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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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man bisher angenommen hatte.
    Die Sonne, die seit einhundertfünfundzwanzig Jahren die Erde wärmte, war im Begriff zu sterben.
    Marboo hatte Angst. Gleichzeitig aber hoffte sie, daß Medaillon ihr die Gelegenheit geben würde, auf die sie wartete, seitdem Claus Bosketch sie aus Terrania City entführt hatte.
    Bosketch schien nicht zu bemerken, daß die Kälte von neuem einsetzte. Er war guter Laune. Er hatte - für seine Begriffe - vorzüglich gespeist, und der Wein war ihm ein wenig zu Kopf gestiegen. Lächelnd sagte er zu seiner Gefangenen: „Komm, mein Täubchen - ich will dir den Rest des Hauses zeigen. Du sollst sehen, das Claus Bosketch dir bieten kann, was deiner würdig ist."
    Er war vorsichtig. Wohin er auch immer ging, er ließ Marboo keine Sekunde lang aus den Augen. Das Haus war weitläufig.
    Der Obmann von Plophos mußte einen Hang zum Altmodischen gehabt haben. Obwohl auch zu seiner Zeit Antigravschächte schon gängige Wohntechnik gewesen waren, gab es in der Villa außer zum Befördern von Lasten keinen einzigen solchen Schacht.
    Das Haus besaß drei Etagen. Die Stockwerke waren durch Treppen miteinander verbunden, und nur wenige davon waren als Rolltreppen ausgebildet.
    Claus Bosketch zeigte Marboo einen verschwenderisch ausgestatteten Raum nach dem andern. Sein Wahnsinn machte Fortschritte. Hatte er vor kurzer Zeit noch von dem Herrn gesprochen, der einst hier wohnte, so war jetzt nur noch die Rede von „meinem Haus".
    Ab und zu klatschte Bosketch in die Hände und zitierte ein paar Robotdiener herbei, nur um sie sofort wieder zu entlassen.
    „Sie gehorchen mir alle", grinste er dazu. „Mein Wille ist ihr Gesetz."
    Sie befanden sich in der obersten Etage. Ein Korridor lief die rückwärtige, nach Südwesten zeigende Seite des Hauses entlang.
    An einem der Fenster blieb Marboo stehen und sah hinaus.
    Sie blickte auf den Berghang, der hinter der Villa des Obmanns aufragte. Sie wunderte sich über den weißen Belag, der sich auf dem Gras niedergeschlagen hatte, bis sie voller Schreck erkannte, daß es Reif war.
    Sie sah zum Himmel empor. Er hatte eine merkwürdig violette Färbung angenommen. Medaillon war bereits hinter der Bergkuppe verschwunden. Es wurde rasch dunkel.
    Zur linken Hand lagen ein paar Türen. Weiter hinten im Gang führte eine enge Treppe zur zweiten Etage hinab. Claus Bosketch war mittlerweile des Herumzeigens müde geworden.
    Er öffnete die Türen nur noch kurz, ließ Marboo einen Blick in den dahinterliegenden Raum werfen und sprach längst nicht mehr so überschwänglich über den „stilvollen Rahmen", in dem er seine letzten Tage vollbringen wollte.
    Als sie die Treppe erreichten, die nach unten führte, setzte der Sturm ein. Er kam mit einem Schlag.
    Das Haus erzitterte.
    Das Knallen zuschlagender Türen hörte sich an wie eine Serie von Pistolenschüssen. Ein paar Sekunden lang war es finster, nachdem sich draußen der Himmel verdunkelt hatte.
    Dann schaltete sich automatisch die Innenbeleuchtung ein. Draußen heulte und fauchte der Sturm.
    Marboo spürte, wie es von Augenblick zu Augenblick kälter wurde.
    Claus Bosketch war erschrocken. Er stand in der Nähe der Treppe.
    „Was ist das?" stieß er hervor. „Was geht da draußen vor?"
    Marboos Reaktion war instinktiv.
    „Sieh dort!" schrie sie und zeigte die Treppe hinab.
    Bosketsch fuhr herum. Er beugte sich nach vorne, um besser sehen zu können. Da warf Marboo sich gegen ihn. Sie war von der äußeren Erscheinung her eher eine zierliche Gestalt.
    Aber in diesem Angriff ballten sich die Verzweiflung und der Zorn, die Marboo im Laufe der Stunden in sich aufgestaut hatte.
    Sie traf Bosketch mit ungeheurer Wucht. Der Stiernackige stieß einen gurgelnden Schrei aus, ruderte mit den Armen in der Luft und kippte schließlich vornüber. Mit donnerndem Getöse stürzte er die Treppe hinab. Unten, vor der letzten Stufe, blieb er reglos liegen.
    Er hatte die Augen geschlossen. Er war bewußtlos. Marboo atmete auf. Sie hatte ihn nicht töten wollen.
    Wie von Furien gehetzt raste sie durch den Gang und hastete auf der anderen Seite die Treppe hinunter ins mittlere Geschoß. Vor den Fenstern war es stockdunkel.
    Der Sturm nahm mit jeder Sekunde an Wucht zu. Über eine weitere Treppe erreichte Marboo das Erdgeschoß.
    Der große Raum, in dem sie Bosketch beim Essen zugesehen hatte, war mittlerweile aufgeräumt.
    Marboo erinnerte sich, hier ein altmodisches Radiokom-Gerät gesehen zu haben.
    Sie hämmerte auf die Ruftaste und

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