0848 - Die letzte Bastion
Schritte des Besuchers hörte.
Als er aber Yargonz erkannte, wandte er den Blick wieder zu Boden.
Yargonz stand eine Zeitlang stumm. Als er erkannte, daß Mimikar nicht die Absicht hatte, das Wort an ihn zu richten, sagte er: „Ich weiß, was du über mich denkst, Held von Paricza. Es ist falsch!"
Mimikar reagierte nicht.
„Für dich mag es so aussehen, als hätte ich dich verraten", fuhr Yargonz fort. „In Wirklichkeit aber handle ich im Interesse des Reiches. Ich bin hier, um zu retten, was noch zu retten ist!"
Da sah Mimikar auf. In seinen Augen blitzte bitterer Hohn.
„Das zu sagen, kommst du hierher?" fragte er. „Ausgerechnet hierher, wo jedes gesprochene Wort, jede Geste aufgezeichnet wird?"
Yargonz lächelte.
„Ich bin zum ersten Mal in der Stahlfestung. Aber ich kenne sie besser als mancher von euch. Die Zellen sind mit Abhör- und Sichtgeräten ausgestattet.
Was die Geräte erfassen, wird gespeichert. Weißt du, wie oft man die gespeicherten Aufzeichnungen abruft und analysiert?"
„Einmal alle zehn Tage", antwortete Mimikar unwirsch.
„Das ist richtig. Ich habe die Hör- und Sichtgeräte dieses Gefängnisses unbrauchbar gemacht. Man kann weder sehen noch hören, was hier vorgeht. Bis man dahinterkommt, vergehen zehn Tage. In zehn Tagen aber wird Detrolanc nicht mehr das Kommando führen."
Mimikar musterte seinen Besucher mit einer Mischung aus Mißtrauen und Neugier.
„Ich bin ein Offizier, der nur das Wohl des Reiches im Sinn hat", sagte er schließlich. „Wenn du Gleiches denkst, laß mich davon hören. Wenn du hier bist, um Detrolanc Argumente für seinen Prozeß zu liefern, schweig und sei verdammt!"
Yargonz war ernst.
„Ich empfinde wie du", antwortete er. „Das Reich ist in Gefahr.
Nur wenige ahnen die wahre Größe der Gefahr. Die meisten wiegen sich in der falschen Hoffnung, daß die Laren zurückkehren und uns zu neuer Macht und neuem Ansehen verhelfen werden."
„Falsche Hoffnung?" wiederholte Mimikar verwundert. „Das sagst ausgerechnet du, der Detrolanc Beistand leistete, als ich den Verkünder festnehmen lassen wollte?"
„Was sonst hätte ich tun sollen? Du hättest Detrolanc eingekerkert, wenn ich nicht eingesprungen wäre. Was hättest du mit mir getan?"
Grollend gestand Mimikar: „Dich wahrscheinlich auch eingesperrt, da hast du recht."
„Ich aber brauche Bewegungsfreiheit!" rief Yargonz voller Eifer. „Denn ich bin hier, um mir Rat zu verschaffen, wie das Reich gerettet werden kann."
„Rat? Von wem?"
Yargonz trat ein paar Schritte näher. Er ging in die Knie und kauerte vor Mimikar auf dem Boden.
„Wir beide kommen von Paricza", sagte er in beschwörendem Tonfall. „Paricza ist die Urheimat unseres Volkes. Als die Laren kamen, hatten wir einen Führer, der selbstlos und mit Nachdruck die Interessen dieses Volkes vertrat. Erinnerst du dich an seinen Namen?"
„Leticron!" entfuhr es dem Helden.
„Leticron!" bestätigte Yargonz. „Ihn will ich um Rat fragen."
Mimikar bog den Oberkörper zurück und musterte sein Gegenüber, als zweifle er an dessen Verstand.
„Leticron ist tot!" sagte er.
Yargonz machte die Geste der Verneinung.
„Hast du nie davon gehört, daß Leticron nur verschwunden, nicht aber gestorben ist?"
„Ich habe davon gehört", bekannte Mimikar. „Alles Legende!"
„Nein. Es ist keine Legende", beharrte Yargonz. „Leticrons Bewußtsein ist hier, in unserer Nähe. Ich weiß es!"
Mimikar war starr vor Staunen. Yargonz richtete sich wieder auf. Sein Gesicht hatte einen gänzlich neuen Ausdruck angenommen. Aus seinen Augen strahlte die Gewißheit des Sieges.
„Leticron lebt!" rief er. „Er wird uns weisen Rat erteilen. Mit diesem Rat werden wir das Reich retten - du und ich und unsere Freunde."
8.
Als dem Heroen der Unterführer Zuffraq gemeldet wurde, befahl er, ihn sofort einzulassen. Mit erhobenem Haupt, ein Bildnis der Selbstsicherheit, schritt Zuffraq durch die offene Tür.
Detrolanc musterte den Hageren mit schlecht verhohlenem Unbehagen.
„Irgend etwas sagt mir, daß du schlechte Nachrichten bringst", begrüßte er den Unterführer.
„Das kommt darauf an, von welcher Warte aus man die Dinge betrachtet", antwortete Zuffraq.
„Persönlich bin ich keineswegs unbefriedigt darüber, daß sich mein Verdacht bestätigt hat."
„Welcher? Gegen den Laren?"
„Ja, dieser. Ich habe die Aufzeichnungen des Roboters Babboch abgerufen und analysiert. Das Verhalten des Verkünders ist höchst
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