0849 - Das letzte Siegel
Kobylanski und Vaneiden darauf reagieren würden, und er wollte keine stundenlangen Erklärungen abgegeben. Immerhin waren die beiden Piloten mit Zamorra und Nicole locker befreundet. Zamorra hatte ihnen und van Zant das Spiderfliegen beigebracht. Und sie selbst bildeten inzwischen andere in dieser Kunst aus.
Aartje gab die Daten in den Bordcomputer ein. Der bestätigte den Kurs. Mit einem entsprechenden Zusatzprogramm versehen, war es für ihn die Sache von weniger als einer Zehntelsekunde, die Daten von irdischer in meeghsche Werte umzurechnen und umgekehrt.
Die beiden Piloten fragten sich allerdings, aus welchem Grund Sid Amos und die Zwillinge an Bord waren…
***
Fooly schleppte Nicole Duval zu ihrem Zimmer und brachte sie auf ihrem Bett in die stabile Seitenlage. Vorher schon hatte er ihre Lider geschlossen, damit die Augen nicht austrockneten. Oh doch, er hatte eine Menge über die Menschen gelernt in den Jahren, die er nun schon bei ihnen zubrachte.
Und er begann Zamorra zu fürchten. Der Chef hatte sich sehr zu seinem Nachteil verändert. Er hatte seine Skrupel abgelegt, trat seine hohen moralischen Werte mit Füßen. Fast schon kam er dem Jungdrachen wie ein Dämon vor, oder zumindest auf dem Weg, einer zu werden. Vergleiche mit dem Zamorra aus der ersten Spiegelwelt boten sich an. Jener düstere Doppelgänger war zwar tot, aber Zamorra war auf dem besten Weg, so zu werden wie er.
Und das alles wegen dieses teuflischen Buches!
Es war nun zwar zerstört, aber Fooly glaubte nicht, dass das schon alles war. Das von ihm ausgehende Unheil wirkte immer noch. Schon einmal hatte es so ausgesehen, als sei es zerstört worden. Danach hatte es sich selbst wieder zusammengesetzt!
Fooly fürchtete, dass genau das jetzt wieder geschah. Es war alles nur eine Frage der Zeit.
Er kauerte sich neben Nicoles Bett auf den Boden. Zu gern hätte er gewusst, ob der Spider-Angriff auf Château Montagne bereits beschlossen worden war oder auch nicht. Das Visofon hatte sich zwar einmal gemeldet, aber das Gespräch war von einem anderen Zimmer aus angenommen worden, sodass der Jungdrache nichts davon mitbekam.
Bedauerlicherweise konnte er Nicole jetzt nicht danach fragen.
Vorsichtshalber wollte er aber Lady Patricia und Sir Rhett warnen. Butler William war ja immer noch unterwegs. Um ihn begann Fooly sich Sorgen zu machen. So spät abends war der Butler eigentlich nie unterwegs. Da stimmte doch etwas nicht!
»Aber ich kann mich doch nicht um alles gleichzeitig kümmern«, seufzte er. Mit einem Ruck erhob er sich und verließ Nicoles Zimmer. Von Zamorra war nichts zu sehen. Der Chef hatte sich wohl wieder ins »Zauberzimmer« begeben. Oder in einen der vielen anderen Räume.
Fooly watschelte in den Nordflügel des Châteaus. Dort klopfte er vehement an die Tür von Lady Patricias Schlafraum.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie öffnete. Sie schien bereits geschlafen zu haben. Ihr Haar war wild verwuschelt, und sie trug einen geblümten Morgenmantel, den Nicole sicher als »nostalgisch« abqualifiziert hätte.
»Du?«, stieß sie überrascht hevor. »Was zur Hölle willst du um diese Zeit? Weißt du nicht, dass anständige Menschen jetzt schlafen?«
»Ich bin eben ein anständiger Drache«, erklärte er, »und die sind jetzt hellwach. Zumindest dieser hier. Pack schnell zusammen, was du an wichtigen Dingen hast, Mylady. Wir müssen alle Château Montagne verlassen. So schnell wie eben möglich.«
»Wieso? Was soll das? Hast du den Verstand verloren?«
»Ich wollte, es wäre so«, sagte er. »Mylady, es steht ein Angriff bevor. Vielleicht geht alles gut, vielleicht wird das Château aber auch vernichtet.«
»Doch, du bist verrückt«, stöhnte sie. »Lass mich schlafen und komm morgen wieder…«
»Nein!«, drängte Fooly. »Dann ist es zu spät! Der Angriff kann in einer Stunde erfolgen, oder auch in zehn Minuten! Bitte, beeil dich!«
»Du scheinst es wirklich ernst zu meinen«, murmelte sie nachdenklich werdend. »Woher weißt du überhaupt davon? Und warum kommen nicht Zamorra oder Nicole, um es mir zu sagen?«
»Weil sie unpässlich sind. Bitte, mach schnell. Ich wecke derweil Lord Zwerg.«
Womit er Sir Rhett meinte, den 13-jährigen Jungen, seinen besten Freund und Spielkameraden von Anfang an bis heute. Wie schnell doch die Zeit verging! Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Rhetts Erinnerungen an seine früheren Leben als Erbfolger aufbrachen.
Fooly schob diese Gedanken wieder beiseite. Es gab Wichtigeres
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