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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Detektiv nickte. »Wir haben schon einmal darüber gesprochen. Dieser Geist möchte sich rächen. Er will und wird seine Rache bekommen. Nicht an uns Franz, sondern an den Personen, die eine gewisse Rita Reinold zu Lebzeiten traktiert haben. Ich denke dabei an das Gefängnispersonal, wobei ich dich ausschließlich davon ausnehme, denn du hast dir nichts zuschulden kommen lassen.«
    »Das stimmt.«
    »Wie hieß dieser Aufseher noch?« fragte Harry.
    »Egon Kraft. Er wurde in bestimmten Kreisen die Glatze genannt.«
    »Das ist gut.«
    »Du willst doch nicht zu ihm?«
    Harry lachte, als er das erstaunte Gesicht des ehemaligen Kalfaktors sah. »Und ob ich das will. Wenn jemand Rache nehmen will, dann wird er sie auch durchführen. Dabei spielt es keine Rolle, ob er aus dem Jenseits kommt oder nicht. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, daß ein Wesen aus dem Reich der Toten seine Rache intensiver und effektiver durchzieht als eine lebende Person. Klar?«
    Franz Jochem hatte mit offenem Mund zugehört und auch alles verstanden. Nur begriffen hatte er nicht. »Du… du … sprichst wie jemand, der sich verdammt gut auskennt.«
    »Möglich.«
    »Wie kommst du denn mit diesen Toten zurecht?« fragte Jochem und lachte dabei.
    »Sehr gut, mein Lieber.« Auch Harry lächelte, bevor der dem Älteren auf die Schulter schlug und ihm klarmachte, daß es für sie hier vorerst nichts zu tun gab.
    Die Männer stiegen in den Golf und fuhren weg.
    Für Harry Stahl war der erste Akt beendet. Er würde dafür sorgen, daß sich der Vorhang zum zweiten hob…
    ***
    Egon Kraft roch seinen eigenen Schweiß und verzog dabei angewidert das Gesicht. Er war wieder aus seinen Erinnerungen hochgetaucht und hatte in dieser Zeit das Gefühl gehabt, mit allem tief in die Vergangenheit versetzt worden zu sein. In ihr war er geschwommen, umgeben von zahlreichen Bildern, in denen immer wieder alles hochgestiegen war, was an Schrecken hinter ihm lag.
    Halb liegend und halb sitzend hockte er auf dem Boden. Seine Nase zuckte. Auch sie hatte an Härte und Fleisch verloren und erinnerte mehr an einen weichen Lappen.
    Er stand auf. Dabei spie er auf den Boden, weil er meinte, daß sich der Geschmack des eigenen Schweißes auch in seinem Mund zusammengefunden hatte. Er ging einige Schritte und blieb neben einem Sessel mit verschliessenem Polster stehen. Am liebsten hätte er in den Stoff hineingebissen. Man hatte ihn gedemütigt, ihm einiges genommen, und sein Leben war nicht mehr lebenswert, aber alles andere funktionierte noch in ihm, obwohl er aussah wie ein nacktes Stück Geflügel.
    Er spürte sehr deutlich den Druck auf der Blase und wußte, daß ihm das Wasserlassen große Probleme bereiten würde. Eine Sache, die ansonsten völlig natürlich war, über die er noch lachen konnte, nun aber zu einem echten Hindernis wurde.
    Die Toiletten befanden sich auf dem Flur. Sie wurden von mehreren Mietern benutzt. Um seine Kabine zu erreichen, mußte Kraft eine Treppe hinabgehen und er hoffte nur, daß niemand da war, der ihn sah.
    Um die Türklinke zu erreichen, mußte er nicht springen. Er streckte den Arm in die Höhe und legte seine »Hühnerklaue« um den Griff. Wenig später war die Tür offen.
    Hier oben in der dritten Etage des alten Backsteinhauses war der Flur menschenleer. Stimmen hörte er nur von unten, denn dort spielten einige Kinder im Hausflur. Über ihm lag noch eine Etage.
    Die Mieter, die dort wohnten, waren tagsüber auf der Arbeit. Ihnen ging es besser als vielen anderen, die ihre Jobs verloren hatten.
    Er drückte sich in den Hausflur hinein, der ihm vorkam, wie eine gewaltige Höhle. Klar, die Decke war nicht eben niedrig, aber durch den Schrumpfprozeß wirkte der Hausflur eben noch mächtiger.
    Wenn er einen Treppenabsatz überwunden hatte, stand er vor der Toilettentür, die früher einmal einen grünen Anstrich gezeigt hatte.
    Das meiste war im Laufe der Zeit abgeblättert.
    So schnell wie möglich überwand er die Treppe. Das an der Toilettentür hängende Schild war von zwei Seiten beschriftet. Einmal mit dem Wort frei, dann mit dem Wort besetzt.
    Er las das erste, öffnete die Tür so schnell wie möglich und schloß von innen ab. Das Schild hatte er nicht herumgedreht, so hoch konnte er nicht springen.
    Egon Kraft war immer ein Mensch gewesen, der andere Menschen bis an die Schmerzgrenze gedemütigt hatte. Nun war er gedemütigt worden, und so fühlte er sich auch.
    Die Toilette kam ihm wie ein Gefängnis vor.

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