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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor sich auftauchen. Es erstreckte sich von links nach rechts, soweit der Lichtkegel reichte. Sand und Staub hinderten Walik daran, Einzelheiten zu erkennen.
    Auf Händen und Füßen schob er sich in Richtung des Hindernisses. Als er es erreichte, erkannte er, daß es eine Mauer war, ein Teil eines Gebäudes.
    Da wußte er, daß er sein Ziel erreicht hatte. Die Erkenntnis wirkte auf ihn wie ein Schock. Das Bewußtsein reagierte mit Erleichterung.
    Der Körper verstand das Signal falsch und glaubte, die Anstrengung sei nun vorüber. Walik Kauk klappte einfach zusammen. Am Fuß der Mauer, die die nordöstliche Wand der Villa des Obmanns bildete, blieb er liegen.
    Sein Schicksal schien besiegelt. Kälte und Erschöpfung würden binnen kurzer Zeit ihr Opfer fordern.
    Aber eine höhere Instanz hatte entschieden, daß Walik Kauks Lebensuhr noch nicht abgelaufen sei.
    Durch die stürmische Finsternis kroch es heran, ein seltsames Geschöpf in vielfach geflicktem Gewand, dem das raue Terrain übel mitgespielt hatte. Mit untrüglichem Instinkt fand das Geschöpf den Bewußtlosen und nahm ihn auf - so wie es ihn damals aufgenommen hatte, fast vier Jahre zuvor, in der Eiswüste zwischen Jensens Camp und Nome, Alaska.
    Die Mauer bot ein wenig Schutz vor dem Sturm. Augustus hatte sich Walik über die Schulter geworfen.
    Er suchte nach einer Tür und fand sie verschlossen. Er warf sich dagegen. Die Türfüllung gab nach. Der Ka-zwo taumelte in einen matt erleuchteten Korridor. Auf dem Boden begannen sich Staub und Sand zu häufen, die der Sturm durch die Türfugen getrieben hatte.
    Es war warm hier - wenigstens vierzig Grad wärmer als draußen. Augustus bettete den Bewußtlosen behutsam auf den Boden.
     
    *
     
    Eine Stunde lang hatte Claus Bosketch gegessen. Marboo beobachtete ihn und empfand Ekel angesichts der Gier, mit der er das widerliche Mahl verschlang.
    Die Roboter hatten Wein gebracht. Bosketch trank mehrere große Becher davon. Marboo begnügte sich mit ein paar kleinen Schlucken. Sie erinnerte sich kaum mehr, wann sie zum letzten Mal gegessen hatte. Der Wein übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Es fiel ihr leichter, über ihre Lage nachzudenken.
    Während sie Bosketch beim Essen zusah, kamen ihr ein paar Ideen, wie sich ihre Flucht womöglich bewerkstelligen ließe.
    Aber keiner der Pläne erwies sich bei näherem Hinsehen als durchführbar. Sie konnte nichts ausrichten, solange Bosketch in der Nähe war.
    Als Claus Bosketch nach dem letzten Bissen sich die Finger abzulecken begann, fröstelte sie. Sie hielt es zunächst für eine Reaktion auf den Ekel, den die abscheuliche Mahlzeit in ihr hervorgerufen hatte.
    Aber auch Bosketch sah sich, nachdem er seine schmatzende Tätigkeit beendet hatte, verwundert um und meinte: „Es wird kalt, nicht wahr?"
    Marboo wandte sich um und blickte aus dem Fenster. Über dem Tal lag ein düsterer roter Schimmer.
    Sie hatte, als NATHAN noch im Tiefschlaf lag und das Klima der Erde sich selbst überließ, manchen Sandsturm miterlebt, der aus den allmählich wieder zur Wüste werdenden Steppen der Gobi blies.
    Vor solchen Stürmen hatte sich Medaillons orangegelber Glutball gewöhnlich in eine trübe, rote Scheibe verwandelt, die man mit bloßem Auge ansehen konnte, ohne dabei Schmerz zu empfinden.
    Aber gleichzeitig waren die Temperaturen gestiegen. Unmittelbar vor einem Sandsturm brütete gewöhnlich mörderische, stickige Hitze über dem Land. Jetzt war es anders. Die Temperaturen waren am Sinken.
    Bosketch herrschte die beiden Roboter an: „Sorgt für Wärme! Wie soll ich meine letzten Tage in Würde verbringen, wenn ich dabei frieren muß?"
    Einer der Roboter entfernte sich. Der andere zog sich in den Hintergrund des pompösen Raumes zurück und wartete dort auf Bosketchs weitere Befehle. Kurze Zeit später wurde es ein wenig wärmer.
    Aber das hielt nicht lange an.
    Die Villa des Obmanns, errichtet in einer Zeit, da die Umgebung von Terrania City infolge lokaler Klimakontrolle zu den warmen Gegenden der Erde zählte, verfügte nur über ein dürftiges Klimatisierungssystem.
    Die Kälte gewann rasch die Oberhand. Draußen wurde es rasch dunkler. Marboo trat ans Fenster. Ihr Blick ging nach Nordosten das Tal hinab. Der Himmel war klar. Sie konnte die Sonne nicht sehen, weil sie um diese Zeit im Südwesten stand.
    Aber es fiel ihr auf, daß die Gegenstände draußen keinen Schatten mehr warfen.
    Da ahnte sie plötzlich, daß Medaillons Verfall rascher vonstatten ging, als

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