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0856 - Der Drache aus dem Sumpf

0856 - Der Drache aus dem Sumpf

Titel: 0856 - Der Drache aus dem Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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in Frankreich läge so ein Teil ungenutzt herum.«
    »Das ist Technik. Zu kompliziert. Ich bin Parapsychologe, kein Barbier. Und jetzt sollten wir den Rest der Zeit sinnvoll nutzen, während der Butler unsere Köfferchen packt.«
    Mit sicherem Griff hebelte er Nicole aus und trug sie in Richtung Schlafzimmer. Nicoles Protest, erst müsse der Bart ab, ignorierte er großzügig.
    ***
    Vermittels der Regenbogenblumen wechselten sie vom Château Montagne hinüber zur Tl-Zentrale in El Paso, wo sie bereits ungeduldig erwartet wurden. Zusammen mit Robert Tendyke flogen sie dann in einer firmeneigenen, zweimotorigen Beachcraft nach Manaus, wo ein Hubschrauber vom Typ Eurocopter-Kawasaki BK-118 auf sie wartete.
    In der Beachcraft erzählte Tendyke detaillierter, worum es - zumindest nach seinem Wissensstand - ging. Zamorra und Nicole hörten aufmerksam zu. Ein Mann, der verschwand und dessen bekleidetes Skelett Tage später gefunden wurde - das ging nicht mit rechten Dingen zu. »Gibt es irgendwelche weiteren Beobachtungen?«, fragte Zamorra. »So ein Phänomen tritt ja selten allein auf.«
    Tendyke hob die Schultern. »Wenn da etwas ist, hat man es mir bislang noch nicht erzählt. Deshalb will ich mir das Skelett in Manaus mal genauer ansehen. Es ist zwecks Überführung nach New York mit dem Hubschrauber hergebracht worden, der uns anschließend zum Camp bringt. Wollt ihr euch den Toten auch ansehen?«
    »Sicher«, erklärte Zamorra. »Sonst wäre es ja ziemlich sinnlos, dass wir mitgekommen sind.«
    »Wieso kümmerst du dich eigentlich selbst um diese Angelegenheit, Rob?«, wollte Nicole wissen. »Doch sicher nicht, weil deine Firma diese Ausgrabung finanziert.«
    »Natürlich nicht. Aber ich bin in letzter Zeit zu sehr hinter meinem Schreibtisch versauert. Das macht mich unruhig. Ich bin doch von Natur aus kein Schreibtischtäter. Ich muss mal wieder da raus, muss was erleben. Den Verwaltungskram kann Riker überneh men, der wird dafür ja bezahlt.«
    Zamorra lächelte. Das Zigeunerblut in Tendyke machte sich wieder mal bemerkbar. Nein, dieser Mann war wirklich nicht für den Schreibtisch geschaffen. Die Firma hatte er nur gegründet und groß gemacht, weil er sich schon vor fast fünf Jahrhunderten geschworen hatte: »Ich will nie wieder arm sein!« Er hatte in mehreren Leben nach den Wiedererweckungen in Avalon etliche Rückschläge erlebt; er war steinreich gewesen und dann wieder bettelarm. Aber jetzt sah es so aus, als sei seine mittlerweile weltumspannende Firma, die aus unzähligen verschachtelten Tochterfirmen bestand, groß genug geworden, um nie mehr untergehen zu können. Selbst wenn es hier eine Pleite gab, boomte es dort und umgekehrt.
    Und alles funktionierte auch ohne ihn, den Firmengründer. Eigentlich brauchte er sich längst um nichts mehr zu kümmern, außer hin und wieder ein paar Unterschriften zu leisten. Es reichte ihm, nie wieder arm sein zu müssen und immer einen Cent mehr in der Tasche zu haben, als er benötigte.
    Gegen 15 Uhr landeten sie auf dem Rollfeld von Irinduba, dem Flughafen der 1,5-Millionen-Stadt Manaus. An der dortigen Universität hatte Zamorra noch keine Vorlesung gehalten; offenbar war hier das Interesse an der Parapsychologie nicht groß genug. Neben dem Flugplatz gab es noch einen Hafen, der Manaus über den Rio Negro und den Amazonas, in welchen er mündete, mit der Atlantikküste verband.
    Rio Negro - der schwarze Fluss. Es kam Zamorra wie ein Omen vor, das vor dräuender Gefahr warnte…
    Sie gingen erst gar nicht durch die Abfertigung, sondern blieben auf dem Rollfeld. Auf eine leise Bemerkung Nicoles in Sachen Zoll lachte Tendyke auf. »Die Firma zahlt einen kleinen Bakschisch, und schon werden wir in Ruhe gelassen.«
    So kann man den Begriff »Bestechung« auch umschreiben , dachte Zamorra und verspürte Unbehagen bei der Sache. »Was sagt dein Gewissen dazu?«, erkundigte er sich.
    »Ich habe es nicht gefragt«, erwiderte der Sohn des Asmodis. »Da drüben im Hubschrauber steht noch die Kiste mit dem Skelett.«
    »Mein Bedarf an Skeletten in Brasilien ist eigentlich gedeckt«, sagte Nicole eingedenk des Abenteuers mit der Flötenspielerin vor ein paar Wochen. [1] »Während ihr euch den Knochenmann anschaut, fahre ich mit dem Taxi in die Stadt und mache ein paar kleine Einkäufe in den Boutiquen.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Du bleibst hier und machst keine Einkäufe«, bestimmte er.
    »Aber ich habe nichts mehr anzuziehen«, quengelte sie. »Willst du etwa, dass

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