0852 - Feuer, Asche, altes Blut
hatte, sie zu lesen. Es war wieder ein Brand geschehen, und Sir James setzte seine Hoffnungen diesmal auf neue Zeugenaussagen, auch auf die seiner Männer.
Er goß sich ein frisches Glas Wasser ein. Eigentlich hätte er an diesem Mittag zu einem Essen gemußt, das aber hatte er abgesagt.
Er wollte im Büro bleiben, denn der Dienst war eben wichtiger als ein dienstliches Essen.
Als das Telefon tutete, schaute Sir James kurz auf und nahm den Hörer dabei ab.
Es war nicht Glenda Perkins, die ihn mit einer positiven Nachricht überraschte, sondern der Mann vom Empfang. Er sprach davon, daß sich ein Besucher angemeldet hätte.
»Wissen Sie seinen Namen?«
»Ein gewisser Beau Lambert, Sir.«
»Ich kenne ihn nicht. Ich habe auch zu tun. Fragen Sie trotzdem, weshalb er mich sprechen möchte.«
»Natürlich.«
Sir James vernahm im Hintergrund Stimmen. Sekunden danach hörte er wieder die Stimme des Portiers. »Mr. Lambert meint, daß es um Brände geht. Mehr sagte er nicht.«
Der Superintendent saß für einen Moment starr auf seinem Stuhl.
»Lassen Sie ihn hochbringen, bitte.«
»Sofort, Sir.«
Scharf atmete der Mann aus. Mit dieser Entwicklung des Falles hätte er nicht gerechnet. Einen Beau Lambert kannte er nicht. Das mußte nichts zu sagen haben. Dieser Mann konnte in einer ganz besonderen Beziehung zu dem Brandstifter stehen. Vielleicht hatte er auch mehr gesehen als andere Zeugen, und trotzdem war Sir James nicht sehr wohl bei dieser Sache. Er vermißte John Sinclair und Jane Collins. Mit ihnen hätte er diesen Zeugen gern bekannt gemacht.
Sicherheitshalber rief er bei Glenda an und erkundigte sich, ob zumindest einer der beiden zurückgekehrt war.
»Nein, Sir, noch nicht.«
»Danke, schon gut.« Von seinem Besucher erzählte er Glenda nichts. Er wartete auf ihn, und es dauerte nicht mehr lange, bevor an die Tür geklopft wurde.
Sehr schnell wurde sie geöffnet. Zwei Männer betraten das Büro.
Einer von ihnen war ein Bote, der den Besucher begleitete. Dieser Mann war Sir James völlig fremd. Hochgewachsen, dunkle Haare, die ölig schimmerten, und ein Gesicht, das einen weichen, weibischen Ausdruck zeigte. Er hatte den Mund einer Frau, ein weiches Kinn und aufgeplusterte Wangen. Und das Lächeln auf den Lippen wirkte nicht echt. Sir James überlegte sogar, ob er sich erheben und dem Mann die Hand geben sollte. Er entschied sich dafür, aufzustehen. Bei einem Mann wie ihm siegte eben die Höflichkeit.
»Sir James Powell?«
»Ja.«
»Ich bin Beau Lambert.« Er kam auf den Schreibtisch zu und streckte Sir James die Hand entgegen.
Der Superintendent faßte sie nur zögernd an. Als er sie schließlich zwischen seine Finger bekommen hatte, fühlte sie sich an wie ein weiches Stück Fleisch. Gleichzeitig hatte er auch das Gefühl, als würde aus der Haut des anderen Wärme in seine eigene Hand strömen, und das irritierte Sir James. Er ließ sie recht schnell wieder los und bat den Besucher, Platz zu nehmen.
Der Mann blieb stehen.
»Wollen Sie sich nicht setzen?«
»Doch.«
»Und warum tun Sie es nicht, Mr. Lambert?«
Auf den weichen Lippen erschien ein Lächeln, das Sir James überhaupt nicht gefiel. »Weil ich Ihnen etwas zeigen möchte, Sir. Ich möchte Ihnen etwas demonstrieren.«
»Gut, Mr. Lambert. Bevor Sie das allerdings tun, möchte ich Sie fragen, ob dies zur Sache gehört?«
»Ja.«
»Dann bitte.«
Beau Lambert stand vor dem Schreibtisch wie ein Künstler vor dem seines Agenten. Einer, der darauf gewartet hat, endlich seine Kunst zeigen zu können, und so ähnlich handelte Beau Lambert auch. Er bewegte sich sehr langsam. Während er die Arme anhob, spürte Sir James bereits ein Kribbeln in Magenhöhe. Nicht daß er das Gefühl gehabt hätte, einem Schwindler auf den Leim gegangen zu sein, es war etwas anderes, was ihn störte und ihn sogar frösteln ließ.
Plötzlich wußte er es.
Der Blick aus grünen Augen!
Hatten die Zeugen der Brände nicht von einer Person mit grünen Augen und strohgelben Haaren gesprochen? Durch den Kopf des Mannes huschten die Gedanken wie rasch aufeinander folgende Blitze, und als er sah, wie sich Finger in die ölig schimmernde Haarpracht klammerten, da wußte er plötzlich Bescheid.
Leider zu spät.
Mit einer heftigen Bewegung hatte Lambert die Perücke von seinem Kopf gerissen, und plötzlich leuchtete sein gelbes Haar, als wäre über den Kopfschmuck der blanke Sonnenschein geflossen.
Mit einer blitzschnellen Bewegung entledigte sich der Mann
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