0852 - Feuer, Asche, altes Blut
wählte. In seinem Innern aber sah es anders aus, denn auch ein sonst so cooler Mann wie Sir James wußte, was Angst ist…
***
Ich war wieder im Büro eingetroffen und wurde von Glenda Perkins mit einem frischen Kaffee empfangen. »Du bist allein?« wunderte sie sich.
»Ja, noch.« Ich berichtete, daß Suko, Jane und Shao in die Wohnung des Paares gefahren waren.
Glenda nickte, als sie die Tasse anhob und sie mir reichte. Es war schon mehr ein Becher, und den würde ich auch ohne Schwierigkeiten leeren. »Aus dem Radio habe ich mitbekommen, was da abgelaufen ist. Man sprach sogar von Toten. Stimmt das?«
Ich trank erst, nickte, dann setzte ich mich. »Leider sind zwei Frauen umgekommen.«
Glenda bekam einen Schauder. »Dann sind zum erstenmal Tote zu beklagen?«
»So ist es.«
»Und…?«
»Was meinst du damit?«
»Ist wieder derselbe Typ von den Zeugen gesehen worden?«
»Ja, auch von Shao. Und wir haben sogar einen Namen für ihn gefunden. Es ist der Feuer-Vampir.«
Glenda, die sich ebenfalls gesetzt hatte, schüttelte den Kopf. »Ich bin zwar keine Fachfrau, aber so etwas paßt einfach nicht zu einem Blutsauger.«
Ich kämpfte gegen einen kleinen Frosch im Hals, deshalb konnte ich nur sprechen und nicht nicken. »Da hast du recht«, sagte ich nach dem dritten Räuspern. »Trotzdem müssen wir uns damit abfinden. Ein Feuer-Vampir ist neu.«
»Das denke ich auch.« Sie hob die Schultern. »Und man muß sich vorstellen, daß er durch London zieht und irgendwann damit beginnt, ein Haus nach dem anderen anzuzünden?«
Ich lächelte schief. »So könnte man es sehen. So haben wir zuerst auch gedacht.«
»Warum nicht mehr?«
Ich stellte die halbleere Tasse zur Seite. »Das ist nicht leicht zu erklären. Uns ist der Gedanke gekommen, daß es dieser Feuer-Vampir auch auf uns abgesehen hat. Wir haben spekuliert und sind zu dem Entschluß gekommen, daß möglicherweise ein gewisser Will Mallmann dahintersteckt. Er ist der Mann im Hintergrund, der diesen Feuer-Vampir steuert.«
Glenda bekam nicht nur große Augen. Auf ihrem Gesicht malte sich auch der Schrecken ab. »Meinst du wirklich?«
»Ich würde es nicht beschwören, aber es ist durchaus möglich.«
Ich trank wieder Kaffee, diesmal einen großen Schluck. »Darüber möchte ich gleich mit Sir James reden.«
Glenda nickte mir zu. »Er wartet auch auf dich.«
»Ja, ja, schon gut. Auf eine Minute mehr oder weniger wird es schon nicht ankommen.«
»Bleiben Jane, Shao und Suko denn in der Wohnung?«
»Vorerst ja.«
»Wie wollen sie sich schützen?« fragte Glenda. »Wie wollt ihr euch überhaupt schützen? Wenn das Feuer plötzlich auf dich zustürmt, kannst du nichts machen, John.«
»Das stimmt leider.«
»Also…?«
Ich trank den letzten Schluck und stellte die Tasse endgültig weg.
Von der Außenseite her grinste mich ein Gesicht an, das mir die Zunge herausstreckte. »Du hast mich direkt gefragt, Glenda, und kriegst auch eine direkte Antwort. Ich weiß es nicht. Ich weiß einfach nicht, wie wir uns schützen sollen.«
»Und dein Kreuz?«
Ich hob die Schultern. »Daran habe ich auch gedacht. Aber würde es die Flammen zurückhalten?«
»Das hat es doch schon getan.«
Ich stand auf. »Beim Höllenfeuer, Glenda. Beim kalten Höllenfeuer ist ihm dies gelungen. Aber dieser Vampir sendet normale Flammen ab. Da kann auch mein Kreuz nichts für mich tun.«
Glenda Perkins schloß für einen Moment die Augen und schwieg.
Was sie dachte, konnte ich mir vorstellen. Deshalb ging ich zu ihr und streichelte über ihr Haar. »Keine Sorge, meine Liebe, bisher haben wir noch immer einen Ausweg gefunden.«
»Ja, das schon«, flüsterte sie, die Augen noch immer geschlossen.
»Aber diesmal…«
Das Läuten des Telefons unterbrach sie. Ich wollte schon abheben, aber Glenda war schneller. Für einen Moment lauschte sie, dann huschte ein flüchtiges Lächeln um ihre Lippen. »Natürlich, Sir. Ich sage ihm Bescheid. John ist gerade gekommen.« Sie nickte und sagte dann: »Ja, er wird sofort kommen.« Sie legte auf.
Ich wußte, wer mich sprechen wollte und ging zur Tür. Spaltbreit hatte ich sie schon geöffnet, als ich Glenda hörte.
»John…?«
Ich drehte mich um. »Was ist denn?«
Sie saß auf ihrem Stuhl wie ein kleines Mädchen, das weder ein noch aus wußte. Dann hob sie die Schultern. »Ich weiß es selbst nicht, John, aber ich habe ein komisches Gefühl.«
»Das vergeht.«
»So meine ich das nicht.«
»Wie dann?«
»Es… es … liegt an
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