085 - Professor Kulls Blutnixe
ihre Hände entgegen, ich griff zu, und sie hievten mich kraftvoll aus dem Wasser.
Aber das Verrückteste kommt erst: Einer der beiden war Noel Bannister!
***
Zwei Tage davor
Die Vampirin starrte den Dämon haßerfüllt an. »Du verdammter Bastard, wieso hast du das getan?« fauchte sie zornig. »Warum hast du mich getäuscht und hierher gelockt?«
»Ich sagte vorhin, daß ich dich gesucht habe«, erwiderte Atax. »Das stimmt. Ich wußte, daß du dich hier herumtreibst. Seit ein paar Tagen schon halte ich Ausschau nach dir.«
»Wozu? Was willst du von mir?« fragte Melissa eisig.
»Ich habe Pläne mit dir.«
»Ich will mit dir nichts zu schaffen haben!«
»Du wirst dich mir fügen, Blutsaugerin!« knurrte Atax. Es klang nicht nur hart, sondern auch verächtlich. Die Seele des Teufels hielt nicht viel von Vampiren. In seinen Augen waren sie Schwächlinge, weil sie kein Tageslicht vertrugen. Tagsüber mußten sie sich in Gruften oder Höhlen verkriechen, und wenn ihre Feinde sie dort aufstöberten, war es verhältnismäßig leicht, sie zu vernichten.
»Ich gehorche niemandem!« zischte Melissa trotzig. »Und deine Pläne interessieren mich nicht.«
»Du sprichst so, als hättest du eine Wahl. Die hast du aber nicht.«
Melissa ärgerte sich maßlos über den überheblichen Ton, den Atax angeschlagen hatte. Sie war es nicht gewöhnt, Befehle entgegenzunehmen, zu gehorchen. Sie hatte bisher alle Entscheidungen selbst getroffen, und so sollte es bleiben. Sie wollte nicht jemandem Rechenschaft für ihr Tun geben müssen, wollte niemandes Sklavin sein.
Sie wußte nicht, wie stark Atax war.
Er würde sie nicht zwingen können, etwas zu tun, was ihr gegen den Strich ging.
Sie schaute ihm frech und herausfordernd in die Augen. »Ich werde jetzt gehen, und du wirst mich nicht daran hindern!«
»O doch, das werde ich«, sagte der Dämon. »Versuch's lieber nicht!«
Die Blutsaugerin wandte sich dennoch trotzig um und entfernte sich stolz erhobenen Hauptes. Aber sie kam nicht weit.
Da war plötzlich ein violettes Licht. Es entstand, weil Atax es wollte. Magie war sichtbar geworden. Ein dünnes Band war es, das in der Luft schwebte, und dieses Lichtband rollte sich nun aus. Es schnellte hinter Melissa her, wurde zu einer Schlinge, die ihr über den Kopf fiel, und dann zog sich das violette Band um den weißen, schlanken Vampirhals zusammen.
Melissa schrie entsetzt auf.
Das Lichtband straffte sich mit einem jähen Ruck und riß die Vampirin von den Beinen.
Melissa landete im Sand. Sie fiel auf den Rücken, blieb aber nicht liegen, sondern wälzte sich herum und wollte die Finger unter die Schlinge schieben, doch Atax' Magie stieß ihre Hände fort. Melissa erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Sie kniete vor dem Dämon, der sie grimmig ansah.
»Ich könnte dich jetzt töten«, sagte er.
Sie glaubte es ihm. Jetzt zweifelte sie nicht mehr an seiner Stärke. Sie fühlte sich schwach und elend. Er hatte gesagt, er könnte sie töten. Im Moment sah es so aus, als würde er es auch tun.
Es kam ihr schwer über die bebenden Lippen, aber sie flehte um ihr Leben.
Er verhöhnte sie, lachte sie aus und ließ sie seine Kraft spüren. Es gefiel ihm, sie zu quälen. Er kostete seinen Triumph voll aus, und erst als sie zusammensackte und sich nicht mehr rührte, zog er seine Magie von ihr ab.
Er hatte die Vampirin gesucht und gefunden, und nun wollte er sie zu Mortimer Kull bringen.
***
Noel Bannister! Im meinen Augen war das der verrückteste Zufall, den es geben konnte - und der erfreulichste. Aber Noel klärte mich auf. Es war kein Zufall, daß er und sein Kollege hier aufgekreuzt waren.
»Wir rasen hier schon eine ganze Weile wie die Irren hin und her«, sagte mein Freund.
Sein Kollege war übrigens Fred Arness. Er hatte sich einen Kinnbart zugelegt, deshalb hatte ich ihn nicht sofort wiedererkannt. Ich war dabei gewesen, als er zu Noels Spezialabteilung kam. Mr. Silver und ich hatten Noel geholfen, die richtigen Leute für die neue Abteilung auszusuchen. Arness hatte bei allen Tests die besten Werte erzielt, und er eignete sich auch charakterlich bestens für den Kampf gegen die Hölle.
Er hatte keine Familie, ja nicht einmal eine Freundin. Somit bot er Feinden kaum eine Angriffsfläche, und er hatte von dem Tag, an dem er zur Spezialtruppe der CIA stieß, seinem ersten Einsatz entgegengefiebert, um zu beweisen, was in ihm steckte.
Nun war es endlich soweit.
Er sagte, er freue sich riesig, mich
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