0847 - Shango
des Macumba, des Unerklärlichen, hatte sie erwischt, und was in all den langen Jahren gewachsen war, die Zeiten überdauert hatte, das trug nun Früchte.
Macumba half ihnen.
Die Schatten siegten über die Körper.
Beide Brüder verschwanden.
Es war auch höchste Zeit gewesen, denn als ein Suchtrupp auf das Dach stürmte, und die starken Strahlen ihrer Suchscheinwerfer die Umgebung erhellten, war von Cabal und Shango nichts mehr zu sehen.
Wieder einmal waren sie besser gewesen…
***
Das mußten auch wir einsehen, auch wenn wir uns noch immer ärgerten. Wir hockten in einem Raum zusammen, der so etwas wie eine Kantine sein sollte. Ein kalter ungemütlicher Saal, dessen Atmosphäre auch durch die an den Wänden klebenden Aktfotos der Superfrauen nicht freundlicher wurde. Fenster hätten dies möglicherweise ändern können. Sie gab es nicht. Statt dessen hatte man die Lücken in den Wänden dicht unterhalb der grauen Decke mit Glasbausteinen gefüllt.
Mußten wir uns Vorwürfe machen?
Nein, das nicht. Wir hatten wirklich alles versucht. Der ganze Bau war durchsucht worden. Jede Zelle, jede Ecke, eigentlich alles, und das Ergebnis war deprimierend.
Die beiden Brüder waren nicht da.
Suko, Abe und ich hockten an einem kahlen Tisch zusammen und tranken den dünnen und trotzdem bitteren Automatenkaffee. Keiner von uns sah glücklich aus. Wir stierten auf die braune Tischplatte und hingen unseren Gedanken nach.
Geredet worden war schon viel. Nun fehlten uns einfach die Worte. Zudem warteten wir auf Jorge Gulda, der sich noch einmal einem Suchtrupp angeschlossen hatte und es einfach nicht wahrhaben wollte, daß aus seinem Bunker Gefangene entwischt waren.
Er hatte hier das Kommando, denn sein eigentlicher Chef befand sich irgendwo in den Bergen und machte Urlaub.
Die beiden toten Kollegen waren in einen Kühlraum gelegt worden. Sie würden am nächsten Tag abgeholt werden, damit man sie in ihren Heimatorten begrub.
Außer uns saßen noch drei weitere Männer in der Kantine, allerdings an einem entfernt stehenden Tisch. Sie waren so etwas wie eine Bereitschaft, die auch Nachtdienst hatte.
Und die Nacht war bereits angebrochen. Zumindest die Dunkelheit hatte sich ausgebreitet. Als düstere Glocke lag sie über dem Land und würde den beiden Flüchtlingen die nötige Deckung geben.
Wahrscheinlich hatten Shango und Cabal darauf gelauert, und ihre Rechnung war wunderbar aufgegangen.
»Akzeptierst du die Flucht?« fragte Abe. Er zerknüllte seinen Becher.
Ich wartete, bis die knackenden Laute verstummt waren und schüttelte den Kopf. »Nein, ich akzeptiere es nicht, obwohl ich es tun muß. Wir werden es nicht hinnehmen können. Ich brauche nur daran zu denken, was sie alles getan haben, wieviel Blut in ihrer beider Namen vergossen wurde. Wenn ich mir das vorstelle, bekomme ich Angst.«
»Sie werden also weiterhin morden.«
»Sicher, Abe.«
»Und warum?«
Ich winkte müde ab. »Sollen wir darüber noch diskutieren? Ich weiß es nicht genau. Shango ist nicht mit menschlichen Maßstäben zu erklären. Hinter ihm steckt eine Macht, ein Dämon oder eine dämonische Größe, die irgend etwas mit Voodoo oder einem ähnlichen Zauber zu tun haben wird. Blutopfer«, murmelte ich und hob die Schultern. »Kennen wir das nicht von altersher? haben nicht viele Völker Blutopfer gebracht? Die Mayas, die Azteken, die Stämme im Norden oder die Menschen in den asiatischen Ländern. Es gibt sie bis heute, obwohl es uns schwerfällt, dies als ein Motiv anzuerkennen. Aber wir müssen uns damit abfinden.«
»Das will ich aber nicht.« Ohne daß es uns aufgefallen war, hatte Jorge Gulda die Kantine betreten und war an unseren Tisch getreten. Er holte sich einen Stuhl und nahm Platz. »Ich will es nicht akzeptieren, ich kann es nicht.«
»Hatten sie Erfolg?« erkundigte sich Suko.
»Ich habe natürlich alle Männer in Bereitschaft, die Überwachungsanlagen funktionieren wieder.«
Er lachte. »Plötzlich ist alles so wie früher. Es gibt mit der Technik keine Probleme mehr, und ich frage mich, wer daran gedreht hat.«
»Shango.«
»Das sagen Sie, Inspektor.«
»Sie nicht?«
»Ich kann es mir nicht vorstellen.«
»Weil Sie keine Magie akzeptieren.«
Gulda stierte ins Leere. »Magie, Magie?« wiederholte er murmelnd. »Was ist das schon?«
»Eine Kraft, die auch unser Leben zeitweise beeinflussen kann«, erklärte Suko. »Wir müssen uns damit abfinden, daß Shango es geschafft hat, Cabal nicht nur zu befreien, sondern
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