085 - Professor Kulls Blutnixe
ewig über Wasser halten. Es gab Strömungen, die mich noch weiter von den Bahamas fortbringen konnten.
Irgendwann würde ich absaufen.
Teufel, ich war den Kull-Gangstern nicht einmal eine Kugel wert. Wie eine Ratte wollten sie mich ertränken…
»Komm hierher!« verlangte der Mulatte, und ich gehorchte, obwohl ich wußte, was er tun würde.
Sein Faustschlag traf mich hart am Kinnwinkel. Die Wucht des Treffers raubte mir das Gleichgewicht, und ich fiel über Bord.
Ich klatschte ins Meer. Weich und sanft nahm es mich auf, umschloß mich mit nassen Händen und hüllte mich ein. Es schlug über meinem Kopf kalt zusammen, und ich hielt den Atem an.
Mein Selbsterhaltungstrieb veranlaßte mich, Schwimmbewegungen zu machen. Ich ruderte mit den Armen und kämpfte mich mit kräftigen Zügen an die Wasseroberfläche.
Die beiden OdS-Männer kümmerten sich nicht weiter um mich. Sie hatten mich bereits abgehakt, fuhren einen großen Bogen und nahmen Kurs auf die Inseln.
Mortimer Kull würden sie sagen, er könne ein Sterbekreuz hinter den Namen Tony Ballard malen, und der wahnsinnige Wissenschaftler würde das mit größtem Vergnügen tun.
Erschreckend war die Einsamkeit hier draußen. Ich kam mir entsetzlich verloren vor. Ein Vergessener in der endlosen Weite des Meeres - wehrlos, hilflos.
Wozu hätten sie mich erschießen sollen? Wozu eine Kugel verschwenden? Die Natur würde mich umbringen. Ich schwamm und versuchte mir meine Kräfte gut einzuteilen. Mit dem geringsten Energieaufwand bewegte ich mich vorwärts, und sowie ich spürte, daß meine Kräfte nachließen, drehte ich mich auf den Rücken, lag reglos im Wasser und ließ mich treiben.
Die Sonne stach mit grellen, gleißenden Strahlen vom Himmel. Sie schien mir das Gesicht verbrennen zu wollen. Ich schloß die Augen.
Eine kleine Welle schwappte über mein Gesicht, sprang mir in Mund und Nase und ich mußte husten. Ich spie eine Wasserfontäne aus, drehte mich um und fing wieder an zu schwimmen.
Man hatte mich zu einem endlosen Sterben verurteilt. Wieder einmal hatten die OdS-Leute bewiesen, wie grausam und hartherzig sie waren.
Mitleid kannten sie nicht. Und erst recht nicht mit einem Feind, der der Organisation des Schreckens schon so großen Schaden zugefügt hatte.
Heute präsentierten sie mir die Rechnung.
Und ich mußte bezahlen.
Mit meinem Leben!
Etwas bewegte sich unter mir. Oder hatte ich mir das nur eingebildet? Mir kam vor, als hätte die Hypno-Droge aufgehört zu wirken. Ich fühlte mich wieder so wie immer, und ich hatte Angst. Jawohl, ich schäme mich nicht, es zuzugeben. Ich hatte hundsgemeine Angst, von einem Hai angefallen zu werden.
Mein Herz schlug schneller. Ich wußte, daß es nicht gut war, wenn ich mich aufregte, denn auch das kostete Kraft, aber ich konnte es nicht verhindern. Ich schwamm gegen meine Vernunft schneller. Als ob es möglich gewesen wäre, einem Hai davonzuschwimmen.
Ich blickte mich gehetzt um. Wo war er? Wann würde die dreieckige Flosse auftauchen und wie ein Messer durch das Wasser schneiden? Wann würde mich der Killer angreifen?
Wieder diese Bewegung unter mir. Diesmal war ich sicher, daß ich sie mir nicht eingebildet hatte. Sie mußte vom kräftigen Schlag einer großen Schwanzflosse herrühren.
Ich hatte große Mühe, nicht in Panik zu geraten. Es ist ein scheußliches Gefühl, nichts weiter tun zu können, als zu warten. Zu warten auf den schmerzhaften Biß!
Grauenvoll, zu wissen, daß der Todfeind da ist, ihn aber nicht zu sehen…
Unter mir tauchte ein dunkelgrauer Schatten auf. Schlank und lang… Das war er!
Er schwamm in die gleiche Richtung wie ich, entfernte sich von mir, und ich verlor ihn bald aus den Augen, aber ich wußte, daß er wiederkommen würde.
Es dauerte nicht lange, da stupste er mich mit der Schnauze an. Er berührte meinen Rücken. Wollte er prüfen, ob ich genießbar war? Ich drehte mich entsetzt um und schlug mit den Fäusten auf ihn ein. Vielleicht konnte ich ihn damit beeindrucken. Angeblich waren Haie nicht besonders mutig.
Er tauchte weg, nachdem ich ihn zweimal getroffen hatte, zog sich zurück, und dann sah ich in einiger Entfernung seine Rückenflosse hin- und herkreuzen, bis ich müde wurde, und das würde ich werden. Das konnte gar nicht ausbleiben.
Lauernd umrundete mich der tückische Killer. Ich versuchte ihn im Auge zu behalten.
Die Rückenflosse beschrieb einen Kreis nach dem andern um mich herum, und irgendwann nahm sie dann Kurs auf mich.
Der Hai schien
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