seiten waren geschliffen. Auf den hauchdünnen Kanten brachen sich Lichtreflexe.
    Sein Herz raste. Er dachte an seine eigene Waffe, einen Knüppel, und der kam ihm im Vergleich mit dem Speer lächerlich vor. Damit konnte er nichts ausrichten.
    Was tun? Laut um Hilfe rufen?
    Es war eine Möglichkeit. Wenn Dancer ihn früh genug hörte, würde er kommen und eingreifen können. Dann waren sie immerhin zu zweit, die sich gegen diese Gestalt mit dem Totenkopf stellten.
    Shango schien die Gedanken lesen zu können. In den Augen schimmerte es auf.
    Nicht in seinen, sondern in denen des Schädels.
    Ein Signal.
    Die Waffe glitt nach vorn, locker gestoßen, aus dem Handgelenk, und der dicht an das Gitter herangetretene Cabal schaute fasziniert zu, wie sein Bruder mit dem Wächter abrechnete.
    Oddie hatte nicht die Spur einer Chance. Auch der Schrei gelang ihm nicht mehr. Was aus seinem Mund tönte, war nicht mehr als ein erstickt klingendes Gurgeln, sonst nichts, und es wurde auch von keinem Helfer gehört.
    Der Wächter landete auf dem Rücken.
    Da Shango seine Lanze nicht losgelassen hatte, zog er die Spitze während des Falls aus der Wunde.
    Blut tropfte zu Boden, aber darum kümmerte er sich nicht.
    Als wäre nichts geschehen, so lehnte er die Waffe gegen die Wand und bückte sich.
    Den Schlüssel hatte er schnell gefunden. Mit ihm konnte er das primitive Schloß der Gittertür öffnen. Hier gab es keine Chips, keine Elektronik, hier war alles wie vor über hundert Jahren, und es wirkte noch immer. Der Schlüssel kratzte im Schloß. Zweimal mußte er gedreht werden, dann war die Tür offen.
    Cabal konnte es kaum glauben. Er starrte seinen Bruder an, der schaute zurück.
    Beide umarmten sich, während eine halbe Körperlänge entfernt Oddie sein Leben endgültig aushauchte.
    »Du bist gekommen, Shango.«
    »Ich habe es dir versprochen.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Laß uns gehen.«
    Cabal schüttelte den Kopf. »Es wird schwer werden, hier herauszukommen, sehr schwer.«
    »Ich bin bei dir.«
    Cabal nickte. Er umarmte Shango noch einmal, dann drang aus seiner Kehle ein tiefes Knurren, als würde darin ein Tier stecken. »Es ist eine andere Zeit angebrochen«, erklärte er flüsternd. »Von nun an wird alles anders sein, ganz anders. Oder wieder so werden wie früher, das schwöre ich dir, Bruder.«
    »Der große Dämon verlangt Opfer.«
    »Er wird sie bekommen.«
    »Gut, sehr gut.« Cabal verließ die Zelle. Shango ließ ihn vorgehen und nahm die Waffe wieder an sich. Auch er wußte, daß erst ein kleiner Schritt getan worden war, andere würden folgen, und er würde dafür sorgen, daß sich gewisse Dinge in Bewegung setzten und dabei zu einer Lawine auswuchsen.
    Der Schlüssel paßte zu jeder Zelle. Er würde sie der Reihe nach aufschließen und die Gefangenen freilassen. Es würde zu einem Chaos kommen, denn diese Männer hatten nichts zu verlieren. Der Tod war für Dahinsiechende.
    Shango ließ sich Zeit und bewies damit, daß er eiskalt war. Er kannte keine Nerven, er weidete sich nur an den überraschten Gesichtern der Gefangenen, als diese plötzlich die Türen offen vorfanden und kaum glaubten, daß sie frei waren.
    Es hätte im Prinzip nicht klappen dürfen, wenn die Wächter auf ihren Posten gewesen wären und aufgepaßt hätten.
    Das war nicht der Fall.
    Die Routine hatte auch die Männer oben an den Monitoren eingeholt. So warfen sie kaum einen Blick auf die Bildschirme und waren mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. So etwas war fast unmöglich, aber in diesem Fall schien der Teufel persönlich die Regie zu führen.
    Auch die letzte Zelle war aufgeschlossen. Hinter den beiden verließen bereits die ersten Gefangenen ihre »Gräber«. Um den

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