0847 - Shango
auch aus diesem Komplex hier herauszuholen.« Suko blickte mich an. »Du hast ihn doch mit all seinen Vor- und Nachteilen erlebt.«
»Mehr Nachteile waren es.«
»Wie soll ich das verstehen, Mr. Sinclair?«
»Ich hatte mit Shango eine Begegnung und habe festgestellt, daß er fähig ist, sich zu verwandeln.«
»In was?«
»In einen Schatten!«
Gulda beugte sich vor, obwohl ihm dieses Phänomen nicht unbekannt war, fragte er: »Wie sollte so etwas geschehen können? Dafür muß es doch eine Erklärung geben, zum Henker! Ich… ich komme nicht zurecht.«
»Die Erklärung ist Magie.«
»Und die hat dieser Shango angewendet?«
»Nicht nur das. Er muß es geschafft haben, sie auch auf seinen Bruder zu übertragen, sonst wären ja nicht beide verschwunden. Cabal war noch nicht soweit. Er hat sicherlich den Weg dorthin eingeschlagen, deshalb auch die schrecklichen Morde, aber bis ans Ziel ist er noch nicht gelangt. Da brauchte er eben Shangos Hilfe.«
Nach diesen Worten schwiegen wir. Gulda sollte etwas Zeit bekommen, um zumindest einen Teil der Dinge zu begreifen, die ihn sehr beschäftigten, denn er sagte: »Irgendwo muß es doch weitergehen, nehme ich einmal an. Oder irre ich mich?«
»Nein, sicherlich nicht.«
»Und wie kann es weitergehen?«
»Sie werden auch weiterhin ihrer Magie dienen.«
»Das wissen Sie?«
»Ja.«
»Sind Sie dann nicht eine Gefahr für die beiden?«
Nicht nur ich lächelte nach dieser berechtigten Frage, auch Suko und Abe verzogen die Lippen.
»Das ist es genau, Mr. Gulda. Wir wissen Bescheid, wir sind eine Gefahr, und die Gefahr muß ausgeschaltet werden. Das ist ein Naturgesetz. Es ist aber auch unsere Chance.«
Gulda schwieg. Dann stand er auf und holte sich Kaffee vom Automaten. Den Becher zwischen seinen spitzen Fingern balancierend kehrte er wieder zurück. »Dann wären Sie drei die idealen Lockvögel für die beiden Killer-Brüder.«
»Das hoffen wir«, sagte Suko.
Gulda bewegte sich derartig heftig, daß Kaffee überschwappte, seine Finger benetzte und ihn fluchen ließ. Er leckte die Finger ab. »Sie haben keine Angst?«
»Nein.«
»Aber Sie wissen doch, wie gefährlich Cabal und Shango sind. Die stehen, das haben Sie selbst gesagt, mit einer anderen Macht in Verbindung, und sie ist den Menschen über. Die kann Sie töten, vernichten, die kann sie fertigmachen und…«
»Wir sind gewappnet«, sagte der G-man. »Wenn die beiden überhaupt gestoppt werden, dann nur von John Sinclair und Suko. Ansonsten sieht es traurig aus.«
Jorge Gulda trank Kaffee, wir sahen ihm an, wie er überlegte. »Die beiden wissen das natürlich auch«, murmelte er. »Ich könnte mir vorstellen, daß sie auf Sie warten. Oder nicht?«
»Wir hoffen es.«
»Aber wo?«
Die Frage konnte keiner von uns beantworten. Wir hatten darüber schon gesprochen und waren der Ansicht, daß Shango und Cabal bereit waren, uns in eine Falle zu locken. Wann und wie das geschehen würde, darüber konnten wir nur spekulieren.
In diesen Bunker - so glaubten wir fest - würden sie bestimmt nicht zurückkehren.
»Sie sehen ratlos aus!« stellte Gulda fest.
»Nur bedingt«, erwiderte ich lächelnd. »Jedenfalls werden wir Sie morgen früh verlassen. Ich denke, daß Sie dann Ruhe haben werden.«
»Das will ich doch hoffen.«
»Wo können wir uns hinlegen?« fragte Abe Douglas.
»Nun ja, ein Hotel haben wir nicht gerade. Sie müssen schon mit einfachen Feldbetten vorliebnehmen.«
»Das macht uns nichts.«
»Wollen sie jetzt schlafen gehen?« Douglas schaute auf die Uhr. »Mitternacht ist fast vorbei, es wäre nicht schlecht.«
»Okay, wir bleiben in Bereitschaft.« Gulda stand auf und rückte seinen Stuhl zurück. »Ich werde vorgehen, kommen Sie bitte mit.«
Wir folgten ihm wie gehorsame Lämmer. Wenn mich jetzt jemand danach gefragt hätte, wie ich mich fühlte, dann hätte er als Antwort bekommen: »Wie ein nasser Lappen; der ausgewrungen worden ist.«
***
Der andere Morgen!
Nichts aber auch gar nichts hatte sich getan oder verändert. Wir hatten tatsächlich geschlafen, ich sogar sehr tief und war kurz nach dem Erwachen noch ziemlich benommen.
Es war Frühstückszeit.
Kaffee aus dem Automaten. Festes Brot sogar und Konfitüre, die nach nichts schmeckte.
Auch Jorge Gulda war schon auf den Beinen. Unter seinen Augen lagen dicke Ringe, als er zu uns an den Tisch trat. »Haben Sie schon mal nach draußen geschaut?«
»Nein«, sagte Suko. »Das ist ohne Fenster auch schlecht möglich.«
Gulda
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