0852 - Feuer, Asche, altes Blut
die Augen an zu funkeln. »Jemand, der diesen Sinclair und seine Freunde verdammt haßt. Jemand, der sich geschworen hat, ihn zu vernichten.«
»Da gibt es aber viele.«
»Ja, aber nur einen Dracula II!«
Für einen Moment bewegten sich die Hände des Mannes hinter dem Schreibtisch. Sie krallten sich zusammen, und er spürte, wie sein Fleisch zusammengedrückt wurde. Plötzlich lag alles so kalt vor ihm. Natürlich, wenn sich jemand einen bösen Vampir-Trick ausdenken konnte, dann war es der ehemalige BKA-Kommissar Will Mallmann, jetzt besser bekannt unter seinem Kampfnamen Dracula II bekannt.
»Er also.«
»Ja.«
»Er hat Sie geschickt?«
Lambert nickte.
Die Augen hinter den dicken Brillengläsern des Mannes verengten sich. »Er hat ein Wesen geschickt, das ein Feuer-Vampir ist. Ausgerechnet Feuer, denn ein Blutsauger fürchtet das Feuer ebenso wie der Teufel das Weihwasser. Was ist geschehen, daß diese Regel plötzlich nicht mehr zutrifft? Was mußte passieren?«
»Ich mußte vernichtet werden.«
»Sie?« Aus dem Wort klang Unglaube.
»So ist es. Mallmann vernichtete mich. Ich habe zuviel gewollt, ich wollte in seiner Welt ebenfalls herrschen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als mich zu verbrennen. Ich verbrannte vor seinen Augen zu Asche. Das war es.«
»Wie können Sie dann hier sitzen?«
Der Feuer-Vampir lächelte wissend. »Weil auch Vampirasche für Dracula II ein besonderer Stoff ist. Diese Asche, vermischt mit dem alten Blut aus dem Stein, ließ mich wieder neu entstehen. Ein frischer, ein neuer Beau Lambert wurde geboren, und diese Geburt und meine neue Stärke verdanke ich einzig und allein ihm. Ich bin so reif, daß mir sein Feuer nichts mehr ausmacht. Im Gegenteil, ich kann es nun genießen. Ich lebe damit, ich existiere mit den Flammen, und ich bin in der Lage, sie sogar selbst zu produzieren. Wenn ich will, kann ich dieses Büro innerhalb weniger Augenblicke in eine Flammenhölle verwandeln…«
»Das glaube ich sogar. Sie haben es heute morgen bewiesen. In diesem Café, nicht?«
»So ist es.« Lambert rutschte von der Schreibtischkante. »Sie sind gut informiert.«
»Das muß auch so sein.«
»Dann weiter. Ich möchte Ihnen gern eine Demonstration meines Könnens zeigen…«
»Ich verzichte.«
»Doch!« Beau Lambert fuhr herum. »Ich werde Ihnen zeigen, wozu ich fähig bin.« Er bückte sich und griff nach seiner Perücke. Er hatte sie dabei über seine linke Hand gestülpt und schleuderte sie auf die rechte zu, die auffangbereit war. Dann brachte er seine linke Hand an das Haar. Er rieb es nur kurz.
Sir James schaute zu. Er hörte das knisternde Geräusch und sah plötzlich die kleinen Flammen zwischen dem Kunsthaar tanzen. Er bekam aber auch mit, daß sie aus den Poren der Haut gedrungen waren, um die Perücke in Brand zu setzen, und der Vampir schleuderte das stinkende Etwas zu Boden, wo er es austrat.
»Nun?« fragte er, den Blick fordernd auf Sir James gerichtet.
Der verzog die Lippen. »Soll ich jetzt Beifall klatschen?«
»Nein.«
»Ich hätte es auch nicht getan.«
Die weichen, weibischen Lippen verzogen sich von einem breiten Lächeln. »Das brauchen Sie auch nicht. Es verlangt niemand von Ihnen, Sir. Ich will etwas anderes.«
»Und was?«
Lambert streckte den linken Arm und auch den Zeigefinger aus.
Damit deutete er auf das Telefon. »Sie werden jetzt den Hörer nehmen und in Sinclairs Büro anrufen.«
»Was sollte das bringen?«
»Ihn, Sir. Ihn soll es herbringen. Ich will, daß Sinclair hier erscheint.«
Sir James Powell lehnte sich zurück. »Darf ich fragen, was Sie danach vorhaben?«
Beau Lambert nickte. Seine Augen nahmen dabei an Größe zu. Er breitete auch die Arme aus, so daß sich die Handflächen gegenüber lagen. »Ich kann ihnen eine Antwort geben!« flüsterte er mit einer Stimme, die bei Sir James eine Gänsehaut verursachte. »Ich werde euch verbrennen, euch beide.«
Plötzlich huschten Flammen aus seinen Handflächen. Aus jeder Fläche eine, und die Flammen tanzten wie eine elektrische Funkenbrücke zwischen den Händen hin und her.
Er klatschte sie zusammen, das Feuer verschwand. Dann schnickte er mit den Fingern und bedachte das Telefon mit einem Blick.
»Nehmen Sie den Hörer, rufen Sie an.«
Sir James legte seine Hand auf den Apparat. »Was ist, wenn er noch nicht eingetroffen ist?«
»Er wird da sein, keine Sorge.«
»Na denn«, sagte der Superintendent und hob den Hörer ab. Seine Finger zitterten nicht, als er die Nummer
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