085 - Professor Kulls Blutnixe
McEveely zur Todesmelodie werden.
Als er sicher war, daß sie allein waren, lehnte er sich an den breiten Stamm einer alten Palme, die sich wie ein Säbel zum tintigen Himmel hinaufbog. Er zog Melissa nahe an sich heran.
»Es ist eine wunderbare Nacht, und ich bin einem wunderbaren Mädchen begegnet.«
»Die Nacht ist wirklich sehr schön. So mild, so ruhig«, gab die Vampirin zurück. Sie schaute dem Mann nicht mehr in die Augen, sondern nur noch auf seinen Hals.
»Ich bin glücklich, Melissa«, gestand ihr McEveely. »Und ich bin dem Schicksal dankbar dafür, daß es mich mit dir zusammengeführt hat. Ich habe dich gesucht.«
»Mich?« Sie lachte…!
»Ein Mädchen wie dich. Seit ich hier bin, habe ich nach dir Ausschau gehalten, und nun stehst du vor mir. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben.«
»Manchmal werden Märchen wahr«, sagte Melissa, innerlich bebend vor unbändiger Gier.
»Ich möchte dich küssen, Melissa«, sagte McEveely.
Sie schmunzelte. »Warum tust du es nicht?«
Er beugte sich vor, und seine Lippen berührten ihren blutleeren Mund. Ihr Gesicht zuckte vor Erregung. Ihre Wange glitt an seinem Gesicht vorbei und abwärts, in Richtung Hals.
Gleich! dachte sie fiebernd. Gleich… Endlich… Jetzt!
Und dann biß sie zu.
Tief preßte sie die spitzen Vampirhauer in das Fleisch. McEveely zuckte nur kurz zusammen, aber er wehrte sich nicht. Er ließ sie trinken.
Plötzlich begriff sie. Und es war ein großer Schock für sie. Entsetzt sprang sie zurück und starrte den Mann entgeistert an. Sie würgte aus, was sie im Mund hatte.
Und spuckte schwarzes Blut in den Sand!
Sie hatte einen Schwarzblütler gebissen! Einen Dämon!
»Wer bist du?« fragte die Vampirin verstört.
Darauf antwortete Robert McEveely: »Ich bin Atax, die Seele des Teufels!«
***
Die Haiflosse schnitt heran, und ich schloß mit meinem Leben ab. Was konnte mich jetzt noch retten? Der Tod war mir sicher! Gleich würde mir der Killer seine schrecklichen Zähne ins Fleisch schlagen, und mein Blut würde ihn rasend machen und weitere Haie anlocken. Ein grauenvoller Tod stand mir bevor.
Ich ballte die Hände zu Fäusten, war entschlossen, mich zu wehren. Kampflos wollte ich mich nicht in mein Schicksal ergeben. Das hatte ich noch nie getan.
Die Haiflosse näherte sich mir mit besorgniserregender Geschwindigkeit.
Vier Meter… Drei… Zwei…
Plötzlich war sie weg. Der Hai tauchte, und ich zog instinktiv die Beine an, denn ich vermutete, daß er es darauf abgesehen hatte, aber dann sah ich seinen großen, schlanken Körper und beobachtete, wie er abschwenkte und davonschwamm.
Sosehr ich mich darüber freute, begreifen konnte ich dieses Glück nicht. Wieso hatte der Killer plötzlich die Absicht aufgegeben, mich zu töten?
Es gab eine Antwort auf diese Frage, und die bekam ich ein paar Sekunden später.
Motorlärm!
Soviel Dusel muß der Mensch erst mal haben!
Der Hai war von einem Motorboot verscheucht worden. Er hatte die Schallwellen früher wahrgenommen als ich und hatte Reißaus genommen.
Ich schnappte fast über vor Freude. Ein Motorboot! Ein Geschenk des Himmels! Keinen Moment dachte ich daran, es könnte sich um OdS-Agenten handeln, die kamen, um mir nun doch sicherheitshalber den Rest zu geben. Sie konnten zum Beispiel mit dem Boot einfach über mich hinwegrasen oder ein Zielschießen veranstalten, bei dem sich diese Teufel bestimmt köstlich amüsiert hätten.
Ich strampelte mit den Beinen, um weiter aus dem Wasser zu kommen, und dann ruderte ich mit beiden Armen, um mich bemerkbar zu machen.
»He!« schrie ich aus Leibeskräften. »Hierher!«
Nacktes Entsetzen ergriff von mir bei dem Gedanken Besitz, die Leute auf dem Boot können mich übersehen.
Ein zweites Boot würde mit der Himmel nicht schicken…
»Hallo!« brüllte ich, so laut ich konnte. »He! Hier bin ich! Hier!«
Das Boot nahm nicht direkt Kurs auf mich. Wenn es so weiterfuhr, würde es in wenigen Augenblicken an mir vorbeirasen. Ich bekam Zustände.
»Seht ihr mich denn nicht?« schrie ich, fast schon hysterisch. War das ein Wunder? Da glaubt man, endlich gerettet zu sein, und dann wird man nicht gesehen.
Ich brüllte weiter, und ich fuchtelte immer wilder mit den Händen in der Luft herum.
Und sie sahen mich!
Mein Gott, sie bemerkten mich, diesen kleinen Punkt in der Weite des Ozeans, dieses schreiende, fuchtelnde Nichts. Sie verringerten die Fahrgeschwindigkeit und kamen auf mich zu.
Zwei Männer waren es. Sie streckten mir
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