Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0856 - Leas Hexenladen

0856 - Leas Hexenladen

Titel: 0856 - Leas Hexenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Gras platt trat. »Als ich sie packte und schon glaubte, sie festgehalten zu haben, da hatte ich den Eindruck, einen Schlag zu bekommen. Wie mit einer Peitsche oder einem mit Elektrizität geladenen Kabel.« Sie schüttelte sich. »Das ist mir noch nie passiert. Kannst du mir sagen, was sich unter den verdammten Kutten verbarg?«
    »Nein, Maureen, aber ich bin sicher, daß wir unsere Freundinnen Wiedersehen werden.« Ich hob den Pfeil mit der Feder an. »Und dann sind wir gewarnt.«
    »Du meinst, daß wir sie packen?«
    »Immer.«
    »Und wo?«
    »Bei Lea…«
    In Maureens Augen trat ein Funkeln. »Ja, John Sinclair, in ihrem verdammten Laden. Ich kann es schon jetzt nicht mehr erwarten, ihr einen Besuch abzustatten.«
    »Wobei du dich nicht zu früh freuen solltest. Wir haben einen Teil dieser alten Weiberkraft erlebt. Ich stelle mir natürlich die Frage, wie mächtig Lea sein muß. Dabei können wir davon ausgehen, daß sie die Chefin der Frauen ist.«
    »Für was braucht sie die?«
    »Keine Ahnung. Ich bin nie Hexe gewesen.«
    »Aber du hast schon des öfteren mit diesen Weibsbildern zu tun gehabt, denke ich.«
    »Das stimmt.«
    »Keine Erfahrungswerte?«
    »Nein. Jedenfalls keine, die allgemein gültig gewesen wären. Hexen, wenn es sie denn vereinzelt gibt, handeln nie nach einem gemeinsamen Plan. Ebensowenig dienen sie auch immer demselben Herrn. Die Sache mit dem Teufel kann stimmen, muß aber nicht sein. Wir sollten uns da schon auf einige Überraschungen gefaßt machen.«
    »Na ja, du bist der Fachmann.«
    Uns hielt nichts mehr auf der Lichtung. Maureen warf dem Baum, an dem ihr Bruder sein Leben ausgehaucht hatte, noch einen letzten, schmerzhaften Blick zu. Dann drehte sie sich hastig weg, um mit mir den Weg wieder zurückzugehen.
    Wir schwiegen. Allerdings hatte meine Aufmerksamkeit nicht nachgelassen. Im Dämmer des Mischwaldes kam ich mir beobachtet vor. Wenn uns tatsächlich sechs Hexenaugen unter Kontrolle hielten, dann hatten sich diese drei Weibsleute gut versteckt.
    Unangefochten erreichten wir unseren Wagen. Maureen ging zweimal um ihn herum, denn sie wollte nachschauen, ob sich jemand an ihm zu schaffen gemacht hatte.
    Der Jaguar stand noch so, wie wir ihn verlassen hatten. »Keine Sorge, Maureen«, sagte ich. »Hexen arbeiten nicht mit Bomben. Diese Pfeile sind für sie viel typischer.«
    »Du mußt es wissen. Hier - fang!« Sie warf mir den Zündschlüssel zu. »Ich habe einfach nicht die Nerven, jetzt noch zu fahren.«
    Wir stiegen ein. Während sich Maureen eine Zigarette anzündete, verstaute ich den Pfeil im Handschuhfach. Die Frau schnallte sich an. Dabei nickte sie, und ihre Stimme klang hart, als sie sagte:
    »Jetzt bin ich mal gespannt auf diese Lea…«
    »Ich ebenfalls…«
    ***
    Es wurde eine sehr schweigsame Fahrt. Jeder von uns hing seinen Gedanken nach. Maureen rauchte nicht nur eine, sondern zwei Zigaretten. Sie hatte die Seitenscheibe des Jaguars nach unten fahren lassen, damit der Rauch abzog. Er zerflatterte über dem Wagendach. Hin und wieder hob Maureen die Schultern, aber sie sprach kein Wort. Ich konnte mir vorstellen, daß sich ihre Gedanken um die Dinge drehten, die hinter und vor ihr lagen. Es war schwer, nach Erklärungen zu suchen, und noch schwerer war es, welche zu finden.
    Der Ort Barham wurde vom normalen Durchgangsverkehr nicht berührt. Möglicherweise war das der Grund, weshalb er uns so malerisch vorkam. Die Verbindungsstraße von der Küste her in Richtung Nordosten führte nördlich an Barham vorbei. Sie war von uns auch nicht zu sehen.
    Es war kein Dorf, aber auch keine Stadt. Barham lag in der Größe irgendwo dazwischen, und es war ein Flecken Erde, dessen Bewohner versuchten, ihm ein Bilderbuch-Aussehen zu geben, denn jeder dachte wohl an den im Herbst zu erwartenden Touristenstrom, wenn der Tunnel einmal für die Allgemeinheit geöffnet war.
    »Ob wir dort die Lösung finden?« murmelte Maureen.
    »Zweifelst du?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich noch denken soll. Für mich ist in den letzten Tagen zwar keine Welt zusammengebrochen, aber ich werde den Eindruck nicht los, als hätte sich eine andere davorgeschoben, in der es mir schwerfällt, mich zu bewegen. Wie ich muß sich jemand vorkommen, dem ein Teil des Bodens unter den Füßen weggezogen wurde.«
    Das konnte ich verstehen. Wer immer nur mit normalen Dingen zu tun hatte, der war eben geschockt. Für ihn konnte es nicht einfach sein, sich mit den anderen Regeln

Weitere Kostenlose Bücher