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0847 - Shango

0847 - Shango

Titel: 0847 - Shango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schimpfwort Nigger ging der Wächter nicht ein, er wollte einfach mehr wissen.
    »Groß, mit dunkler Haut.« Carky zeichnete die Gestalt mit den Händen nach. »Ein dunkles, aber bemaltes Gesicht und einen Doppelkopf.«
    »Was hatte er?«
    »Einen Totenschädel auf seinem Kopf.«
    »Du bist verrückt, Carky!«
    »Nein, bin ich nicht. Ich habe ihn gesehen, die anderen haben ihn auch gesehen, du kannst sie fragen. Und er war fast nackt, aber er war bewaffnet. Er trug einen Speer bei sich oder eine Lanze. Damit kann er jeden töten, wenn er will.«
    Oddie wollte ihm nicht glauben, er schaffte es nicht, denn er hatte das Gefühl, aus den Schuhen gehoben zu werden. Er weigerte sich, die Worte als bare Münze zu nehmen, gleichzeitig aber merkte er, daß sie stimmten und bei ihm ein Gefühl der kalten Angst hinterließen, das wie Leim an ihm klebte.
    Er dachte auch an Gulda und sinnierte über dessen Zustand nach. War dieser Teufel vielleicht bei Gulda gewesen?
    In diesem Augenblick konnte sich Oddie alles vorstellen. Die Hölle, den Himmel, den Knast, einfach alles. Aber er kam damit nicht zurecht, sein Gehirn wollte es nicht begreifen und einordnen, und er starrte Carky an, ohne ihn direkt zu sehen.
    Der Gefangene legte sich wieder zurück. Er nahm das Sprechen wieder auf. Oddie hörte die Worte deutlicher. Da wurde von einem Dämon geredet, von den Freuden der Hölle und des Todes.
    Hart wandte sich der Wächter ab. Es hatte ihn Mühe gekostet. Bevor er tiefer in den Gang hineinschritt, wischte er sich den Schweiß von seiner Stirn. Was er in den letzten Minuten erfahren hatte, kam einem Schock gleich.
    Er setzte seinen Weg fort. Diesmal mit Beinen, in deren Knien dickes Blei steckte. Es war für ihn kaum zu schaffen, die Füße anzuheben, und die Mischung aus Düsternis und Licht zwischen den Mauern verwandelte sich für ihn in eine Schattenwelt des Todes.
    Alles hing mit Cabal zusammen. Es mußte einfach mit Cabal zusammenhängen. Auch das Flüstern der Gefangenen, deren leise Worte sich zu unheimlichen Geräuschen zusammenfanden, als wären Totengeister dabei, sich aus dem Jenseits zu melden.
    Diese Atmosphäre war geladen, aufgeputscht mit bösen Gedanken und Emotionen. Sie war nicht mehr menschlich, sie war anders, sie war dämonisch geworden.
    Die letzten Meter ging er schneller, als könnte er es kaum erwarten, Cabals Zelle zu erreichen. Und er war froh, als er durch das Gitter schauen konnte.
    Cabal stand vor seiner Pritsche und schaute Oddie an. Er lächelte sogar und sagte mit halblauter Stimme: »Wir haben dich erwartet…«
    Der Wächter gab keine Antwort. Er überlegte. Etwas hatte ihn an diesem Satz gestört. Es fiel ihm ein. Er formulierte seinen Gedanken zu einer Frage.
    »Wir hast du gesagt?«
    »Ja.«
    »Aber du bist allein. Du mußt allein sein!« Oddie verzog das Gesicht. Er wollte nichts anderes akzeptieren.
    »Das bin ich nicht.«
    »Wer ist bei dir?«
    »Shango, mein Bruder!«
    Die Augen des Schwarzen vor dem Gitter bewegten sich rollend. Er durchsuchte die Zelle. Unter der Pritsche konnte sich niemand verstecken. Die Lücke war einfach nicht groß genug, und in den Ecken hielt sich auch keiner auf.
    »Nein, nur du stehst in der Zelle. Du bist allein. Dein Bruder ist nicht bei dir.«
    »Sogar bei dir.«
    »Wo denn?« krächzte Oddie und versuchte sogar zu lachen, was ihm aber mißlang.
    »Dreh dich nach links!«
    Der Wächter zitterte dabei, aber er tat es.
    Und was er dann sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln…
    ***
    Vor ihm erhob sich ein Schatten, oder war es ein Mensch? Oder war es eine Mischung aus beidem?
    Er wußte es nicht, er konnte überhaupt nicht denken, denn mit dem Verstand war es nicht zu erklären, was er da erleben mußte. Dieser Schattenmensch hatte sich von der Wand gelöst wie ein zittriges Etwas aus dem Geisterreich, und obwohl es eine Form aufwies, gelang es Oddie nicht, das Ding zu erkennen. Es sah einfach anders aus, es wirkte wie ein noch nicht fertiges Puzzle, und es strömte eine Luft oder einen Hauch aus, der kalt wie Eis war und den Wächter noch zusätzlich erschaudern ließ.
    »Mein Bruder…«
    Cabal hatte sich aus der Zelle gemeldet, denn er schaute zu. Es machte ihm Freude, die Augen glitzerten dabei, und er fügte noch einen Satz hinzu, den Oddie gar nicht gern hörte. »Er hat von mir erfahren, wie du mich behandelt hast, Oddie: Er hat es nicht vergessen, er wird es auch nicht vergessen, er wird es dir gleich beweisen.«
    Der Wächter ging zurück. Er

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